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Sie mögen keine Milliardäre und auch nicht den DFB. Schalker Fans kritisierten am Sonnabend nicht nur Hoffenheims Mäzen Hopp, sondern auch ihren Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Clemens Tönnies.

© Foto: dpa/Thilo Schmuelgen

Fan-Proteste in der Bundesliga: Plakate gegen Hopp und DFB, aber keine Unterbrechungen

Auf dem Platz passiert zwischen Schalke 04 und Hoffenheim nicht so viel wie auf den Rängen. In der Dritten Liga stand ein Spiel kurz vor dem Abbruch.

Dietmar Hopp, der Mäzen der TSG Hoffenheim, saß nicht in der Schalker Arena. Aber das war an sich keine Überraschung, schließlich reist Hopp schon seit Jahren nicht mehr zu Auswärtsspielen seines Heimatklubs. Aber trotzdem war der Milliardär aus Sinsheim natürlich Thema in der Arena von Gelsenkirchen, die den Namen einer großen nationalen Biermarke trägt. Schon in der dritten Spielminute zwischen Schalke 04 und der TSG Hoffenheim schallte es „Fußball-Mafia DFB“ durch das Rund. Das Spiel wurde aber ohne Unterbrechungen gut über die Bühne gebracht, und am Ende spielte der FC Schalke 04 vor 60.000 Besucherinnen und Besuchern 1:1 (1:0) gegen Hoffenheim.

Im heftigen Konflikt der vergangenen Tage und Wochen zwischen den Verbänden und Teilen der Fans hatte der Zusammenschluss „Fanszenen in Deutschland“ weitere Proteste angekündigt. Die Kollektivstrafe für Fans von Borussia Dortmund, die ihr Team für zwei Spielzeiten nicht zu Partien bei der TSG Hoffenheim begleiten dürfen, war der Auslöser für den heftigen Konflikt der vergangenen Tage und Wochen mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und Dietmar Hopp.

Weitere Proteste gegen DFB und Hopp

Die Fans des FC Schalke 04 wollten ihren Protest gegen den DFB und den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp offenbar auf – ihrer Meinung nach – ungewöhnliche Weise zum Ausdruck bringen. Zu Beginn des Bundesligaspiels am Samstag und einen Tag vor dem Internationalen Frauentag waren Spruchbänder zu sehen, auf denen stand: „Wir entschuldigen uns bei allen Huren, sie mit Herrn Hopp in Verbindung gebracht zu haben.“ Und: „Euer Problem ist das Fadenkreuz, unser Problem ist der Hurensohn!“ Womöglich waren diese auch frauenfeindlichen Sprüche eher von männlichen Fans angefertigt worden, aber das war nicht das Thema. Das Spiel bot den Fans dann auch etwas Ablenkung, und das war eher überraschend.

Schließlich war hohe Fußballkunst bei dieser Ansetzung nicht unbedingt zu erwarten. Schalkes Trainer David Wagner sagte im Vorfeld auf den Punkt: „Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die sicher nicht ihre beste Phase im Moment haben.“ Unter der Woche hatten die Schalker recht unspektakulär ihr Aus im DFB-Pokal-Viertelfinale erlitten, beim 0:1 gegen den Deutschen Meister. Trainer Wagner erklärte, aus dem Bayern-Spiel müsse sein Team vor allem die „extrem dichte Kompaktheit“ und die „Zweikampfstärke in engen Räumen“ mitnehmen.

Schalke war dann die bessere Mannschaft. Die Passivität in der TSG-Abwehr erinnerte eher an das 0:6 gegen Bayern am vergangenen Wochenende. Folglich ging Schalke auch in Führung, der Engländer Jonjoe Kenny bediente Weston McKennie mit einem schönen Pass, einem hohen Ball am Strafraum. Der US-Amerikaner verwandelte zum 1:0. Die Mannschaft aus Gelsenkirchen hatte das Spiel und den Gegner im Griff, jedenfalls bis zur Pause.

Jena gegen 1860 kurz vor dem Abbruch

In der zweiten Halbzeit plätscherte das Spiel dann etwas vor sich hin. Beide Teams scheuten fortan das große Risiko. Hoffenheim hatte keine Lust auf ein zweites Gegentor, und Schalke wollte offensichtlich den Ausgleich vermeiden. Das gelang zunächst, ein Tor von Benjamin Hübner für Hoffenheim wurde wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt – eine knappe Entscheidung. Wenig später aber traf der eingewechselte Christoph Baumgartner dann regelgerecht aus Nahdistanz zum 1:1 nach einer Ecke, die Schalker Abwehr wurde im Tiefschlaf erwischt. Danach mühte sich Schalke zwar noch redlich, es passierte aber nicht mehr viel. Weder auf dem Platz, noch auf den Rängen.

Auch in Freiburg gab es Kritik am DFB - und dem im Stadion anwesenden Präsidenten Fritz Keller.
Auch in Freiburg gab es Kritik am DFB - und dem im Stadion anwesenden Präsidenten Fritz Keller.

© Patrick Seeger/dpa

Auch in anderen Bundesliga-Stadien gab es Fan-Proteste. DFB-Präsident Fritz Keller musste als Zuschauer bei der Partie des SC Freiburg gegen den 1. FC Union ein gegen den Verband gerichtetes Banner mit dem Wortlaut „Eure Dialoge mehr Schein als Sein“ lesen. Zudem hieß es auf einem Plakat in Anspielung auf die heftigen Reaktionen auf die Attacken gegen Hopp „DFB Dietmars Fußball-Bund“. Auch die beleidigenden Rufe aus beiden Fanlagern gegen den DFB dürften Keller kaum entgangen sein. „Schmiergelder, Kollektivstrafen, Tote in Katar - Wer die hässliche Fratze im Fußball ist, ist klar“, hieß es auf einem Banner der Ultras von Hertha BSC. Im Block von Bayer Leverkusen war das Spruchband „Spieltagszerstückelung, Kollektivstrafen, Lügen - Ihr seid die Feinde des Fußballs“ zu lesen.

Andernorts ging es, was die Fanproteste betraf, noch heftiger zu als in der Bundesliga. Der Konflikt zog sich bis in die Dritte Liga. Das Spiel des FC Carl Zeiss Jena gegen 1860 München stand wohl am Rande des Abbruchs. Schiedsrichter Florian Exner unterbrach das Spiel am Samstag zweimal, weil im Block der Heimfans kurz nach dem Anpfiff Schmähplakate gegen den Deutschen Fußball-Bund und Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp gezeigt wurden. Nachdem er beide Teams kurzzeitig in die Kabinen beordert hatte und die Banner schließlich eingerollt wurden, setzte der Referee aus Bielefeld die Begegnung nach knapp 15 Minuten Unterbrechung fort. (Tsp)

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