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In Nizza kam es zu schweren Krawallen.

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Update

Skandalspiel zwischen Köln und Nizza: Staatsanwaltschaft leitet nach Krawallen Ermittlungen ein

Vor der Conference-League-Partie kam es zu schweren Ausschreitungen. Ein Fan stürzte von der Tribüne. Es soll mindestens einen Messerangriff gegeben haben.

Stand:

Es begann als große Party an der Cote d’Azur, dann folgte ein dunkler Schatten durch schlimme Ausschreitungen im Stadion und am Ende verpasste der 1. FC Köln durch einen unglücklichen Elfmeter den verdienten Sieg zum Auftakt der Conference League.

Einen Tag nach dem Europapokal-Spiel des 1. FC Köln beim OGC Nizza hat die Staatsanwaltschaft in der südfranzösischen Stadt mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dabei gehe es um gemeinschaftliche Sachbeschädigung am offiziellen Fan-Shop des OGC im Stadion sowie um gemeinschaftliche Gewalt am und im Stadion, teilte die Anklagebehörde am Freitag in Nizza mit.

Außerdem nannte sie das Mitbringen und Werfen von Pyrotechnik im Stadion. Die von den Sicherheitsbehörden des Departements geleiteten Ermittlungen hätten das Ziel, die Verantwortlichen zu identifizieren und zu fassen, betonte Staatsanwalt Xavier Bonhomme. 

Und auch die Europäische Fußball-Union UEFA hat nach den Fan-Ausschreitungen vor der Partie des 1. FC Köln beim OGC Nizza in der Conference League ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Gegen den Fußball-Bundesligisten wird offiziell wegen des „Werfens von Gegenständen“, des „Abbrennens von Feuerwerkskörpern oder anderen Objekten“ sowie weiteren „Störungen durch Zuschauer“ ermittelt.

Das erste Gruppenspiel des 1. FC Köln im Europacup seit knapp fünf Jahren wurde zur emotionalen Achterbahnfahrt. Letztlich musste sich das Team des gesperrt auf der Tribüne sitzenden Trainers Steffen Baumgart trotz lange Zeit starker Leistung mit einem 1:1 (1:0) beim OGC Nizza begnügen.

Identifizierung der Täter läuft

Über 650 Polizisten sowie 600 Sicherheitsleute seien im Einsatz gewesen. Die Präfektur verurteilte „das inakzeptable Verhalten einiger Dutzend alkoholisierter Ultras“. Die Identifizierung der Täter sei im Gange.

Ein Bengalo im Köln-Block.

© imago images / Norbert Scanella

Doch schwerer als der Frust über den verpassten Sieg wogen die Eindrücke der schweren Ausschreitungen vor dem ersten Conference-League-Gruppenspiel. Die Austragung stand zwischenzeitlich auf der Kippe, am Ende wurde sie mit 55 Minuten Verspätung um 19.40 Uhr angepfiffen.

Die vermeintlichen Fans gingen sich auch mit E-Scootern und Tischen an.

© IMAGO/Treese / IMAGO/Ralf Treese

Bei einem weiteren Zwischenfall werde die Partie aber sofort abgebrochen, teilte die UEFA mit. Doch dieser blieb aus. Nach Angaben der Polizeipräfektur Nizza wurden 32 Menschen verletzt, einer schwer.

Der im Sommer aus Dortmund gekommene Steffen Tigges hatte mit seinem ersten Pflichtspiel-Tor für die Kölner (19.) für die Pausenführung gegen das Team des langjährigen Bundesliga-Trainers Lucien Favre gesorgt. Nizza gelang durch einen Handelfmeter von Andy Delort der Ausgleich (62.). Timo Hübers hatte den Ball bei einem Freistoß in der Mauer stehend gegen den Arm bekommen.

Krawalle auf den Rängen.

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Doch die Partie wird für den FC wegen der Ausschreitungen ein emotionales wie finanzielles Nachspiel haben. „Ich bin fassungslos“, sagte Kölns Geschäftsführer Christian Keller vor dem Spiel bei RTL.

Kölnfans unterwegs in Nizza.

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„Von unseren 8000 Fans haben sich 7900 top verhalten, von Nizza waren es auch nicht viel mehr als ein paar Dutzend Vollchaoten. Wobei Chaoten ein zu schwaches Wort ist. Da fallen mir nur Schimpfwörter ein, die hier nicht hergehören.“

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Die Präfektur in Nizza macht für die Ausschreitungen vor dem Spiel des 1. FC Köln beim OGC Nizza in erster Linie die deutschen Fans verantwortlich. „Obwohl bei den Vorbereitungstreffen mit den Organisatoren und den Vereinsführern vereinbart worden war, dass die Fans mit dem größten Risiko von den deutschen Organisatoren in den sicheren Bereich der Tribünen (Besucherparkplatz) gebracht werden sollten, erzwangen die deutschen Ultras den Durchgang und bewegten sich in Richtung der Tribüne Sud Populaire“, teilte die Präfektur am Freitag mit.

„Es scheint, dass es eindeutig letztere waren, die die Nizzaer provozierten, unterstützt von Fans, die wahrscheinlich aus Paris kamen.“

Amateur-Videos von Fans zeigten, wie ein Anhänger von der Tribüne im Mittelrang stürzte, als er einem Feuerwerkskörper ausweichen wollte.

Dabei handelte es sich laut Polizeipräfektur um einen Anhänger aus Paris, zu denen FC-Ultras eine Fanfreundschaft pflegen. Ein weiterer soll mit einem Messer attackiert worden sein. „Es zeigt, dass das, was hier passiert ist, pervers ist“, sagte Keller.

Den Ablauf schilderte er wie folgt: „Mein Informationsstand ist, dass zuerst Hooligans aus Nizza in unseren Fanblock eingedrungen sind. Daraufhin sind Hooligans aus unserem Fanblock, die größtenteils aus Paris kommen sollen und als Kölner verkleidet waren und natürlich ein paar aus Köln hinterher.“

Die Leute, die das gemacht haben, müsse man ausfindig machen und ohne jeden Kompromiss und mit voller Härte betrafen. „Sie dürfen nie, nie wieder ins Stadion kommen, zumindest nicht ins Kölner.“ Viele FC-Fans sangen während der Ausschreitungen: „Wir sind Kölner und ihr nicht.“

Kölns Spielführer Jonas Hector und Nizzas Kapitän Dante traten mit Mikrofonen vor ihre Fan-Blöcke. „Wir wollten mit euch ein Fußball-Fest feiern. Wir wollen immer noch spielen, aber das können wir natürlich nicht gutheißen“, sagte Hector: „Wir haben uns den Arsch aufgerissen, um uns für die Conference League zu qualifizieren, und wollen das hier auch spielen. Verhaltet euch bitte ruhig, wir wollen hier Fußball feiern und keine Gewalt haben.“

Am Mittag waren Tausende FC-Fans durch die Stadt gezogen und hatten mit Karnevalshits und einem großen Umzug die Rückkehr ihres Vereins in den Europapokal gefeiert. Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi war verärgert über die Hinterlassenschaft und das Verhalten von FC-Anhängern.

„Ich bedauere das unhöfliche und skandalöse Verhalten der Kölner Fans und den mangelnden Respekt gegenüber der Stadt, die sie großzügig und brüderlich empfängt“, twitterte er mit Fotos von Müllresten in der Stadt. „Die Rechnungen für Schäden und die Reinigung öffentlicher Plätze werden wir an den Kölner Verein schicken“, kündigte er an. (dpa)

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