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Sport: Realitätsverlust eines Jockeys

Mal angenommen, im Radio wird eine Verkehrskontrolle angekündigt. Daraufhin schwingt sich jemand ins Auto, rast mit 70 Sachen durch eine Tempo-30-Zone - und vorher hat er seine Nase durch eine Kokainspur gezogen.

Mal angenommen, im Radio wird eine Verkehrskontrolle angekündigt. Daraufhin schwingt sich jemand ins Auto, rast mit 70 Sachen durch eine Tempo-30-Zone - und vorher hat er seine Nase durch eine Kokainspur gezogen. Dabei ist seine letzte Alkoholstrafe noch aktenkundig. Derjenige müsste schon mit dem Klammerbeutel gepudert sein, oder? Andrasch Starke hat etwas ähnliches getan. Der deutsche Star-Jockey hat zwar statt 100 PS nur eine Pferdestärke genutzt. Dafür war sein Ritt aber ohne Airbag und im Rampenlicht der Öffentlichkeit.

Andrasch Starke wurde in Hongkong mit Kokainspuren im Blut erwischt, und das ausgerechnet beim Finaltag der Galopp-WM. An dem Tag, an dem der gesamte Galoppsport auf diese Metropole schaut. Dabei war Starke durchaus bekannt, dass der Hong Kong Jockey Club die schärfsten Kontrollen weltweit durchführt - schließlich wurde er dort erst vor zwölf Monaten mit zu viel Alkohol im Blut erwischt. Führt man sich vor Augen, wie begehrt eine der Gastlizenzen für das Heiligtum des Turfsports ist und wie groß dementsprechend die Verdienstmöglichkeiten für einen Jockey sind, dann wird das Ausmaß des Realitätsverlusts noch um einiges größer.

Noch verwunderlicher ist etwas anderes. Starke, den die Kölner noch im Dezember zu ihrem Sportler des Jahres gewählt haben, wird nur bis zum 1. Juli gesperrt. Und das als Wiederholungstäter. Auch wenn die Strafe in Hongkong ausgesprochen wurde und dort die Saison im Juli endet. Die Strafe gilt weltweit, und damit kann Deutschlands bester Jockey früh in der Saison wieder einsteigen. Starke verpasst nur eines der sieben Gruppe-I-Rennen in Deutschland, vergleichbar mit der Champions League im Fußball. Pünktlich zum Deutschen Derby kann er wieder aufsatteln. Doch nun ist aus dem Championjockey ein Sicherheitsrisiko geworden. Viele Pferdebesitzer werden sich überlegen, ob sie ihm ihre Wertanlagen anvertrauen. Denn ausgerechnet Starke war es, der die Gefahren eines Jockeys mit denen eines Formel-1-Piloten verglichen hat. Ferrari würde einen koksenden Michael Schumacher wohl nicht mehr ans Steuer lassen.

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