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© dpa

Sechstagerennen: Nichts als Schmerzen

Das Duo Bartko/Kluge beugt sich den dänischen Siegern erst nach einem packenden Finale. Am Ende fehlen ganze 50 Meter zum Triumph beim 99. Berliner Sechstagerennen.

Berlin - 200 Meter vor dem Ziel wurde Robert Bartko inmitten tausender brüllender Fans schlagartig langsamer. Der Potsdamer, der mit schmerzenden Schürfwunden ins Rennen gegangen war, war völlig erschöpft. Aber natürlich gab der Profi jetzt, kurz vor Mitternacht beim Schlussspurt der 60-minütigen letzten Jagd des Berliner Sechstagerennens, nicht einfach auf. Ihm war nur klar, dass er keine Chance mehr hatte, seinen Richtung Ziellinie rasenden Kontrahenten noch einzuholen. 50 Meter fehlten zum Sieg.

Die packende Aufholjagd des 34-jährigen Bartko und seines Partners Roger Kluge über 20 Runden (fünf Kilometer) hatte nicht gereicht. Dienstagnacht erklang nicht die deutsche Nationalhymne für die amtierenden Europameister, sondern die dänische für die Weltmeister Alex Rasmussen und Michael Mörkov. „Sie waren eine Klasse besser“, gab Robert Bartko enttäuscht zu, der während des Rennens noch siegessicher gewesen war und gedacht hatte: „Es reicht. Aber am Ende ist man immer schlauer.“

Bartko kam die letzte Runde über 250 Meter vor „wie zwei Kilometer“, es zog sich und zog sich, bis er endlich vom Rad zu seiner Koje in der Mitte des Velodroms wanken durfte. Nach einem Sturz am Sonntag trug er am rechten Bein einen kleinen Verband, der rechte Arm war stärker bandagiert. „Das handicapt mich ein bisschen, aber nicht zu sehr, es ist ja kein Bruch“, hatte Bartko vor der letzten Jagd gesagt. Er biss sich ohne Schmerzmittel durch – Adrenalinschübe und der Wunsch, den im Vorjahr mit Erik Zabel errungenen Sieg zu wiederholen, sollten den Schmerz betäuben. Allerdings stellte Bartko fest, könne man „bei der Ablösung nicht so durchziehen, wie man möchte“, der Schleudergriff funktionierte nicht so perfekt wie sonst.

Dennoch hatten Deutsche und Dänen den Rundenvorsprung, mit dem die Holländer Danny Stam und Peter Schep in die letzte Nacht gegangen waren, gemeinsam schnell aufgeholt. Doch es war nur eine Koalition auf Zeit. Bartko und Kluge lagen in der Punktewertung klar vorne – die Dänen brauchten einen weiteren Rundengewinn, um zu triumphieren. Bartko hatte gut 30 Runden vor Schluss gerade einen Vorstoß der Holländer gekontert und die Lücke zugefahren, als Rasmussen, der sich bis dahin merklich zurückgehalten hatten, den entscheidenden Angriff wagte. Und Erfolg hatte.

Unmittelbar hintereinander zwei Ausreißversuche zu unterbinden, das schaffte selbst Bartko nicht. „Ich war übersäuert“, erklärte er. Und so waren plötzlich die Dänen alleinige Spitzenreiter. Kluge und Bartko mussten reagieren, doch das Feld, an dessen Spitze die Dänen sofort wieder das Tempo machten, ließ sie nicht entkommen. „Bartko und Kluge fahren um ihr Leben“, brüllte der Sprecher im Velodrom, der ein Finish kommentierte, das es so in den letzten Jahren nicht gegeben hatte. Immer wieder hatten die Wertungssprints am Ende der letzten Jagd entschieden, manchmal auch erst der allerletzte Sprint. Es waren dramatische Momente gewesen, aber eben nur Momente. Die Dramatik hatte sich nicht über mehrere Kilometer gezogen wie am Dienstag. „Die letzten 30 Runden hatten wir nichts als Schmerzen“, erzählte Robert Bartko später. Michael Mörkov gab zu, „dass es Momente gab, in denen ich nicht geglaubt habe, dass wir es schaffen“.

Robert Bartko sitzt heute Abend schon wieder auf seinem Bahnrad – beim Start der Sixdays in Kopenhagen, wo er gemeinsam mit Iljo Keisse fährt. Dann bietet sich ihm die Möglichkeit zur Revanche: Auch Alex Rasmussen und Michael Mörkov kämpfen in Dänemark um den Sieg.

Helen Ruwald

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