
© dpa/Mike Egerton
Protestaktion bei Snooker-Weltmeisterschaft: „Sie hätten Waffen oder sonst etwas haben können“
Zwei Umweltaktivisten crashten mittels einer orangefarbenen, pulverartigen Substanz die Snooker-WM in Sheffield. Das könnte nun Folgen für das weitere Turnier haben.
Stand:
Mark Allen war erleichtert. „Sie hätten Waffen oder sonst etwas haben können“, sagte der nordirische Snooker-Profi am Montagabend. Kurz zuvor hatte es bei der WM in Sheffield eine in dieser Form einmalige Protestaktion gegeben. Zwei Aktivisten von „Just Stop Oil“ hatten sich während der gerade gestarteten Abendsession in den Innenraum der Arena begeben.
Einem Demonstranten gelang es, auf den Snookertisch zu springen und dort eine orangene, pulverartige Substanz zu verstreuen. Der Tisch war anschließend nicht mehr bespielbar, das Erstrundenmatch zwischen Robert Milkens und Joe Perry musste verschoben werden.
Am Nebentisch, wo Allen gegen Fan Shengyi spielte, konnte eine zweite Aktivistin rechtzeitig überwältigt werden, bevor es zu einer ähnlichen Aktion kam. Während sich „Just Stop Oil“ nach ihrem Protest in den Sozialen Netzwerken feierte, herrschte rund um das Crucible Theatre Entsetzen. Vergleichbares hatte es bei einer Weltmeisterschaft noch nicht gegeben, 2008 hatte einmal ein Flitzer während des Finales eher für Lacher gesorgt.
Die beiden Demonstranten wurden festgenommen, ihnen droht nun ein Verfahren. Zuletzt hatten Mitglieder der Gruppe schon andere Sportevents gestört. Im Fußball wurde versucht, sich bei einem Spiel der Premier League an einen Torpfosten zu ketten und in der Formel 1 liefen andere Aktivisten von „Just Stop Oil“ während des Rennens in Silverstone sogar auf die Strecke. Die Gruppe setzt sich unter anderem für ein Ende der Öl- und Gasförderung in der Nordsee ein.
Für mich sind das komplette Idioten.
Mark Allen über die Protestaktion.
„Für mich sind das komplette Idioten“, meinte Allen, der in der Aktion „weder Sinn noch Zweck“ erkennen konnte. „Es muss für sie bessere Möglichkeiten geben, ihren Standpunkt zu vertreten“, sagte der 37 Jahre alte Weltranglistendritte. Immerhin konnte er sein Match nach einer rund 40-minütigen Unterbrechung fortsetzen und zog nach dem Schreckmoment ins Achtelfinale ein.
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Milkins und Perry warteten hingegen vergeblich darauf, am Montag noch weiterspielen zu können. Das Tuch auf dem Tisch war irreparabel beschädigt, ein Austausch hätte zu lange gedauert. Zunächst war das allerdings nicht klar und die Spieler ohnehin einigermaßen verdutzt: „Mit sowas rechnet man nirgends, vor allem nicht hier“, sagte Perry der BBC. „Ich wusste erst gar nicht, was los ist. Als es dann vorbei war, habe ich versucht mich zu entspannen, aber es war erstmal etwas beunruhigend.“
Beim Snooker kommen sich Fans und Spieler sehr nah
Die Sicherheitsmaßnahmen bei dieser WM dürften nun noch einmal verschärft werden, am Montag schien es dabei so, als hätten die Aktivisten leichtes Spiel gehabt, bis an die Tische vorzudringen. Der Weltsnookerverband teilte später knapp mit: „Die Sicherheit von Spielern und Fans hat immer oberste Priorität“, entsprechend „robuste Maßnahmen“ würden auch weiterhin ergriffen.
Einigen Profis reicht das aber nicht. „Ich bin schon lange der Meinung, dass die Sicherheitsvorkehrungen zu lasch sind“, kritisierte Shaun Murphy bei BBC Radio 5. Tatsächlich sind die Spieler beim Snooker sehr nah dran an den Fans, auch in Berlin beim German Masters im Tempodrom macht dies unter anderem die besondere Atmosphäre aus. Murphy sieht Snooker „als leichtes Ziel“ und fordert deswegen ein Umdenken.
Am Dienstag ging es in Sheffield zunächst ganz normal weiter. Tickets werden für die WM pro Session verkauft. Die Fans, die in den nächsten Tagen in die Arena pilgern, werden sich darauf einstellen müssen, genauer kontrolliert zu werden. Und möglicherweise wird es künftig nicht mehr damit getan sein, nur das Handy auszuschalten. Die Zeiten, in denen Fans mit den Profis abklatschen konnten, dürften vorerst vorbei sein.
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