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Mathias Klappenbach (1972–2025).

© Kai-Uwe Heinrich TSP

„Mit dir war Zeit immer besonders“: Wir trauern um unseren Kollegen Mathias Klappenbach

Sein Leben war geprägt von Wissensdrang und seinem wachen Geist. Mit diesem bereicherte er viele Jahre auch den Tagesspiegel. Im Alter von 52 Jahren verliert er den tapferen Kampf gegen eine harte Krankheit. Ein Nachruf.

Stand:

Seine letzten Wege konnte er schon lange nicht mehr allein gehen. Unser langjähriger Tagesspiegel-Kollege Mathias Klappenbach war schwer krank. Viele Leserinnen und Leser haben den Sachverstand seiner Sportanalysen geschätzt, viele Kolleginnen und Kollegen seine mitfühlende Menschlichkeit, Nachbarinnen und Nachbarn seinen nie versiegenden Lebensmut.

Geboren in einer ärmeren Familie in Ahlen als mittlerer von fünf Söhnen strebte er immer nach dem Besonderen. In der Schule übersprang er eine Klasse, im Sport fand er seine Leidenschaft, rannte, spielte, kämpfte immerzu. Mit einem Bruder lieferte er sich bei sengender Hitze ein Basketball-Duell, das erst nach drei Stunden beim Stand von 151:149 endete.

Er war der Erste in der Familie, der das Abitur machte, der studierte und dafür nach Bielefeld ging. Er las immerzu, bildete sich weiter, saugte Worte und Wissen auf. Sein Traum war es, am Puls der Zeit zu sein, die Welt zu begreifen. Und mit anderen im Café wissend über sie zu lachen. Mitte der 90er Jahre machte er sich seinen Traum wahr und zog nach Berlin.

Mathias Klappenbach (1972–2025).

© privat

Als Sportkenner und Fußballanalytiker kam er zum Tagesspiegel und erklärte mit der „Taktikschule mit Mathias Klappenbach“ das schwere Spiel mit dem leichten Ball auf präzise Art. Durch seinen wachen Geist gewann er Menschen und führte sie zusammen, mit feinem Gespür analysierte er das Geschehen: Wer ihn konsultierte, wenn es um Liebe, Literatur oder Moden ging, war danach schlau und erheitert. Freundinnen und Freunde liebten seine Aufrichtigkeit und seine Lakonie.

Der lange Kampf um Selbstbehauptung

Multiple Sklerose zersetzt den Körper Stück für Stück. Der Geist bleibt wach und wehrt sich, immerzu und doch vergeblich. Irgendwann musste Mathias sein Fahrrad verschenken und ins Erdgeschoss ziehen, irgendwann konnte er kaum noch arbeiten und nicht mehr laufen. Er kämpfte gegen die Gemeinheit der Krankheit an. Immerzu aufs Neue versuchte er, sich selbst und seinen Traum vom freien Leben in Berlin zu behaupten, auch wenn es irgendwann nicht mehr ging. Vor zehn Jahren kehrte er nach Ahlen zurück, in den Heimen und Kliniken besuchte seine Mutter ihn jeden Tag.

Nun ist „The Clap“, wie er sich selbst ironisch nannte, im Alter von 52 Jahren gestorben. In der Traueranzeige schreibt seine Familie: „Mit dir war Zeit immer besonders.“ Ja, das war sie.

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