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Ein Mann, mehrere Posten. Witali Mutko ist auch Vize-Regierungschef.

© Charisius/dpa

Medienberichte: Mutko vor Rücktritt als russischer Fußballverbandschef

Russlands Fußball-Chef Witali Mutko muss wegen des Doping-Skandals wohl zurücktreten – bleibt aber im Organisationskomitee.

Lange hat der Weltfußballverband nicht reagiert. Sechs Monate vor der Weltmeisterschaft in Russland könnte es Witali Mutko nun aber doch treffen. Wie die russische Zeitung „Kommersant“ unter Berufung auf einen Insider berichtet, wird Mutko als Präsident des russischen Fußballverbands (RFS) wohl zurücktreten. Der Sportfunktionär soll bei einer Verbandssitzung am 26. Dezember für seinen möglichen Nachfolger Alexej Sorokin, den Generaldirektor des WM-Organisationskomitees, seinen Posten räumen.

Witali Mutko, einst Präsident des russischen Topklubs Zenit Sankt Petersburg, dann von 2008 bis 2016 Sportminister und anschließend Vize-Regierungschef Russlands, steht bereits seit langem in der Kritik. Ihm wird angelastet, in seiner Funktion als Sportminister die Verantwortung für systematisches Staatsdoping zu tragen. Im Dezember diesen Jahres kam dann die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): ein Teil-Ausschluss Russlands von den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang sowie eine lebenslange Sperre gegen den Funktionär.

FIFA übte Druck aus

Zuletzt gab es nicht nur Doping-Vorwürfe gegen Wintersportler, sondern auch gegen das russische Fußballnationalteam von 2014. Mutko weist die Anschuldigungen gegen sich und seinen Verband zurück. „Es hat nie und wird niemals ein staatlich gelenktes Dopingsystem in Russland geben“, sagte er vor der Auslosung der WM-Endrunde in Moskau am 1. Dezember. „Diese ständigen Vorwürfe und Spekulationen zielen nur darauf ab, unser Land zu diskreditieren.“ Mutko verweist auf die Verantwortung der einzelnen Athleten, die die Regeln brächen.

Die Entscheidung des IOC soll ausschlaggebend gewesen sein für den kolportierten Rücktritt Mutkos von der Fußballverbandsspitze. „Kommersant“ berichtet, die Fifa habe „Druck ausgeübt“. Das kommt überraschend, denn bislang wollte Fifa-Präsident Gianni Infantino die IOC-Entscheidung nicht auf den Fußball übertragen wissen. „Diese Entscheidung hat keinen Einfluss auf die Vorbereitungen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018, da wir weiterhin daran arbeiten, die bestmögliche Veranstaltung zu liefern“, sagte er kürzlich. Nun scheint der Weltverband dem öffentlichen Druck nachgegeben – und auf einen Rücktritt hingearbeitet zu haben.

Ganz zurückziehen aus der WM-Planung wird sich Mutko aber wohl nicht. Mit dem RFS-Vorsitz gäbe er den wohl unwichtigsten seiner Posten auf. Weiterhin dürfte er dagegen Vize-Regierungschef und vor allem Präsident des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft bleiben. In dieser Funktion ist er Vorgesetzter eben jenes Alexej Sorokin, der jetzt als möglicher Nachfolger Mutkos für den Posten des RFS-Präsidenten gehandelt wird.

Sebastian Rauball

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