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Da waren die beiden noch in ihrem Element: Ren Junfei (li.) und Xing Jianing beim Grand Prix am Wochenende. 

© IMAGO/VCG

Eklat bei Eistanz-Wettbewerb in China: Und plötzlich liegt die Rakete auf dem Schoß

Die chinesischen Eistänzer Ren Junfei und Xing Jianing hantieren bei einem Wettkampf mit einer flauschigen Interkontinentalrakete. Der Verband ermittelt – hoffentlich ohne Folgen für die beiden.

Martin Einsiedler
Ein Kommentar von Martin Einsiedler

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Aufgeregt wie Kinder schauten die beiden chinesischen Eistänzer Ren Junfei und Xing Jianing am vergangenen Wochenende auf die Anzeigetafel. Welche Wertung würden sie wohl für ihre Darbietung beim Grand Prix bekommen? Ganz nebenbei wurde ihnen ein langes, flauschiges Etwas gereicht.

Irgendwann wanderte Xings Blick nach unten. Die Verwirrung – und vor allem die eine Frage, die er sich stellte – stand ihm ins Gesicht geschrieben: Was halte ich da bloß in der Hand?

Ja, richtig, es war eine Rakete aus Stoff; also kein Plüschtier, sondern – Vorsicht, neue Wortschöpfung – eine Plüschrakete!

Man kennt es vielleicht noch aus Kindertagen: das von den Eltern verabscheute, von einem selbst aber heiß ersehnte Kriegsspielzeug. Pistolen und Gewehre aus Kunststoff; der Autor dieser Zeilen erinnert sich noch an Urlaube in den Achtzigern in Italien, als ein knatterndes Plastik-Maschinengewehr ihm lieber gewesen wäre als garantiert drei Stracciatella-Eis am Tag. Wurde nichts draus.

Die Nachfrage nach Kriegsgerät zum Spielen ist größer denn je. Und wie das Beispiel vom Eistanz-Grand-Prix in der chinesischen Stadt Chongqing zeigt, ist die Industrie breit aufgestellt. Vor allem in China, das jüngst einen Angriff auf das benachbarte Taiwan simulierte.

Die Rakete auf dem Schoß der beiden Eiskunstläufer trug die Aufschrift „DF-61“. Sie ist eine neue, in China entwickelte landgestützte Interkontinentalrakete, die nuklear bestückt werden kann und im vergangenen Monat bei einer Militärparade vorgestellt wurde.

Die Internationale Eislaufunion (ISU) will den Vorfall nun untersuchen. Den beiden Eistänzern droht sogar eine Strafe. Dabei stellte sich heraus, dass ein Zuschauer die Rakete aufs Eis geworfen hatte. Wo in anderen Arenen dieser Erde Blumen auf dem Eis landen, sind es in China auch Raketen.

Jedenfalls: Ren Junfei und Xing Jianing trifft nun wirklich keine Schuld an der Zurschaustellung einer plüschigen Version der DF-61. Für sie kann es nur Freispruch geben – und obendrauf ein paar niedliche Stofftierchen, die sie beim nächsten Mal in die Kameras halten können.

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