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Paul Simonis trainierte den VfL Wolfsburg für nicht mal ein halbes Jahr.

© dpa/Swen Pförtner

Neuer Trainer, alte Probleme: Simonis’ Entlassung allein wird den VfL Wolfsburg nicht retten

Die Entlassung von Paul Simonis ist aufgrund der schwachen Leistungen folgerichtig. Doch die Probleme beim VfL Wolfsburg liegen tiefer. Es fehlt an Identität und Zusammenhalt.

Julie Klostermann
Ein Kommentar von Julie Klostermann

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„Alle Jahre wieder …“ lautet der Beginn des bekannten Weihnachtslieds von Friedrich Silcher. Und auch wenn es für Glühwein, Lebkuchen und das Christuskind noch ein kleines bisschen früh ist, passt der Song dafür mal wieder umso besser zur aktuellen Situation des VfL Wolfsburg.

Denn alle Jahre wieder folgt beim VfL auf große Erwartungen die Enttäuschung und auf den nächsten Umbruch der nächste Trainerwechsel. Diesmal trifft es den erst im Sommer verpflichteten Paul Simonis und damit den bereits achten Trainer in den letzten fünf Jahren. Seine Entlassung ist aufgrund der zuletzt erschreckend schwachen Auftritte zwar folgerichtig, löst aber keineswegs das eigentliche Problem des Vereins.

Denn auch wenn der Niederländer seine Idee vom kreativen Offensivfußball nie auf den Platz bringen konnte, liegen die wahren Ursachen der Wolfsburger Krise wesentlich tiefer.

Beim VfL Wolfsburg fehlt der Teamgeist

Jeder, der in dieser Saison nur ein paar Minuten eines Wolfsburg-Spiels gesehen hat, merkte schnell, dass dort kein Team auf dem Platz steht. Der Kader wirkt wie eine planlos zusammengewürfelte Ansammlung von Einzelspielern, die in erster Linie für sich selbst spielen. Von Zusammenhalt und Teamgeist fehlt jede Spur.

Auch das Vereinsmotto „Arbeit. Fußball. Leidenschaft“ klingt inzwischen wie ein Relikt aus besseren Zeiten – oder schlimmer noch: wie ein leerer Marketingslogan. Auf dem Feld ist von Leidenschaft jedenfalls kaum etwas zu sehen. Vom so oft beschworenen „Wolfsburger Weg“, der einst den Fokus auf den eigenen Nachwuchs legen sollte, ist man währenddessen ähnlich weit entfernt wie vom erklärten Ziel Europapokal.

Und das, obwohl die Saison so verheißungsvoll begonnen hatte: Mit dem 80. Vereinsgeburtstag und einem ordentlichen Saisonstart lag eigentlich ein Hauch von Aufbruch über der Stadt. Statt dieser anfänglichen Euphorie hört man jetzt aber immer häufiger bezeichnende „Wir haben die Schnauze voll“-Gesänge von den Rängen.

Mit der Entlassung von Simonis hat der Verein nun die erste Reißleine gezogen. Doch wer glaubt, dass damit alles besser wird, irrt. Der VfL Wolfsburg braucht endlich mehr als nur einen neuen Trainer. Er braucht eine Idee, eine eigene Identität. Und vielleicht – man darf ja noch wünschen, es ist schließlich bald Weihnachten – endlich mal wieder ein echtes Team.

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