zum Hauptinhalt
Angeschlagen, aber stark. Willi Orban nach seinem Tor zum 2:0 gegen Dortmund.

© imago/MIS/IMAGO/Cathrin MŸller /M.i.S.

RB Leipzig ist wieder in Fahrt: Kompromisslos aus der Krise

Nach einer längeren Schwächephase lief es bei RB im Pokal gegen Dortmund blendend. Im Spiel bei Hertha BSC wollen die Sachsen in der Liga nachlegen.

Von Ullrich Kroemer

Stand:

Welche Kräfte ein erlösendes 2:0 freisetzen kann, konnte man am Mittwochabend beim Triumph von RB Leipzig gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal-Viertelfinale studieren. Leipzigs Trainer Marco Rose setzte nach dem Tor von Abwehrchef Willi Orban, das den Halbfinaleinzug besiegelte, zu einem furiosen Sprint in die Leipziger Jubeltraube an. Zu einem der Athletiktrainer sagte der 46-Jährige hernach: „Wenn ihr mir auf dem Weg dahin noch Hürden aufgebaut hättet, hätte ich eine nach der anderen übersprungen.”

Das war ein schönes Bild, weil RB Leipzig und der Trainer Marco Rose in diesem Schlüsselspiel für die Schlussphase dieser Saison tatsächlich gleich mehrere Hürden genommen hatten und nun entfesselt zum Ligaspiel bei Hertha BSC (18.30 Uhr) an diesem Ostersamstag antreten. Als er sein verschwitztes T-Shirt in der Kabine gewechselt hatte und wieder zu Atem kam, sagte Rose erleichtert: „Heute waren wir wieder wir.”

Dass RB nun wieder auf Kurs ist, hat mehrere Ursachen

Dass RB nach zuletzt vier Niederlagen in fünf Spielen die Trendwende schaffte, hat mehrere Ursachen. Zum einen hat sich die Mannschaft noch einmal neu aufeinander eingeschworen. Routiniers wie Orban, Yussuf Poulsen und Emil Forsberg hatten das Team zu einer internen Aussprache ohne Trainer zusammengetrommelt. Zwar blieben die Inhalte weitgehend geheim. Doch eine Schlussfolgerung der Krise war, dass die Leipziger weniger intensiv trainierten als zuvor, um in den Spielen mehr Energie für das Pressingspiel aufbringen zu können.

„Das Wichtigste war, dass wir Frische reinbekommen haben und in der Trainingssteuerung ein paar Sachen geändert haben”, sagte Käpitän Orban und erklärte: „Es geht jetzt auf das Ende der Saison zu und wir brauchen gerade für unser intensives Anlaufen frische Oberschenkel. Das war der ausschlaggebende Punkt.”

4
in Vier von fünf Spielen gelang den Leipzigern vor dem Pokaltriumph kein Sieg

Es zeichnet Rose aus, dass er zum einen auf den Wunsch seiner Spieler einging und zum anderen intern genau die richtigen Worte fand. Nach außen sei er „hie und da ein bisschen bissig” rübergekommen, bekannte er. Eine Stimmung als gehe due Welt unter, hatte Rose zuvor öffentlich moniert.

Doch im Team stärkte der Krisenmanager den Glauben an die eigene Qualität, nahm den Spielern die Verunsicherung hielt sein Versprechen, neue Lösungen zu präsentieren. Nach Roses Ansprache habe jeder die Energie und Überzeugung gespürt, das Spiel gegen den BVB nur noch gewinnen zu können. „Man muss die Jungs auch manchmal anschieben“, sagte Rose. „Ich würde mir wünschen, dass ich das weniger tun müsste, sondern mehr von innen kommt”, bekannte der Coach.

Zudem fand er taktisch und personell neue Varianten. Durch die Umstellung auf eine Dreier- beziehungsweise Fünfer-Abwehrkette hatte RB viel besseren Zugriff über die Flügel und konnte aus den Ballgewinnen Konter initiieren. Spieler wie Halbverteidiger Mohamed Simakan scheinen ihre Malaisen und Formkrisen überwunden zu haben. Der Franzose strahlte pure Energie aus, stieß immer wieder über die Halbspur mit nach vorn und glänzte als Abräumer im Infight mit den Dortmunder Stürmern ebenso wie als Vorlagengeber für Torschütze Timo Werner. Auch Unterschiedsspieler Dani Olmo präsentierte sich bei seinem ersten Startelfeinsatz seit Januar in bestechender Form und riss das Spiel in der ersten halben Stunde an sich.

Kapitän Orban geht bei den Leipzigern voran

Ein Sinnbild für die Kompromisslosigkeit, mit der RB sich aus der Krise kämpfte, ist Orban. Der Pfälzer berichtete nach dem Spiel, dass er mit gebrochener Nase gespielt habe. Eine Maske kam für ihn dennoch nicht infrage. „Wenn die Nase einmal kaputt ist ..., mehr als brechen kann sie ja nicht”, sagte der 30-Jährige lakonisch. Nicht weniger als „ein Befreiungsschlag“ sei der rauschhafte Pokalabend gewesen. „Wir wussten, dass wirs noch können, aber dass wir‘s jetzt umgesetzt haben, ist ein geiles Gefühl”, beschrieb Orban.

Wären die Leipziger und nicht die Dortmunder aus dem Pokal ausgeschieden, hätte sich der Druck auf das Team weiter potenziert. Schließlich ist es in Leipzig noch vor möglichen Zugaben wie Titeln oberste Prämisse, sich erneut für die Champions League zu qualifizieren. Das kann eine immense Last sein, wie RB etwa am letzten Spieltag der Vorsaison erfahren musste, als der Klub in Bielefeld beinahe noch die „Königsklasse“ aus der Hand gegeben hätte. So aber verleiht der Traum von der Titelverteidigung im Pokal nicht nur „Hürdenläufer” Marco Rose auch neuen Schwung für die Liga und Lieblingsgegner Hertha BSC, gegen den RB in den vergangenen 13 Partien 48 Tore erzielte.

--

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })