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Claudia Pechstein

© dpa

Eilantrag abgelehnt: Pechstein darf nicht bei Olympia starten

Das Schweizer Bundesgericht hat den Eilantrag der Berlinerin, trotz Doping-Sperre in Vancouver starten zu dürfen, abgelehnt. Nächstes Jahr will Pechstein aber wieder laufen.

Eigentlich enden die Olympischen Winterspiele 2010 erst am 28. Februar, doch für Claudia Pechstein war bereits am Dienstagmorgen Schluss. Nach ihrem Training auf der Eisschnelllaufbahn Hohenschönhausen rief Manager Ralf Grengel die Eisschnellläuferin auf dem Handy an und informierte sie darüber, dass ihr Eilantrag auf eine Aussetzung ihrer Zweijahres-Sperre wegen erhöhter Blutwerte vom Schweizer Bundesgericht abgelehnt worden ist. „Sie hat es ganz gefasst aufgenommen“, sagt Ralf Grengel, „ihr Anwalt hatte sie schon darauf vorbereitet.“ 

Damit ist klar, dass Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin nicht die Chance erhalten wird, in Vancouver ihre Medaillensammlung zu vergrößern. Das Schweizer Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass Claudia Pechstein auch im Hauptsacheverfahren kaum Aussicht auf Erfolg eingeräumt wird. Sie hatte vor dem Schweizer Bundesgericht eine Beschwerde gegen das Urteil des Internationalen Sport-Gerichtshofes Cas eingereicht. Darin macht sie schwerwiegende Verfahrensfehler geltend. Ihr Anwalt Simon Bergmann erklärt nun: „Über den Hauptantrag muss noch entschieden werden, aber man kann nach der Ablehnung des Eilantrages davon ausgehen, dass auch dem Hauptantrag nicht stattgegeben wird.“

Claudia Pechstein war im Juli 2009 wegen überhöhter Retikulozytenwerte in ihrem Blut von der Internationalen Eislauf-Union (Isu) für zwei Jahre gesperrt worden. Sie ist damit die erste Athletin weltweit, die aufgrund eines indirekten Beweises wegen Dopings verurteilt ist. Die Eisschnellläuferin macht natürliche Ursachen für ihre überhöhten Blutwerte geltend. „Mich wundert in diesem Fall nichts mehr“, sagte Claudia Pechstein, „ich bin mir trotzdem zu 100 Prozent sicher, früher oder später vollumfänglich rehabilitiert zu werden.“

Ihr Anwalt kritisiert das gesamte sportjuristische Prozedere. „Die Verfahren sind verbandsbestimmt“, sagt Simon Bergmann, „der Cas ist keineswegs neutral, auch da stehen Verbandsinteressen dahinter.“ Und im Beschwerdeverfahren vor dem Schweizer Bundesgericht, der ersten neutralen Instanz, würden nur schwerwiegende Verfahrensfehler überprüft. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) hingegen begrüßt die Ablehnung des Eilantrages. „Die Sportwelt sieht an dieser Entscheidung, dass die Autonomie der Sportgerichtsbarkeit respektiert werden muss“, sagt Armin Baumert.

Allerdings kündigt das Pechstein-Lager schon den nächsten Prozess an: Eine Revision vor dem Schweizer Bundesgericht. Diese kann sich über Monate hinziehen und wird sich im Gegensatz zum Beschwerdeverfahren nicht um Verfahrensfehler drehen, sondern um eine Überprüfung des Urteils. „Unsere Chancen in der Revision stehen besser, weil wir neue Beweise vorlegen werden“, sagt Simon Bergmann. Welche das sind, will der Anwalt nicht näher erläutern. „Wir haben die Untersuchungen ihres Blutbildes weitergeführt und sind auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen.“

Worum aber geht es Claudia Pechstein, wenn sie nun den Traum von ihren sechsten Olympischen Winterspiele begraben muss? „In erster Linie geht es um Rehabilitation“, sagt ihr Anwalt, „aber eventuell geht es auch um die Vorbereitung von Schadensersatzansprüchen.“ Und es gibt noch eine sportliche Komponente. „Dass diese Saison gelaufen ist, wissen wir“, sagt Ralf Grengel. Doch der Manager von Claudia Pechstein erklärt, dass die 37 Jahre alte Berlinerin ihre Karriere fortsetzen wolle – mindestens bis zur nächsten Saison. „Sie hat deutlich die Absicht erklärt, im nächsten Jahr bei den Einzel-Weltmeisterschaften in Inzell laufen zu wollen“, sagt Grengel. Auch dafür sei der Revisionsprozess wichtig. „Es geht auch um die Aufhebung der Sperre“, sagt Grengel. Sollte das Revisionsverfahren Erfolg haben, könnte sie wieder am Trainingsbetrieb der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft teilhaben und im Weltcup starten. Und falls nicht?

Wird man Claudia Pechstein trotzdem im nächsten Jahr auf dem Eis sehen. Ihre zweijährige Doping-Sperre endet am 8. Februar 2011. Die Weltmeisterschaften in Inzell finden vom 18. bis 20. März 2011 statt.

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