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Sport: Nächster Nackenschlag

Eine Verletzung zwingt Nicolas Kiefer vor dem Achtelfinale in Paris zur Aufgabe – nicht zum ersten Mal

So viele Schmerztabletten konnte Nicolas Kiefer gar nicht nehmen. „Ich habe es den ganzen Tag versucht mit Spritzen, Tabletten und Massagen, aber es hatte keinen Sinn“, sagt der deutsche Tennisprofi. Hinzu kam, dass ihm die vielen Medikamente, die er seit Samstag genommen hat, auf den Magen geschlagen sind. Die ganze Nacht musste sich Kiefer übergeben. „Ich habe nichts mehr essen und nichts mehr trinken können, vermutlich war die Tablettenmixtur nicht gut.“ Und so kam es, dass Nicolas Kiefer sein Achtelfinale bei den French Open gegen den argentinischen Sandplatzspezialisten Guillermo Canas ohne einen Ballwechsel verlor: Er konnte erst gar nicht antreten.

Im Spiel gegen Igor Andrejew am Samstag hat er sich eine Nackenverletzung zugezogen, die unaufhörlich schmerzte. „Beim Stand von 3:1 im ersten Satz ging es auf einmal los und hat gezogen wie verrückt, die ganze rechte Seite tut höllisch weh.“ Er habe wenig geschlafen und auch die Ärzte konnten nichts mehr ausrichten. Für Nicolas Kiefer ist dieses unglückliche Ausscheiden wieder einmal ein trauriges Ende in einem sehr erfolgreichen Grand Slam Turnier.

Es war sein bisher bester Auftritt in Roland Garros. In acht vorherigen Versuchen war er nie über die zweite Runde hinaus gekommen, diesmal schaffte er es gleich ins Achtelfinale.„Auch wenn Canas ein sehr guter Sandplatzspieler ist, hatte ich mir meine Chancen ausgerechnet, weil ich einen Lauf hatte und sehr gut drauf war“, erklärte Kiefer.

Überhaupt waren diese French Open für ihn gut verlaufen. Souverän hat er sein Auftaktmatch gegen Ivo Karlovic gewonnen. Anschließend erkämpfte er sich auf dem Centre Court einen Fünfsatzsieg gegen Arnaud Clement, ehe er sich trotz Unterbrechung wegen Dunkelheit gegen Andrejew durchsetzte. „Ich habe den Spaß und die Freude am Sandplatztennis gefunden und sehr gut gespielt, deshalb ist es umso bitterer, dass wieder so ein Rückschlag gekommen ist“, sagte Kiefer. Und von denen hatte Kiefer zuletzt eigentlich genug.

Vor allem das Jahr 2004 hielt einige Überraschungen für ihn bereit. Die Olympischen Spiele in Athen zum Beispiel. Da hing die Goldmedaille im Doppel mit Rainer Schüttler schon so gut wie um seinen Hals. Doch beide vergaben vier Matchbälle und verloren das Match in fünf Sätzen. Kiefer weinte in der Pressekonferenz. Der nächste Rückschlag folgte bei den US Open ebenfalls im Achtelfinale, als er sich im fünften Satz gegen Tim Henman eine Kapsel und Bänderanriss im rechten Unterarm zuzog.

Den Rest der Saison musste er daraufhin pausieren. Doch seit seinem Comeback in diesem Jahr steigerte er sich allmählich. Und nun stoppt ihn sein Nacken in Paris. Wie in New York kann er ein Achtelfinale wegen einer Verletzung nicht sportlich beenden. „Das ist wirklich enttäuschend und traurig“, sagte Kiefer. Er will jetzt nach vorne blicken. Die Leistung bei den French Open gibt ihm Zuversicht für die nächsten Turniere.

Allerdings muss er dafür erst einmal seine Verletzung auskurieren. Vermutlich leidet er an einem eingeklemmten Nerv. „Ich hoffe, dass es nichts Langwieriges ist und ich bald wieder spielen kann“, sagte Kiefer. Spätestens in Wimbledon. „Da will ich auf jeden Fall spielen und alle Turniere, die davor kommen, sind Zusatz.“ Ein solches ist beispielsweise das Rasenturnier in Halle/Westfalen. Sein Einsatz dort ist seit gestern fraglich. Zum Spiel gegen Canas nicht anzutreten, sei eine „brutal schwierige Entscheidung“ gewesen. „Aber ich stecke nicht in meinem Körper drin und kann nichts gegen solche Rückschläge machen.“ Er kann sie nur hinnehmen – und weitermachen.

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