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Zwei Weltmeister im Ring. Robert Harting (l). und Sebastian Dietz beim gemeinsamen Training im Kienbaum. Foto: Dirk Lässig

© Dirk Laessig

Diskuswerfen: Paralympics-Sieger Dietz startet beim Istaf

Als erster behinderter Athlet startet Sebastian Dietz am Sonntag beim Istaf. Genau wie Robert Harting ist er in seiner Disziplin Weltmeister - hat ihm aber sogar etwas voraus.

Wenn Robert Harting am Sonntag zum Istaf ins Olympiastadion kommt, wird er einen Athleten treffen, der genauso amtierender Weltmeister im Diskuswerfen ist wie er. Der im vergangenen Jahr in London eine Goldmedaille gewann – wie er. Und der ihm sogar einen Weltrekord im Diskuswerfen voraus hat. Als erster behinderter Athlet startet der Paralympics-Sieger Sebastian Dietz beim Istaf in einem offiziellen Wettbewerb.

Dazu fallen Dietz drei Dinge ein: „Es ist eine große Ehre, eine große Aufgabe und eine große Chance“. Eine große Ehre, weil er mit dem „besten deutschen Leichtathleten“ zusammen starte, der dazu die Hauptperson beim Istaf ist. Während bei anderen Meetings Diskuswerfen zum Vorprogramm gehört, beginnt es beim Istaf in der finalen Phase um 16.40 Uhr.

Eine große Aufgabe ist es für Dietz, weil er genau wie Harting eine besondere Leistung im Olympiastadion zeigen will. Sein Weltrekord liegt bei 42,18 Meter, aufgestellt bei der WM in diesem Jahr in Lyon. Dietz ist überhaupt der erste Athlet in seiner Klasse, der über 40 Meter geworfen hat. Und eine große Chance sieht Dietz in seinem Auftritt, weil er nicht nur für sich wirft. „Ich wünsche es auch anderen behinderten Athleten, dass sie auf einer so großen Bühne zeigen können, zu welchen Leistungen sie fähig sind.“

Im Sommer haben sich Dietz und Harting zu einer Trainingseinheit im Bundesleistungszentrum Kienbaum getroffen. „Wir verstehen uns gut, ich kann von ihm einiges lernen“, sagt der 28-jährige Dietz über den gleichaltrigen Harting. Dietz wirft aufgrund seiner eingeschränkten Beweglichkeit aus dem Stand, schon deshalb sind seine Weiten herausragende Leistungen. Am Sonntag will sich Dietz genau anschauen, was Harting macht, wie er etwa mit schwächeren Würfen umgeht und dann zurück in den Wettkampf findet.

Diskuswerfen bedeutet Dietz ebenso viel wie Harting. Vielleicht sogar noch etwas mehr. „Diskuswerfen hat mein Leben gerettet“, sagt Dietz. „Sport war auch schon davor mein Leben.“ Davor, das war vor einem Autounfall 2004, bei dem er sich so schwer verletzte, dass Lähmungen zurückblieben. Dietz spielte bis dahin als Torwart Fußball, er hatte großes Talent und ein Angebot des 1. FC Kaiserslautern. Nach seinem Unfall bekam er einige Ratschläge von Wojtek Czyz, der früher ebenfalls Fußball gespielt hatte bis ihm nach einem Unfall und Behandlungsfehlern ein Bein amputiert wurde. Czyz hat inzwischen vier Goldmedaillen bei den Paralympics im Sprint und Weitsprung gesammelt. „Es ist wichtig für Menschen, die einen Unfall hatten, dass sie nicht allein sind und Hilfe bekommen“, sagt Dietz. Deshalb sei die Unterstützung von Czyz für ihn so wertvoll gewesen.

In der Leichtathletik hat Dietz eine neue Herausforderung und neue Bestätigung gefunden. Jetzt betreibt er Sport nicht nur für sich alleine. „Ich habe eine Botschaft“, sagt Dietz: „Wenn es mal schlecht läuft, gibt es immer einen Weg, auf dem man weitergehen kann. Ich hatte nach meinem Unfall auch erstmal keinen Weg.“ Mit Nicht-Behinderten habe er bisher nur bei Kreissportfesten zusammen geworfen. „Inklusion ist ein großes Wort, aber dafür muss viel mehr getan werden“, sagt er. Gerhard Janetzky, der Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes, der auch das Istaf veranstaltet, kümmert sich nun auch als Präsidiumsbeauftragter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes um Inklusion. Für das Istaf hat er schon das nächste Ziel: „Einen Wettbewerb, der jeweils zur Hälfte aus Behinderten und Nicht-Behinderten besteht.“

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