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Der Mann und das Silber. Alexander Owetschkin mit dem Stanley Cup.

© John Locher/dpa

NHL: Zum Titelgewinn der Washington Capitals: Alex, Du bist Punk!

Alexander Owetschkin hat den Stanley Cup gewonnen und damit auch den Titel, den er verdient. Denn er ist ein Großer unter den Großen – mit Makel. Eine Ode.

Alex, Du bist ein Verrückter. Ein echter Verrückter. Viele wollen verrückt sein und schaffen es nie, verrückt zu sein. Du bist es. Ein wilder Virtuose auf dem Eis, das Dich liebt. Und Du bist ein Punk, Deine Zahnlücke, Deine ungepflegten Locken, jetzt mit 32 Jahren sogar mit coolem Silberstich. Wenn Dave Grohl mal einen Gitarristen für seine Foo Fighters sucht, bist Du der Mann. Optisch bist Du gehobene Grunge-Weltklasse! Du bist kein glatter Aller-Leute-Liebling wie Sidney Crosby, nicht so selbstverliebt wie Jaromir Jagr und kein Muffelkopp wie unser Kölsche Jung Leon Draisaitl. Du bist anders als die anderen Großen des Welteishockeys. Mit Dir kann man coole Werbespots drehen, die zeigen wie Du wütend gegen den Cola-Automaten Tritte verteilst und den Kampf gegen das Metall gewinnst. 

Du bist auch ein Streber. Du wolltest gewinnen und bist so oft gescheitert, mit den Capitals sowieso – aber diesen Makel hast Du nun besiegt, durch diese grandiose Finalserie gegen dieses komische Team aus der Wüste. 

4:1 nach Siegen gegen die Vegas Golden Knights, mit Dir als Kapitän haben die Washington Capitals in 44 Jahren (13 Jahre davon mit Dir im Team) erstmals die wertvollste (und am seltsamsten aussehende) Trophäe im Klubeishockey gewonnen, den Stanley Cup. Meister in der National Hockey League (NHL), das beste von 31 Teams in einer der größten Ligen dieses Planeten (schade, dass Philipp Grubauer nur Ersatztorwart war). Aber: Dieser Titel ist vor allem Deiner! 

Womöglich legt der Putin Hand an Deinen Pokal, das wird vielleicht sogar den Trump ärgern

Diese Emphase, diese Trippelschritte, dieser erfrischende Jubel nach Deinem Tor zum 2:1 im letzten Spiel in Vegas am Freitag, das war so herrlich schön. Gut, es war ein Powerplaytor nach einem gut organisierten Powerplay. Du warst völlig frei am linken Pfosten, den hätte vielleicht auch jeder Nachwuchsspieler verwandelt. Mit weit weniger Dusel womöglich, denn natürlich hat dort der Torwart geholfen – aber Du hast ja schon so viele geniale Tore geschossen, da hast Du Dir auch ein glückliches Tor verdient. 

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Mit Russland bist Du schon Weltmeister geworden (drei Mal sogar). Zu einer olympischen Medaille hat es für Dich leider noch nicht gereicht. Du hast das Pech, dass Du nicht zur größten Generation des russischen Eishockeys gehörtest. Und als Deine Landsleute im olympischen Finale von Pyeongchang den Deutschen das Gold im Februar mit Dusel geklaut haben, durftest Du nicht mitspielen – obwohl Du wolltest. Aber die NHL ließ Dich nicht. Nun hast Du es auch denen gezeigt! Der Stanley Cup reist mit Dir nach Moskau, in Deine Heimatstadt! Womöglich legt der Putin Hand an den Pokal, das wird vielleicht sogar den Trump ärgern. 

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Aber alles glaube ich Dir auch nicht. Du bist heimatverbunden. Während der Winterspiele von Sotschi, damals hat Deine Zahnlücke von jedem Werbeplakat gegrinst. 2014 warst Du der angedachte Superstar, hast vor 200 Journalisten Gold versprochen. Die russischen Kollegen standen auf, klatschten. So etwas habe ich auf einer Pressekonferenz noch nie erlebt. Doch dann bist Du vor dem Ende der Spiele geflüchtet, klammheimlich nach dieser desaströsen Niederlage im Viertelfinale gegen Finnland. Und Deine Nähe zu Putin, die ist schon gespenstisch. Er mag Dich, er spannt Dich ein.

Und eine Bitte hätte ich noch: Geht mit den Caps mit dem Cup nicht zu Trump, auch wenn der Weg zum Weißen Haus ja fußläufig zu erreichen ist. Aber vielleicht sollte ich mich lieber zurückhalten. Geschenkt, wir Deutschen ahnen ja mitunter nicht einmal, welchem schrägen Politiker unsere Fußballer gerade ihre Trikots huldigend überreicht haben.

Und jetzt ist einfach der Zeitpunkt gekommen, Dir zu gratulieren: Ab heute bist Du Alexander, der ganz Große!

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