zum Hauptinhalt
Sieger-Selfie. Die Chinesen Wang Chuqin/Sun Yingsha (li.), die Nordkoreaner Ri Jong Sik/Kim Kum Yong (Mitte) und die Südkoreaner Lim Jonghoon/Shin Yubin.

© Imago/Xinhua/Wang Dongzhen

Ping-Pong Diplomatie bei Olympia: Wie Tischtennis Hoffnung für Korea schafft

Bei einer Medaillenzeremonie gratulierten sich die süd- und nordkoreanischen Athleten und machen sogar ein Selfie. Eine Geste der Hoffnung angesichts des angespannten Verhältnisses beider Staaten.

Ein Gastbeitrag von Martin Hyun

Stand:

Während der Olympischen Spiele in Paris spielte sich am Dienstag eine unerwartete Begebenheit ab: Die nordkoreanische Tischtennismannschaft im Mixed Double gewann Silber. Es ist Nordkoreas erste Medaille bei diesen Spielen und ein symbolträchtiger Moment inmitten der angespannten politischen Lage zwischen den beiden koreanischen Staaten.

Das südkoreanische Team sicherte sich die Bronzemedaille, die erste seit zwölf Jahren. Diese sportlichen Erfolge fanden vor dem Hintergrund statt, als bei der Eröffnungsfeier die südkoreanische Delegation irrtümlich als Nordkorea vorgestellt wurde. Der Fauxpas wurde zwar umgehend vom IOC und dem Organisationskomitee entschuldigt, doch die Wellen, die er schlug, waren hoch.

Seit Februar letzten Jahres gibt es keine Familienzusammenführungen mehr zwischen Nord- und Südkorea. In dieser eisigen politischen Landschaft gibt es auch groteske Formen des Ausdrucks. Südkorea beschallt den Norden mit K-Pop, während Nordkorea Ballons, gefüllt mit Fäkalien und Papierschnipseln, in den Süden schickt. Über 3000 solcher Ballons wurden seit Mai in den Süden geschickt, eine Reaktion auf nordkoreanische Geflüchtete, die Anti-Nordkorea-Propaganda über die Grenze gesendet hatten.

Der schwelende Konflikt zeigt sich auch in den Zahlen: Allein im letzten Jahr flohen 196 Nordkoreaner in ihren 20ern und 30ern nach Südkorea. Die Wirkung der südkoreanischen Soft Power, vor allem durch K-Pop, ist unverkennbar.

Doch selbst in dieser Zeit des Zwists und der Drohungen gibt es kleine Zeichen der Hoffnung. Bei der Medaillenzeremonie in Paris gratulierten sich die süd- und nordkoreanischen Athleten gegenseitig und machten sogar ein gemeinsames Selfie. Letzteres ging von einem südkoreanischen Tischtennisspieler aus und wird als eine kleine Geste der Hoffnung in schwierigen Zeiten gefeiert.

Persönlich erinnere ich mich an meine Zeit bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang 2018, wo ich die Gelegenheit hatte, die rein nordkoreanische Frauen-Eishockey-Mannschaft sowie das gemischte Olympia-Team kennenzulernen. Die positive Sportdiplomatie zur Bildung einer interkoreanischen Frauen-Eishockey-Nationalmannschaft trug zur Entspannung beider Länder bei.

Es war eine emotionale Begegnung mit der nordkoreanischen Delegation, die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterließ. Am Ende gab mir der nordkoreanische Assistenztrainer seine Akkreditierungskarte als Zeichen seiner Freundschaft, versehen mit dem Wunsch, dass wir uns eines Tages wiedersehen würden.

Das Selfie und der Handshake der Athletinnen und Athleten beider Koreas, die so viel mehr als nur Gegner sind, erinnern uns daran, dass auch in den schwierigsten Zeiten die Hände gereicht und Brücken gebaut werden können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })