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Oliver Baumann hielt in der Schlussphase den Sieg gegen Nordirland fest.

© imago/Schüler/IMAGO/Marc Schueler

„Diskussion ist für keinen von Vorteil“: Nagelsmann nach Länderspiel gegen Nordirland genervt von Torwartdebatte

Der Bundestrainer stellt klar: Die Zeiten endloser Debatten sind vorbei. Statt Diskussionen setzt er auf Stabilität – und eine Stammelf, die Richtung WM zusammenwachsen soll.

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Julian Nagelsmann war mal wieder recht kurz angebunden. Während sich der Bundestrainer zur gegnerischen Mannschaft überhaupt nicht mehr äußern wollte, nachdem seine jüngsten Aussagen in Nordirland gar nicht gut angekommen waren, blieb er auch zum Thema Torwartdebatte eher wortkarg. „Ich wundere mich, warum wir das jede Woche drei Stunden diskutieren“, sagte der 38-Jährige am Montagabend bei RTL, als er auf eine mögliche Rückkehr von Manuel Neuer angesprochen wurde. „Wir haben aktuell kein Torwartproblem.“

Tatsächlich avancierte sein Torhüter Oliver Baumann zum Matchwinner beim 1:0-Sieg der deutschen Nationalelf. Er musste zwar nur drei Bälle im gesamten Spiel abwehren, der letzte Abschluss der Gastgeber hatte es allerdings in sich. Nach einem Pass in den Strafraum war Callum Marshall durch und schloss mit einem satten Schuss ins rechte untere Eck ab.

Die 17.926 frenetisch anfeuernden Anhänger im Windsor Park in Belfast rissen schon die Arme zum Jubeln nach oben, bevor ihnen Baumann mit einer starken Parade doch noch den Spaß verdarb. Auch sonst zeigte er sich sehr aufmerksam, fing einige Bälle souverän ab und strahlte insgesamt eine große Ruhe aus. „Olli hat es überragend gemacht. Man hat das Gefühl, da ist jemand, auf den man sich immer verlassen kann. Auch in brenzligen Situationen“, meinte Jonathan Tah.

Der 35-Jährige, der bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag steht, hat in dieser WM-Qualifikation eindrücklich bewiesen, dass auf ihn Verlass ist. „Wie immer erwähnt, ich möchte der Mannschaft helfen und so eine Leistung abliefern wie heute“, sagte Baumann.

In den letzten zehn Spielen haben wir keines verloren wegen eines Torwartfehlers. Daher ist die Diskussion für keinen von Vorteil.

Julian Nagelsmann, Bundestrainer

Eine Forderung nach einer Stammelf-Garantie wollte er sich dabei erneut nicht entlocken lassen. „Natürlich möchte ich so lange und so oft wie möglich spielen. Aber wenn Julian irgendwann kommt und sagt, dass Marc jetzt wieder spielt, werde ich mich nicht querstellen“, hatte Baumann schon im Vorfeld des wichtigen Spiels in der WM-Qualifikation dem „Kicker“ gesagt, als er auf das baldige Comeback von Marc-André ter Stegen angesprochen wurde. „Ich werde immer für dieses Team da sein.“

DFB-Team kann auf seine Standardstärke bauen

So ist es wenig verwunderlich, dass Trainer Nagelsmann – wie schon zuvor bei der Debatte um Joshua Kimmich und dessen Positionierung auf dem Feld – gar nicht erst eine Diskussion aufkommen lassen wollte. „In den letzten zehn Spielen haben wir keines wegen eines Torwartfehlers verloren. Daher ist die Diskussion für keinen von Vorteil“, meinte er und fügte ironisch an: „Ich glaube, auch nicht für Manu, der meines Wissens zurückgetreten ist.“

Nicht nur Baumann überzeugte in den beiden Länderspielen mit seiner Konstanz, sondern auch der Rest des deutschen Teams, das mit derselben Startelf auflief wie schon gegen Luxemburg. Acht Monate vor der WM scheint sich Nagelsmann auf ein Grundgerüst an Spielern festgelegt zu haben und weitere Experimente eher zu vermeiden. „Natürlich vermissen wir nach wie vor Kai (Havertz, Anm. d. R.) und Jamal (Musiala, Anm. d. R.) auf den Offensivpositionen. Wir brauchen sie schon, weil wir dann noch mehr in der Lage sein werden, auch Torchancen zu erspielen“, sagte Nagelsmann über die beiden verletzt fehlenden Topstars.

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Standardtore erzielte die deutsche Nationalelf in den vergangenen acht Spielen.

Der Bundestrainer spielte dabei auch auf die Standardstärke seiner Mannschaft an, die in den letzten acht Qualifikations-Spielen fünf Treffer nach einem ruhenden Ball erzielt hatte. „Ich will jetzt nicht zu viel aus dem Nähkästchen plaudern, aber wir arbeiten schon sehr viel an Standards“, sagte Nick Woltemade, der nach einer Ecke von David Raum mit der Schulter zu seinem ersten Länderspieltor kam. „Es gibt ein paar Varianten, die man sich merken muss. Es ist schön zu sehen, dass wir daraus Tore machen, dadurch bleiben wir auch unberechenbarer.“

So blieb es am Ende ein Sieg der Konstanz, der eine insgesamt solide Länderspielphase abrundete und die Zuversicht zurückbrachte, dass dem DFB-Team das Ticket für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Mexiko, Kanada und den USA eigentlich kaum noch zu nehmen ist.

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