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Stets fokussiert. Herthas Cheftrainer Pal Dardai vor dem Spiel gegen Köln auf der Trainerbank.

© dpa

Arbeit von Trainer Pal Dardai: Neue Handschrift bei Hertha BSC: Mut mit Ball

Trainer Pal Dardai hat Hertha BSC eine neue Handschrift verliehen. Bei dem Berliner Bundesligisten wird Fußball gespielt und nicht gekämpft. Ein Zwischenfazit.

Dampfend stand Pal Dardai nach der Trainingseinheit und strahlte übers ganze Gesicht. Einmal, weil er durchgehalten hatte, der 39-Jährige hatte komplett mittrainiert. Seine gute Laune speiste sich aber vielmehr aus einer Grundzufriedenheit. Mit vier Punkten ist Hertha BSC aus der englischen Woche herausgekommen, das sei ein ordentlicher Wert. „Wir haben uns alle Punkte verdient, da war kein Zufall dabei“, sagte der Trainer Dardai.

Es sieht wieder nach Fußball aus, was Hertha so auf den Platz bringt. „Wir spielen gut von hinten raus, haben mehr Ballbesitz und verteidigen ganz gut“, sagte Tolga Cigerci. Der 23-jährige Mittelfeldspieler, der fast eine komplette Spielzeit ausfiel, verleiht der Mannschaft mit seinem spieltaktischen Verständnis und seiner Passsicherheit ein gutes Stück Statik und Tiefe. „Jetzt müssen wir den nächsten Schritt setzen und solche Spiele wie das in Frankfurt gewinnen.“

Tatsächlich boten sich den Berlinern einige Torchancen, allein in der ersten Hälfte kam Vedad Ibisevic dreimal zum Torabschluss, eine vierte Chance nutzte er, stand dabei aber geringfügig im Abseits. „Wir müssen unser Ballbesitzspiel noch stärker machen.“ Mancher fühlt sich bereits an bessere Tage erinnert, als Lucien Favre noch Trainer in Berlin war und Hertha einen Frühling lang (2009) von der Teilnahme an der Champions League träumen durfte. Auch jetzt sucht die Mannschaft nach spielerischen Lösungen. „Das ist unsere neue Philosophie, wir wollen mehr Spielkultur“, sagte Dardai. Das sieht nicht nur ansprechend aus, sondern schlägt sich auch in der Tabelle wieder. Mit elf Punkten sind die Berliner nach sieben Spieltagen Sechster, damit war nach der Wackelsaison 2014/2015 nicht unbedingt zu rechnen gewesen. Eine neue Handschrift ist unschwer erkennbar. Auffällig ist, dass die Mannschaft in ihrem Inneren funktioniert, sie hat eine gute defensive und offensive Ordnung, sie wirkt ausbalanciert und ist laufbereit und willig. „Hätten wir noch zehn Minuten länger gespielt, hätten wir Frankfurt geknackt“, sagte Dardai.

Als Option für die Zehnerposition gibt es noch Alexander Baumjohann

Herzstück der neuen Hertha ist das zentrale Mittelfeld. „Wir haben ein gutes Mittelfeldpressing, deshalb können wir nach vorn verteidigen“, sagte der Ungar. Hauptverantwortlich dafür sind die drei zentralen Spieler, wobei die Sechserposition fest an den Norweger Per Skjelbred vergeben ist. Vladimir Darida gibt nach Bedarf den zweiten Sechser, den Achter oder Zehner. Cigerci ist mehr Achter. „Vladimir ist stärker, wenn er ein wenig mehr aus der Tiefe kommt. Jetzt kenne ich ihn besser“, sagte Dardai. Der 25 Jahre alte Tscheche, der im Sommer für knapp vier Millionen Euro vom SC Freiburg kam, erzielte gegen Frankfurt sein erstes Bundesligator. Zuvor hatte er bereits im Pokal für die Berliner getroffen. Sein Auftrag von Dardai zu Saisonbeginn lautete, mehr Tore aus dem Spiel heraus zu erzielen. „Es kommt mir entgegen, wenn wir mehr Fußball spielen“, sagte Darida.

„Sechser spielen können sie alle drei, sie sind leichtfüßig und handlungsschnell“, sagte Dardai. Und als Option für die Zehnerposition habe er noch Alexander Baumjohann. „Ich weiß noch nicht, wann er von Anfang an spielen kann. Wenn ich ihn später bringe und der Gegner müder wird, gewinnt er all seine Zweikämpfe.“

Kommenden Samstag kommt der Hamburger SV ins Olympiastadion

Die Mannschaft nehme das allgemeine Lob gern an, aber es werde weiter gearbeitet. „Mut mit Ball“, lautet Dardais Trainingsthema. Die Mannschaft müsse im eigenen Ballbesitz noch stärker, noch sicherer und zielführender werden. Gleichwohl muss sie vor allem bei gegnerischen Standards wachsamer werden. Zum wiederholten Mal hat Hertha nach einem ruhenden Ball (Ecke) ein Gegentor (Alex Meier) kassiert. Doch dieses Mal nahm Pal Dardai seine Spieler in Schutz. „Das ist Meier“, sagte Dardai. Der Frankfurter Stürmer ziehe den Ball an wie ein Magnet. „Dieses Ding ist unglücklich und kann nicht verteidigt werden.“

Nächsten Samstag kommt der Hamburger SV ins Olympiastadion, der nur einen Punkt weniger auf dem Konto hat als die Berliner. Jeder könne die Tabelle lesen. „Jeder weiß, was passiert, wenn wir ein Spiel gewinnen, und was, wenn wir verlieren“, sagte Dardai und wollte das als Ansporn verstanden wissen. Dann sagte er noch, dass er sich für den Rest des Tages nicht mehr bewegen könne – das Training, die Knochen.

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