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Weil Chemie-Fans am Zaun rüttelten, griff die Polizei ein.

© Imago

Pfefferspray wegen Zaunrütteln?: Umstrittener Polizeieinsatz bei Fußballspiel in Berlin

Beim Regionalliga-Spiel Tasmania gegen Chemie Leipzig setzen Beamte Reizgas gegen Gästefans ein. Die werfen der Polizei übertriebene Härte vor.

Bei der Regionalliga-Begegnung zwischen dem SV Tasmania und Chemie Leipzig ist es am Sonntag im Stadion Lichterfelde zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und mitgereisten Gästefans gekommen. Dabei wurde ein Polizist durch Schläge und Tritte leicht verletzt, insgesamt 35 Chemie-Fans mussten nach Polizeiangaben nach einem Pfefferspray-Einsatz von Sanitätern vor Ort behandelt werden.

Ein Chemie-Fan, der anonym bleiben möchte, sagte dem Tagesspiegel am Montag, Polizisten seien kurz nach Anpfiff in den Block gestürmt. Die Beamten hätten Fans vom Zaun weggedrängt und großflächig Reizgas versprüht. Er wirft der Polizei übertriebene Härte vor. „Dass die Polizei Pfefferspray in einen Gästeblock sprühte, in dem sich zu diesem Zeitpunkt auch Familien mit Kindern befanden, ist ein absolutes Desaster“, sagt der Fan.

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Auch Cem Erkisi, stellvertretender Vorsitzender der CDU Wedding, besuchte die Partie. In einem Facebook-Beitrag spricht er von einer „völlig unnötigen Eskalation“, die vielen Fans das Spiel versaut habe. „Der Auslöser war Zaunrütteln“, schreibt Erkisi: „Das Resultat Pfeffersprayeinsatz im Fanblock, fliegende Bierbecher und nasse Klamotten, aber eben auch sehr viele errötete Augen.“

Die Polizei bestätigte den Vorfall am Montag. Einige der 350 Gästefans hätten sich gleich zu Beginn des Spiels „provokativ an den Zaun gelehnt und daran gerüttelt“, so eine Sprecherin der Polizei. Über Stadiondurchsagen sei versucht worden, auf die Fans einzuwirken. Der Zaun sei bereits seit einem früheren Spiel leicht beschädigt gewesen – es habe die Sorge bestanden, dass er einstürzen und Fans verletzen könnte.

Der Chemie-Fan sagt, man habe nicht gewusst, dass der Zaun baufällig gewesen sei. „Man hätte im Vorfeld eine Ansprache machen können, dass es ein Problem mit dem Zaun gibt“, sagt er. „Dann hätte es diese Eskalation nicht geben müssen.“

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Die Polizei verteidigte den Pfefferspray-Einsatz. Die Beamten hätten sich nach Betreten des Gästeblocks mit tätlichen Angriffen und Widerstandshandlungen konfrontiert gesehen. In diesem Zusammenhang habe die Polizei nach Abpfiff die Personalien von sieben Chemie-Fans festgestellt und Ermittlungsverfahren eingeleitet. Mehr als 100 Beamte waren im Einsatz.

Auf dem Platz konnte sich Chemie Leipzig nach einem Tor von Timo Mauer in der 16. Minute mit 1:0 durchsetzen. Wegen Bauarbeiten im Neuköllner Werner-Seelenbinder-Sportpark trägt Tasmania seine Heimspiele derzeit im Stadion Lichterfelde aus.

Jonas Fedders

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