Sport: Nordische Ski-WM in Lahti: Mühlegg triumphiert über Kälte und Kollegen
Als die deutschen Langläufer Johann Mühlegg und René Sommerfeldt im Kühlhaus von Lahti zu Gold und Silber liefen, gefror bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Lahti beinahe die Luft. Nachdem wegen des permanent starken Windes die Skispringen insgesamt viermal verschoben werden mussten, sorgte am Ende ein Kälteeinbruch auch noch für eine Langlauf-Absage.
Als die deutschen Langläufer Johann Mühlegg und René Sommerfeldt im Kühlhaus von Lahti zu Gold und Silber liefen, gefror bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Lahti beinahe die Luft. Nachdem wegen des permanent starken Windes die Skispringen insgesamt viermal verschoben werden mussten, sorgte am Ende ein Kälteeinbruch auch noch für eine Langlauf-Absage. Temperaturen von minus 25 Grad machten am Schlusstag den 30-km-Lauf der Damen zu einem unvertretbaren Gesundheitsrisiko. Etliche Athleten hatten sich in den Tagen zuvor mit Erfrierungen in medizinische Pflege begeben.
Die Männer mussten laufen, und Johann Mühlegg war dankbar dafür. Der für Spanien startende Grainauer gewann beim 50-km-Freistilrennen die erste WM-Goldmedaille für seine Wahlheimat überhaupt. Der zweitplatzierte Oberweißenbrunner René Sommerfeldt sicherte sich die erste deutsche Herren-Einzelmedaille seit 25 Jahren. 1976 hatte der Klingenthaler Gerd-Dietmar Klause über 50 km Olympia-Silber gewonnen.
"Gut, dass das Rennen gestartet worden ist. Es war so brutal kalt. Ich wäre jetzt am liebsten auf Gran Canaria. Es war ein Sieg für Spanien und für Deutschland", sagte Mühlegg. Der 30-Jährige fiel nach über zweistündiger Martertour durch die klirrende Kälte eisverkrustet seinem Rivalen und ehemaligen Teamgefährten Sommerfeldt in die Arme. "Unbeschreiblich", stammelte Sommerfeldt, ehe er von Trainer Jochen Behle auf den Schultern aus dem Stadion getragen wurde: "Ich bin immer weiter nach vorne gerannt. Und plötzlich habe ich an meine Chance geglaubt."
Sportsoldat Sommerfeldt war nach der Hälfte der Distanz vom zwei Minuten nach ihm gestarteten neuen Weltmeister Johann Mühlegg eingeholt worden, lief lange im Windschatten des für Spanien starten Grainauers, den er kurz vor dem Ziel wieder überholte. "Als der Johann von hinten kam, dachte ich, da musst du mit", erzählte der sichtlich Sommerfeld. "Es hat riesig Spaß gemacht, heute zu laufen", jubelte der WM-Zweite. Johann Mühlegg hatte nur im Ziel Probleme. "Die Augen müssen erst wieder auftauen", scherzte er und verriet sein Erfolgsrezept: "Gestern habe ich mich mit Spaghetti vollgestopft. Die sind mir fast zu den Ohren rausgehangen."
Am Vormittag hatte die arktische Kälte erstmals bei einer WM zur Absage des Frauen-Rennen über 30 Kilometer geführt. Zum vorgesehenen Start wurden 22 Grad Celsius am tiefsten Punkt der Strecke gemessen. Die Minus-Temperaturgrenze für Skilangläufe bei Weltcups und Weltmeisterschaften beträgt 20 Grad Celsius. Ob und wo die in Lahti ausgefallene WM-Entscheidung nachgeholt wird, steht noch nicht fest. Ein möglicher Termin wäre der Weltcup am zweiten März-Wochenende am Holmenkollen, wo die 30 km der Frauen - allerdings im klassischen Stil - auf dem Programm stehen.
Den Deutschen war es egal. Ein Jahr vor Salt Lake City haben sie mit dem besten Weltmeisterschafts-Ergebnis seit 27 Jahren Hoffnungen auf olympische Medaillen geweckt. Mit drei Mal Gold sowie je zwei Silber- und Bronzemedaillen war das Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) in Lahti weitaus erfolgreicher, als zuvor angeommen worden war. "So eine harmonische und erfolgreiche deutsche Mannschaft habe ich noch nie bei einer Weltmeisterschaft erlebt. Wir sind auf einem sehr guten Weg für Olympia", sagte Sportwart Detlef Braun. Erfolgreichster Athlet der WM war Skispringer Martin Schmitt mit zwei Siegen auf der Großschanze, Platz zwei in der Einzelkonkurrenz und Platz drei mit der Mannschaft auf dem kleinen Bakken.