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Christian Seifert verlässt die DFL im Sommer 2022.

© dpa

Nach Rücktritt von DFL-Boss Seifert: Zäsur für den deutschen Fußball

Kein guter Tag für den deutschen Profifußball. In Christian Seifert verliert er seinen besten Mann. Ein Signal für eine Zeitenwende. Ein Kommentar

Dieser Montag war ein besonderer Tag für den deutschen Profifußball. Aber kein besonders guter. Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), wird seinen Vertrag nicht über den 30. Juni 2022 hinaus verlängern. Das teilte der 51-Jährige in einer Erklärung mit. Bereits vor einigen Tagen war er von seinem Amt im Präsidialausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zurückgetreten.

Der Rückzug Seiferts ist ein harter Einschnitt für den bezahlten Fußball, die Tragweite seiner Entscheidung wird vermutlich erst allmählich seine ganze Tragweite entfalten. Führende Köpfe der Vereine aus München und Dortmund sprechen von einem herben Verlust. Auch die DFL hat ihr Bedauern kundgetan. Sie darf nun nach einem Nachfolger Ausschau halten. Es gibt sicher einfachere Aufgaben.

In der Corona-Krise wurde er zum Gesicht des Fußballs

Lange Zeit war der Badener ein Mann des Hintergrunds. Er hatte vornehmlich als exzellenter Verhandler großes Ansehen erworben. Die Vermarktung der TV-Rechte stieg in seiner Amtszeit von 300 Millionen Euro pro Saison vor 15 Jahren auf knapp 1,5 Milliarden Euro pro Saison.

Doch vor allem in der Corona-Krise, als der Spielbetrieb im Fußball zum Stillstand kam, hat Seifert sich als Top-Manager bewiesen und ist zu dem Gesicht des deutschen Fußballs geworden.

Mit sicherem Gespür für das Nötige und Mögliche, gepaart mit Klarheit und Demut hat er eine Politik betrieben, die in der Politik und in der Branche ankam. Mit einem bis dahin beispiellosen Hygienekonzept glückte der Restart im Mai, die Spielzeit konnte zu Ende gebracht werden, wenngleich ohne Zuschauer. Dieses Konzept galt vielen anderen Ligen und Sportarten als Blaupause. Es bewahrte nicht wenige Klubs vor der Insolvenz.

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Aber Seifert sprach auch immer wieder in den vergangenen Jahren von seinem Unverständnis darüber, dass viele Bundesligaklubs trotz steigender Einnahmen kaum Rücklagen gebildet hätten. Er mahnte nachhaltigeres Wirtschaft an. Das Geld komme schließlich nicht aus der Steckdose, hatte er den 36 DFL-Klubs zugerufen.

Natürlich weiß auch Seifert, dass die Coronavirus-Pandemie noch andauern und die Nachwehen nicht abschätzbar sind. Das wird ihn bis zum Ende seiner Amtszeit begleiten. Und ganz sicher weiß Seifert, dass die Jahre des steten Wachstums, die fetten Jahre also, vorbei sind. Das liegt nicht nur an der Pandemie, aber sie hat es für jedermann sichtbar gemacht.

Der DFB gibt ein schräges Bild ab

Ein Wertewandel im Fußball ist angemahnt. Dazu muss sich auch der DFB verhalten, der seit Jahren ein schräges Bild abgibt und mit Skandalen und Steuervorfällen im eigenen Haus zu kämpfen hat. Das Fußballgeschäft wird sich verändern müssen, weg von den Egoismen der Klubs, dem Alphatiergehabe und den bekannten Maßlosigkeiten bei Transfersummen und Spielergehältern.

Seiferts angekündigter Rücktritt ist eine Zäsur. Der Fußball wird einen seiner besten Köpfe verlieren, vielleicht sogar den besten. Wenn es noch eines Zeichens bedurft hätte, dann hat es Seifert nun gesendet. Der Fußball steht vor einer Zeitenwende, auch wenn das immer noch nicht jeder Player dieser Branche wahrhaben will. Der Profifußball braucht kreative Lösungen, die über die angelaufene Spielzeit hinausreichen. Und zwar rasch. Wenn das angekommen ist im Fußball, war dieser Montag vielleicht doch kein so schlechter Tag.

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