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Wieder im Spiel. John Jairo Mosquera gleicht für den 1. FC Union aus und empfiehlt sich damit auch für einen neuen Vertrag in Köpenick.
© Wende

Grenzenloser Jubel bei Union: Per Standard zum Ausnahmezustand

Torsten Mattuschka hält sich lange zurück und trifft dann per Freistoß zum Sieg. Der Rest ist nicht enden wollender Jubel in rot.

Von Katrin Schulze

Am liebsten hätten sie ihn gar nicht mehr ziehen lassen, die Fans des 1. FC Union. Sie feierten und feierten und feierten ihren Liebling und schmetterten noch einmal den eigens für ihn gedichteten Song. „Torsten Mattuschka, du bist der beste Mann, Torsten Mattuschka, an dich kommt keiner ran...“, hallte es aus der Kurve am Marathontor, wo sich die treuesten Unioner Anhänger am Samstag sammelten. Und dieser Torsten Mattuschka konnte es selbst kaum glauben. Er hatte das entscheidende Tor zum 2:1-Sieg geschossen. Gegen Hertha! Den Stadtrivalen! Und dann auch noch per Freistoß. Eben „einfach unglaublich“, wie der gefeierte Held es selbst ausdrückte.

Mit knallrotem Kopf, in dem es noch sichtlich voll gerade gewonnener Eindrücke wimmelte, versuchte sich Mattuschka nach der Party mit den Anhängern zu sortieren – leicht fiel es ihm nicht. Wie er in der 71. Spielminute ins Tor gezielt hatte, konnte er selbst kaum erklären. „Gezappelt hatte der Ball“ irgendwie, ja, so viel wusste er noch und, dass „er den vielleicht auch hätte halten können“. Er, das ist Maikel Aerts, Herthas Torhüter, und der brachte nicht mehr als die Fingerspitzen an den Ball. 22 Meter betrug der Weg von Mattuschkas Fuß zum historischen Sieg des ewigen Außenseiters.

Dabei darf es eigentlich nicht überraschen, dass der 30 Jahre alte Kapitän eine Standardsituation nutzte, immerhin sind ruhende Bälle so etwas wie seine Paradedisziplin. Nicht umsonst legt er nach dem Training seines Teams oft noch Sonderschichten ein. Wenn seine Kollegen längst unter der Dusche stehen, fliegt auf dem Gelände an der Alten Försterei aus jeder erdenklichen Position ein Schuss nach dem anderen über eine imaginäre Mauer hinweg aufs Tor.

Trotzdem kam der Siegtreffer gegen den Charlottenburger Rivalen etwas seltsam daher – und zwar nicht nur, weil es schon beinahe ein Jahr zurückliegt, dass ein Freistoß Mattuschkas im gegnerischen Tor landete. Sondern vor allem, weil sich der Mittelfeldspieler lange zurückgehalten hatte an diesem 21. Spieltag der Zweiten Liga. Nur wenige Pässe von ihm erreichten seine Mitspieler; von Unions zentraler Figur ging kaum eine konstruktive Aktion aus. Er stand selbst sinnbildlich dafür, dass die Mannschaft ihren Trainer „in den ersten 30 Minuten fast zur Weißglut gebracht hat“, wie der sagte, „da haben wir fast keinen Fußball gespielt“.

Es war wie so oft bei den Köpenickern. Lange Zeit versteckten sie sich, nur um ihren Kontrahenten dann aus dem Nichts zu erschrecken. Am Samstag konnte das keiner so schön wie Torsten Mattuschka und John Jairo Mosquera. Letzterer hatte in der 37. Minute mit einem schönen Treffer aus der Drehung den Rückstand egalisiert und Union damit überhaupt erst zurück in ein bis dato einseitiges Spiel gebracht. Da erst schienen die Unioner zu begreifen, dass sie eine Chance gegen den übermächtig scheinenden Gegener hatten – sie rannten, und ackerten und kämpften nun.

„Wir haben gezeigt, was mit Willenskraft und einer geschlossenen Teamleistung möglich ist“, sagte Mattuschka. Dass er ebenso wie Mosquera abseits der Tore nicht unbedingt zu den besten Akteuren gehörte und Union nicht viel mehr als diese beide Chancen hatte, ging im allgemeinen rot-weißen Jubel unter.

Noch als Torsten Mattuschka längst in die Tiefen des Olympiastadions verschwunden war, machte seine Hymne die Runde.

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