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Bundesliga im Test: Qualität statt Tradition

Am 15. August beginnt die Fußball-Bundesliga. In unserer Serie testen wir die Vereine auf Stars, Stimmung und Chancen. Heute Folge 14: Der VfL Wolfsburg kann sich unter Felix Magath zu einem Spitzenklub entwickeln.

Was hat sich verbessert?

Noch einmal der Kader. Nachdem Felix Magath in der vergangenen Saison eine völlig neue Mannschaft auf den Platz gestellt hat, verstärkte er das Team jetzt auf den schwächer beziehungsweise noch nicht ganz so stark besetzten Positionen. Das waren vor allem die der Außenverteidiger, wo rechts nun Weltmeister Cristian Zaccardo verteidigt, links steht der Brasilianer Rodrigo Alvim bereit. Noch wichtiger ist, dass der hochwertige Kader nun eingespielt ist.

Wer sind die Stars? Magath legt Wert auf fußballerische Qualität, der Glamourfaktor und die Vermarktungsmöglichkeit einzelner Spieler interessieren ihn nicht. Der teuerste Neuzugang ist mit 14 Millionen Euro Verteidiger Andrea Barzagli, ebenfalls Weltmeister. Zaccardo hat nur halb so viel gekostet. Aber Abwehrspieler aus Italien sind keine Stars wie Luca Toni. Stürmer Grafite hat vorige Saison elf Tore geschossen, und es sind noch mehr zu erwarten. Um jedermanns Liebling zu sein, ist er zu kantig. Am spektakulärsten spielt noch immer Marcelinho, der aber in Zvjezdan Misimovic, einem herausragenden Fußballer, Konkurrenz bekommen hat.

Welche Taktik ist zu erwarten? Wolfsburg ist ein unangenehmer Gegner. Verliert der VfL den Ball, ziehen sich die äußeren Mittelfeldspieler sofort zurück und bilden mit dem zentralen defensiven Mann eine Dreierkette vor der Abwehr. Das kompakte Mittelfeld verschiebt optimal zwischen Abwehr und Angriff. Das ist schön anzusehen, denn vor dem Regisseur Marcelinho (oder Misimovic) sind die Spitzen Grafite und Edin Dzeko immer gut anspielbar. Zudem soll noch ein Top- Stürmer geholt werden, gehandelt werden Antonio Di Natale (noch ein Italiener) und der Argentinier Javier Saviola, der Real Madrid verlassen kann.

Wer hat das Sagen im Verein?
Natürlich der Trainermanagergeschäftsführer Felix Magath. Er ist vom Personal bis zur Nachwuchsförderung für alles zuständig. Der VW-Vorstandsvorsitzende und Fußballfan Martin Winterkorn hat ihn eingesetzt, um viel zu erreichen.

Wie ist die Stimmung im Stadion?
Diskret, aber gut. Auch wenn selbstgerechte Fans so genannter Traditionsvereine auf Klubs wie Wolfsburg schimpfen: Hier hat sich in den vergangenen Jahren mit etwas Nachhilfe vom Klub eine Fanszene entwickelt. Dass derzeit schon mehr als 15 000 Dauerkarten verkauft sind, liegt nicht nur daran, dass in Wolfsburg viele Italiener leben. Familien sind gern gesehene Gäste, und die neuen Bierbecher sind jetzt pfandfrei und recyclebar. Dass ein Bier dafür statt 0,5 nur noch 0,4 Liter groß ist, würde nur bei manchem Traditionsverein für Aufruhr sorgen.

Welche Platzierung ist zu erwarten?
Marcelinho redet von der möglichen Meisterschaft, das hat er aber früher auch bei Hertha getan. So weit wie die Bayern und auch Schalke und Bremen sind die Wolfsburger nicht. Noch nicht. Vorne mitzuspielen und sich in der Spitze zu etablieren ist ein sehr realistisches Ziel.

Morgen: Hamburger SV. Die gesamte Serie finden Sie im Internet unter: www.tagesspiegel.de/sport

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