Sport: Picasso auf dem Eis
Die Eisbären besiegen die Krefeld Pinguine 4:1 und stehen im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft
Berlin - Pierre Pagé ist ein Freund von Metaphern. Gern sagt der Trainer des EHC Eisbären nach einem schwachen Spiel seiner Mannschaft: „Das war kein Picasso.“ Gemessen daran war das gestrige Spiel der Eisbären fast zwei Drittel lang nur eine Kitschpostkarte, fehlten doch 36 Spielminuten lang Tore und sehenswerte Aktionen. Aber am Ende wurde das Spiel für die Eisbären doch ein wunderschönes Gemälde: Schließlich feierten die Berliner im Sportforum einen 4:1 (0:0, 2:0, 2:1)-Erfolg gegen die Krefeld Pinguine und somit den Einzug in das Halbfinale um die deutsche Eishockeymeisterschaft – zum vierten Mal in Folge. Das ist zuletzt keinem Klub in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gelungen. Die Eisbären gewannen die nach dem Modus „Best of seven“ ausgespielte Viertelfinalserie gegen die Rheinländer mit 4:1 Siegen. Ab Donnerstag spielen sie ihre Halbfinalserie, der Gegner steht noch nicht fest. Er kommt entweder aus Hannover, Hamburg oder Köln.
36 Spielminuten mussten die Fans der Eisbären unter den 4500 Zuschauern im erstaunlicherweise nicht ganz ausverkauften Sportforum warten, bis Micki Dupont sie mit einem mächtigen Schlagschuss von ihren Leiden erlöste. Der Puck schlug rechts unten im Krefelder Tor ein, Torwart Robert Müller hatte keine Abwehrchance. Nach dem Gegentor, das lange auf sich hatte warten lassen, resignierte der Außenseiter. Nur 80 Sekunden nach dem 1:0 für die Eisbären fiel das 2:0 durch Deron Quint.
Dass sich die Berliner lange Zeit so schwer taten, durfte nicht überraschen. Es lag nicht daran, dass sie von ihren Fans mangelhaft unterstützt wurden. Schließlich hatte der Stadionsprecher vor Spielbeginn bei den Berliner Anhängern gute Stimmung bestellt, sie darauf hingewiesen, „dass die Mannschaft mir gesagt hat, dass sie den Kick von außen braucht“. Der Kick im Spiel fehlte allerdings lange, weil beide Teams keine Fehler machen wollten und auch ein wenig erschöpft wirkten. Die Serie hatte viel Kraft gekostet, fünf Spiele innerhalb von neun Tagen stecken selbst Eishockeyprofis nicht so einfach weg. Allerdings spielten die Krefelder nach ihren zum Teil doch recht unglücklichen Niederlagen in der Play-off-Serie gegen die Eisbären gestern auch frei von jeglichem Selbstbewusstsein. „Wir hatten einfach unglaublich viel Pech“, hatte ihr Torwart Robert Müller vor dem Spiel gesagt. Müllers Vorderleute agierten dann auch nach dem Motto: Wir können machen, was wir wollen, am Ende gewinnen sowieso die Eisbären.
Die Berliner siegten verdient, spätestens nach dem 3:0 durch Steve Walker Mitte des letzten Drittels war die Stimmung im Wellblechpalast ausgelassen. Die Berliner Fans sangen: „Halbfinale ist schön“, und niemand störte sich am Krefelder Ehrentreffer durch Dave Tomlinson, zumal Quint kurz vor Schluss noch das 4:1 mit einem Schuss ins leere Krefelder Tor gelang – Müller war zugunsten eines Feldspielers vom Eis gegangen. Wenig später gab es dann auf dem Eis in Hohenschönhausen ausgedehnte Ehrenrunden der Berliner Spieler. Deron Quint sagte nach dem Sieg: „Das war eine sehr harte Serie, weil Krefeld uns sehr gefordert hat. Aber wir haben uns durchgekämpft, auch weil wir die besser besetzte Mannschaft haben.“
Der bisherige Erfolg der Eisbären ist schon jetzt hoch einzustufen, schließlich ging der Deutsche Meister die Titelverteidigung mit einer sehr jungen Mannschaft an, der viele zu Saisonbeginn gerade mal das Erreichen der Play-offs zugetraut hatten. Nun ist es mehr geworden, und die Berliner können sich erst einmal zurücklehnen und schauen, was ihr künftiger Gegner macht. Die Kölner Haie treffen nur im Halbfinale auf die Eisbären, wenn die Hannover Scorpions und die Hamburg Freezers ausscheiden. Die Hannoveraner liegen in der Serie gegen Ingolstadt 2:3 zurück. Düsseldorf führt nach dem gestrigen 4:3 n.V. gegen Hamburg mit 3:2 Siegen und kann am Sonntag mit einem Sieg das Halbfinale erreichen.