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Geschafft! Die Los Angeles Dodgers sind zum achten Mal Meister der Major League Baseball.

© Imago/Kyodo News

New York Yankees helfen mit unfassbaren Fehlern: Los Angeles Dodgers gewinnen World Series

Ein Superstar patzt, ein anderer ist schwer angeschlagen. Und so entscheiden in der World Series zweier Baseball-Großmächte am Ende Kleinigkeiten über den Titel.

Stand:

„Schlimmer geht es nicht mehr“, sagte Gerrit Cole mit versteinerter Miene. Der herausragende Pitcher der New York Yankees hatte eine fabelhafte Leistung im fünften Spiel der World Series gegen die Los Angeles Dodgers hingelegt. Nach fast sieben Innings hatte er gerade mal vier Hits abgegeben und in seiner Statistik stand in der Spalte verschuldeter Runs eine Null.

Besser geht es eigentlich nicht mehr – in der reinen Statistik, in der es neben den verschuldeten eben auch die tatsächlichen Runs gibt. Und die sind es, die zählen. Denn letztlich verloren die Yankees ein dramatisches fünftes Spiel der World Series mit 6:7 und damit auch die Chance auf den Titel. Der geht nun zum achten Mal in ihrer Geschichte an die Dodgers, mit 4:1 gewannen sie die mit Spannung erwartete Finalserie der beiden wohl größten Teams in der Major League Baseball (MLB).

Mit 5:0 gingen die Yankees ins fünfte Inning, das in ihrer Geschichte als das wohl schlimmste überhaupt eingehen dürfte. Aaron Judge, ihr Superstar, dem im ersten Inning endlich der erste Homerun in dieser World Series gelungen war, ließ einen Ball über den Handschuh rutschen – sein erster Fehler in der Verteidigung im Center Field überhaupt in seiner Karriere in 1958 Innings.

Es folgte eine weitere unsaubere Aktion der Defensive, die ein leichtes Aus verhinderte. Trotzdem war da immer noch Gerrit Cole, der die nächsten beiden Schlagmänner der Dodgers mit einem Strikeout zurück auf die Bank schickte – und dann in einen Sekundenschlaf versank. Cole vergaß, dass er nicht nur Werfer, sondern selbst auch Feldverteidiger ist.

Ein simpler Roller von Mookie Betts hätte normalerweise das sichere dritte Aus für die Dodgers bedeutet, doch Cole vergaß zur ersten Base zu laufen, um Betts dort auszumachen und so nahm das Unheil immer weiter seinen Lauf. Beim Stand von 1:5 gelangen den Gästen aus Los Angeles zwei Hits, die das Spiel tatsächlich ausglichen. Betts meinte hinterher: „Du darfs uns keine Extra-Outs schenken.“

Dennoch gingen die Yankees später im Spiel wieder mit 6:5 in Führung, ehe ihnen ein weiterer Fehler unterlief. Catcher Austin Wells griff mit seinem Handschuh zu weit nach vorne und störte Shohei Ohtani bei dessen Schwung.

Die Dodgers sind jetzt der wichtigste Klub in der Stadt.

Magic Johnson, Basketball-Legende und Teil-Eigentümer der Los Angeles Dodgers

Der japanische Mega-Star erreichte deswegen direkt die erste Base und kurz darauf stand es tatsächlich 7:6 und diesen Vorsprung hielt Los Angeles bis zum Schluss. Erstmals in der Geschichte der MLB-Play-offs hatte ein Team damit einen Fünf-Run-Rückstand und einen weiteren danach noch in einen Sieg gedreht.

„Die Dodgers sind jetzt der wichtigste Klub in der Stadt“, sagte Magic Johnson, einst Basketballer bei den Los Angeles Lakers und heute Teil-Eigentümer des Baseball-Teams. Beinahe noch pathetischer fügte er hinzu: „Wir haben diese Meisterschaft gebraucht. Die Dodgers mussten das für Los Angeles schaffen und dieses Meistergefühl zurückbringen in die Stadt.“

Den Ball fängt Aaron Judge in 99,9 Prozent aller Fälle. Diesmal aber nicht.

© Imago/Imagn Images

2020 hatte das Team letztmals den Titel gewonnen, aber der wurde während der Corona-Pandemie errungen, ohne Fans, ohne Parade und in einer verkürzten Saison. Auch deswegen sagte Manager Dave Roberts nach dem Spiel mit leichter Ironie: „Ich bin sicher, dass es diesmal kein Sternchen dahinter geben wird.“

Auf der anderen Seite hat am Ende genau die Mannschaft die Meisterschaft gewonnen, die ihn auf dem Papier auch gewinnen musste. Allein drei Spieler wurden in ihrer Karriere bereits als Most Valuable Player (MVP) in der Liga ausgezeichnet: Betts, Ohtani und Freddie Freeman.

In Spiel fünf holte LA einen 0:5-Rückstand auf

Und doch war der Weg zum Titel eben nicht selbstverständlich und beileibe kein leichter. Freeman humpelte mit einer Knöchelverletzung durch die gesamten Play-offs, nur um in der World Series zum entscheidenden Faktor zu werden. Im wohl besten Auftaktspiel einer World Series überhaupt gelang ihm bei 2:3-Rückstand im zehnten Inning ein Grand Slam zur 6:3-Sieg. In den Spielen zwei, drei und vier legte er weitere Homeruns nach und sorgte in Spiel fünf für den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 5:5.

Freeman wurde zum MVP dieser World Series gewählt. Ohtani wird diese persönliche Auszeichnung in Kürze für die gesamte Saison erhalten. Wobei die World Series des Japaners die Saison der Dodgers bestens beschreibt. Denn obwohl er sich im zweiten Endspiel die Schulter beim Versuch eine Base zu stehlen, teilweise ausrenkte, spielte er doch weiter und wurde so allein durch seine Präsenz zum Faktor.

Und auch wegen Ohtani sieht die Zukunft der Dodgers rosig aus. Im nächsten Jahr will er auch wieder pitchen, als wäre er als Schlagmann allein nicht schon furchteinflößend genug. Nachdem sein Team seit 1988 auf eine Meisterschaft in einer voll gespielten Saison warten musste, scheinen weitere Titel vorprogrammiert.

„Wenn wir irgendwann aufgehört haben und zurückblicken, möchte ich sagen können, dass das die goldene Ära des Dodger-Baseball gewesen ist. Das ist mein ultimatives Ziel“, sagte Andrew Friedman, der Präsident des Teams. Was ein bisschen nach Wunschdenken klingt, könnte im Falle der Los Angeles Dodgers sehr wohl Wirklichkeit werden.

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