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Pep Guardiola (rechts, hier mit David Silva) und Manchester City dominieren die Premier League in dieser Saison.

© AFP

Premier League: Pep Guardiola wird auf dem Golfplatz Meister

Guardiola ist ganz locker zu seinem ersten Premier-League-Titel mit Manchester City spaziert. Es könnte der Beginn einer langen Dominanz sein.

Als Pep Guardiola zum ersten Mal Englischer Meister wurde, stand er auf dem Golfplatz. Es war schließlich nicht damit zu rechnen, dass Manchester United am Sonntag gegen Tabellenschlusslicht West Bromwich Albion verlieren würde. Aber so kam es. United unterlag 0:1.

Nach dem 3:1 mit Manchester City gegen Tottenham Hotspur am Samstagabend war Guardiola noch gefragt worden, ob er nicht ein Auge auf den Zwischenstand bei United haben würde? Nein, sagte der City-Trainer. Er gucke nur auf Birdies und Bogeys.

Es passte irgendwie zu dieser Saison, dass Guardiola nicht anwesend war, nicht einmal zugeschaut hat, als seine Mannschaft den Titel holte. City ist zum Premier-League-Titel spaziert. Mit elektrisierendem Fußball hat diese Mannschaft die Liga und die ganze englische Fußballkultur überrumpelt. Sie gilt schon jetzt als eine der besten Mannschaften in der Geschichte des englischen Fußballs, wird im selben Atemzug genannt mit Arsenals „Unschlagbaren“ von 2004, den „Busby Babes“ der 50er Jahre oder der United-Mannschaft, die 1999 das Triple gewann.

Dass City unter Guardiola fast 450 Millionen Euro in Spieler investiert hat, mag dem Triumph ein bisschen Romantik entziehen. Wer aber meint, das seien alle nur abgehobene Millionär, sollte sich die Bilder von Mannschaftskapitän Vincent Kompany angucken, wie er am Sonntagabend mit Fans in einem Pub feierte. Wer City in dieser Saison zugeschaut hat, kann nicht ernsthaft behaupten, dass der Erfolg nur gekauft sei.

Mehr als die Summe der Einzelteile

Im Transferwahnsinn der Premier League geht es nicht darum, wie viel man ausgibt, sondern wie man das Geld einsetzt. Gebrauchsfertige Superstars hat Guardiola nicht eingekauft, sondern eine Mannschaft zusammengestellt, die mehr als die Summe der Einzelteile war. Schwachstellen wie die Torwartposition hat er hervorragend gestärkt, dafür anderswo fast ausschließlich junge Talente verpflichtet und verbessert. Aus Rohdiamanten wie Leroy Sane und Gabriel Jesus hat er in diesem Jahr elegante Weltstars gemacht. Raheem Sterling hat er aus der Krise geholt. Kevin De Bruyne gehört wohl mittlerweile zu den besten fünf Angriffsspielern der Welt.

Guardiolas größtes Verdienst ist es aber wohl, bei den Kritikern auf der Insel für Ehrfurcht gesorgt zu haben. Lange galt die Volksweisheit, dass seine Spielweise zwar schön ist, in der harten Welt der Premier League aber nicht bestehen kann. Nach Guardiolas enttäuschendem ersten Jahr sahen sich viele in ihrer Einstellung bestätigt. Als er im Winter 2016 zugab, dass er das Tackling nicht trainieren ließ, wurde er heftig kritisiert.

Im Frühling 2018 spricht kaum einer mehr vom Tackling. Es gibt selbstverständlich noch Schwächen in dieser Mannschaft. Schwächen in der Defensive und in der Mentalität, die vor allem Jürgen Klopps Liverpool unter anderem in der Champions League hervorragend ausgenutzt hat. Aber die Qualität dieser Mannschaft und dieses Trainers steht nun außer Frage – sogar auf der Insel.

Auch Ferguson war beim Golf

Jetzt ist die Frage, wie lange City die Liga regieren wird. Es gilt als wahrscheinlich, dass das Team in der nächsten Saison als erste Mannschaft seit zehn Jahren den Titel erfolgreich verteidigen wird. Guardiola, so heißt es, könne die Liga jahrelang so dominieren wie Sir Alex Ferguson früher mit Manchester United. Dazu passt, dass auch Ferguson auf dem Golfplatz war, als er 1993 erstmals Englischer Meister wurde.

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