Sport: Pannen und Diebe bei Weltumseglung
Graham Dalton muss wohl erneut aufgeben
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Berlin - Es ist schwer zu ergründen, was in Männern vor sich geht, die ihren Sohn beerdigen müssen. Wahrscheinlich wissen sie es selbst nicht. Als Graham Daltons 22-jähriger Sohn Tony vor eineinhalb Jahren an Krebs starb, griff der neuseeländische Einhandsegler einen alten Plan wieder auf, von dem er schon als Kind geschwärmt hatte. Noch einmal würde er bei einem Um-die-Welt-Rennen teilnehmen. So baute er sich für das Velux Five Oceans Race eine neue Open-50Yacht (die drei Meter kleiner ist als die übliche Open-60-Klasse), nannte sie „A Southern Man“ und klebte ein Foto des geliebten Sohnes auf die Bordwand, damit er ihn auf seinem Weg um den Globus begleiten konnte. Sie sind bis Brasilien gekommen. Nach 135 Tagen hat Dalton nun auf der zweiten Etappe vom australischen Fremantle nach Norfolk, Virginia, die Kielbombe seines Schiffes verloren und dürfte zur Aufgabe gezwungen sein.
Schon einmal ereilte Dalton ein ähnliches Schicksal. Bei dem Vorgänger-Rennen Around Alone (2002/03) musste er ebenfalls nach zwei Dritteln der Strecke und mit entmastetem Gefährt aufgeben. „Unfinished business“ lautete deshalb seine Losung für den zweiten Versuch, doch die Pleitenserie setzte sich fort: Schon beim Start in Bilbao im Oktober 2006 konnte er den Hafen wegen eines Mastdefekts nicht rechtzeitig verlassen, musste später Zwischenstopps einlegen und segelte der Flotte abgeschlagen hinterher. Auch auf der zweiten Etappe wurde der 53-Jährige aufgrund technischer Pannen zurückgeworfen. Zuletzt kollidierte Daltons Southern Man mit einem schwimmenden Gegenstand, der eines der beiden Ruderblätter abrasierte. Dalton, der sich zu dieser Zeit vor der brasilianischen Küste einen Zweikampf mit dem Veteran Robin Knox-Johnston um den vorletzten Platz lieferte, steuerte einen Nothafen an. Aber in Fortaleza brach er im Hotel unter heftigen Magenkrämpfen zusammen, während Unbekannte sein Schiff ausraubten. Navigationsgeräte, Computer, Telefone – alles weg.
Wieder genesen, entschloss sich der Neuseeländer, die 3200 Restmeilen trotzdem zu absolvieren. Doch kaum, dass er die Segel setzte, legte sich sein 15-Meter-Boot auf die Seite und reagierte auch nicht auf die Verlagerung des Kielgewichts. Erst als er hinabtauchte, wurde ihm das Desaster bewusst. Der tonnenschwere Bleiballast hatte sich gelöst – und war auch weg.
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