zum Hauptinhalt
Bald wieder im Ring. Mike Tyson hat sich im Stadion von Dallas schon umgeschaut.

© REUTERS/Kevin Jairaj

Fragil gegen Großmaul: Was hinter Mike Tysons Kampf gegen Jake Paul wirklich steckt

Der Kampf einer kränkelnden Boxlegende gegen einen Influencer hilft vor allem der Börse beider Gegner. Dem Sport bringt es kaum Auftrieb.

Claus Vetter
Ein Kommentar von Claus Vetter

Stand:

Mike Tyson schwingt wieder die Fäuste. Im Ring sogar. Endlich. Denn das wird ein Millionen- bis Milliardenpublikum im Netz und vor den Bildschirmen interessieren. Auch wenn der eiserne Mike nicht nur wegen seiner 58 Jahre, sondern wegen angeschlagener Gesundheit (der Mann hatte ein Magengeschwür) eher wie der fragile Michael anmutet. Egal, er muss reichen am Freitagabend (Ortszeit, Samstagmorgen MEZ) in Dallas gegen das boxende Influencer-Großmaul Jake Paul.

Selbst, wenn es auf die Fresse gibt: Die Kasse stimmt auf jeden Fall für Mike Tyson. Zwischen 50 und 100 Millionen Dollar soll er dafür kassieren, dass er sich in einer abgespeckten Version eines professionellen Boxkampfs über die Runden rettet. Es wird nur über acht Runden à zwei Minuten gehen. Deutschlands Boxlegende Axel Schulz sagt, das sei eine „Mädchen-Distanz“. Und deswegen könne man nur von einem Showkampf sprechen. Er gehe sogar von einer „abgesprochenen Nummer“ aus, Tyson werde den Gegner „nicht auseinandernehmen, obwohl er es könnte“.

Es bedarf an sich keiner Diskreditierung junger Frauen, um sich dem etwas seltsamen Comeback der einstigen Boxikone aus den Achtzigern und Neunzigern (bis er dem Holyfield das Ohr abbiss) zu nähern. Gibt ja schließlich keinen Grund, warum Mädchen nicht ordentlich boxen können sollen.

Kennen Sie schon unsere Sport-Videos?

Aber Axel Schulz kommt eben noch aus einer anderen Zeit, in der einer der physisch anstrengendsten Sportarten überhaupt noch mehr Aufmerksamkeit erfuhr und trotz vieler Ungereimtheiten zwischen verschiedenen Weltverbänden und seltsam angesetzten Wettkämpfen alles noch nach Schweiß und Sport roch. Wobei die Show ja schon immer nicht zu kurz kam, nicht erst seit Muhammad Ali gehört sie zur DNA des Profiboxens.

Dass der Kampf von Mike Tyson dem eigentlichen Boxsport an sich mehr Auftrieb gibt, ist daher unwahrscheinlich. Es geht ja nur um die Show. Das, was vor 80.000 Zuschauenden am Sonnabend in einem Football-Stadion in Texas stattfinden wird, ist sozusagen Promi-Boxen hoch zehn.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })