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Unglück auf schwierigem Berg: Rettungsmission für Laura Dahlmeier wieder aufgenommen – aber das Wetter macht Probleme
Die ehemalige deutsche Biathletin ist am Montag im pakistanischen Karakorum-Gebirge verunglückt. Laut ihrem Management ist sie mindestens schwerst verletzt. Retter konnten sie bisher nicht bergen.
Stand:
Update: Dahlmeiers Management gab inzwischen den Tod der ehemaligen deutschen Biathletin bekannt. Hier geht es zur neuen Meldung. Nachfolgend der alte Stand.
Laura Dahlmeier ist beim Bergsteigen im Karakorum-Gebirge in Pakistan verunglückt. Die ehemalige deutsche Biathletin war durch einen Steinschlag am Laila Peak mindestens schwerst verletzt worden, sagte das Management der 31-Jährigen. Behörden in Pakistan teilten am Dienstag jedoch mit, dass Dahlmeier nicht genau habe lokalisiert werden können. Die Retter erreichten sie bisher jedenfalls nicht – denn der Einsatz ist schwierig. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie kommt die Suche voran?
Der Rettungseinsatz ist wieder aufgenommen worden. Das teilte ein Behördensprecher mit. Bisher könne die Mission jedoch nur am Boden stattfinden. Helikopter seien aufgrund der schlechten Wetterbedingungen noch nicht gestartet.
Am Dienstagabend war der Einsatz nach Angaben eines pakistanischen Behördensprechers vorerst eingestellt worden. Grund sei die hereingebrochene Dunkelheit.
Der Laila Peak liegt unweit des K2, des zweithöchsten Bergs der Welt, nahe der Grenze zu China. Die Region zieht jedes Jahr Bergsteiger an, die Risiken durch Lawinen und Unwetter sind aber hoch.
Aktuell ist in dem Gebiet Monsunzeit, daher kommt es regelmäßig zu starken Regenfällen. Das Wetter am Montag war laut einem Sprecher der Katastrophenschutzbehörde kalt, windig und bewölkt, seit Dienstag regnet es. Für Mittwoch und Donnerstag sind tagsüber wie nachts am Unglücksort Temperaturen rund um den Gefrierpunkt vorhergesagt.
Wie ist der Zustand der Verunglückten?
Dahlmeiers genauer Zustand ist nicht bekannt. Beim Überflug eines Hubschraubers am Dienstagmorgen sind nach Angaben ihres Managements keine Lebenszeichen zu erkennen gewesen. Inzwischen mehren sich schon allein aufgrund der Dauer des Rettungseinsatzes die Sorgen, weil auf der Höhe des Unfalls niedrige Temperaturen herrschen und die Gefahr des Auskühlens und Erfrierens besteht. Die Chancen der Rettungsmission stehen mit jeder Stunde schlechter.
Was ist über das Rettungsteam bekannt?
Vier erfahrene Kletterer und zwei Bergträger sind laut Behördenangabe in zwei Teams auf dem Berg unterwegs, um die 31-Jährige zu bergen. Zum Rettungsteam gehört auch der bayerische Weltklasse-Kletterer Thomas Huber.
Wie kam es zu dem Unglück?
Dahlmeier war den Angaben ihre Managements zufolge mit ihrer Seilpartnerin an dem 6069 Meter hohen Laila Peak unterwegs. Die Frauen kletterten im alpinen Stil, also mit möglichst leichter Ausrüstung und ohne Expeditionslogistik.
Am Montag gegen Mittag (Ortszeit) wurde Dahlmeier auf rund 5700 Metern von einem Steinschlag erfasst. Die Seilpartnerin setzte sofort einen Notruf ab. Der Rettungseinsatz wurde umgehend eingeleitet. Die Partnerin hat pakistanischen Medien zufolge inzwischen das Basecamp erreicht und soll sich körperlich in guter Verfassung befinden.
Wann hat Dahlmeier zuletzt kommuniziert?
Ein Vorsitzender des Alpenvereins vor Ort teilte mit, dass die Seilpartnerin nach dem Unfall noch mit Dahlmeier habe sprechen können. Demnach sei Dahlmaier zu dem Zeitpunkt verletzt, aber am Leben gewesen.
Wie erfahren war Dahlmeier als Bergsteigerin?
Die Garmisch-Partenkirchnerin ist staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin, aktives Mitglied bei der Bergwacht und gilt als erfahrene und risikobewusste Bergsteigerin.
Bergsteigen und Klettern sind Dahlmeiers große Leidenschaft. Den seit Jahren ausufernden Massentourismus etwa im Himalaya aber kritisierte sie scharf. Der höchste Berg der Welt, unter dessen Gipfel sich regelmäßig Menschenschlangen bilden, reizte sie etwa nicht, wie in einem Interview deutlich wurde.
Was sagt Bergprofi Reinhold Messner?
„Es schockiert mich sehr, dass Frau Dahlmeier, (...) von der ich weiß, dass sie eine ausgezeichnete Alpinistin geworden ist, nach ihrer Zeit als Spitzensportlerin, das passiert ist“, sagte Bergsteiger Reinhold Messner dem Sender ntv.
„Das ist ein sehr steiler Berg, also schwierig zu klettern“, erklärte Messner. Ein normaler Alpinist habe dort kaum eine Chance. Dahlmeier hätte allerdings „alles dabei (gehabt), was notwendig ist, die Tour sauber zu begehen und abzuschließen“.
Durch seine Kontakte in der Bergsteigerszene wisse Messner, dass der „beste Kletterer von Husche, ein sehr erfahrener Mann, bereits unterwegs ist und in Meilenstiefeln versucht, hinaufzukommen, um zu retten.“ Zu Thomas Huber sagte er: „Er wird alles tun, um Hilfe und Rettung zu bringen. Aber Wunder kann er auch nicht vollbringen.“
Aufgrund der Abgeschiedenheit des Gebiets konnte ein Rettungshubschrauber die Unfallstelle erst am Dienstagmorgen erreichen. Beim Flug über die schwer zugängliche Unglücksstelle habe man bei der einst besten Biathletin der Welt keine Lebenszeichen erkannt.
Laut Messner geht die Gefahr an dem Berg nicht nur von Steinschlägen, sondern auch von Eisschlag und Lawinen aus, da er größtenteils von Eis bedeckt ist, sagte der Bergsteiger im Gespräch mit ntv. Die Möglichkeit sich davor zu retten sei „relativ gering“. Ihre ehemalige Biathlon-Kollegin Magdalena Neuner schrieb auf Instagram: „Ich denke an dich Laura.“
Dahlmeier brach im Juni auf
Die Ex-Biathletin war den Angaben ihres Managements zufolge seit Ende Juni gemeinsam mit Freunden in der Region unterwegs. Sie hatte am 8. Juli bereits erfolgreich den Great Trango Tower (6287 m) bestiegen. Der Laila Peak war das zweite geplante Gipfelziel.
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Für sie sei beim Bergsteigen „ein gewisser Abenteuergeist wichtig, eine gewisse Einsamkeit, eine eigene Routenwahl, sportliche Spontanität und Flexibilität“, sagte Dahlmeier Anfang 2024 der Deutschen Presse-Agentur.
Dahlmeiers Karriere: Große Erfolge, frühes Ende
Mit zwei olympischen Goldmedaillen 2018 in Pyeongchang und insgesamt sieben Weltmeistertiteln ist Dahlmeier die erfolgreichste deutsche Biathletin des vergangenen Jahrzehnts. Vor allem die WM 2017 in Hochfilzen prägte sie famos, als sie bei sechs Starts fünfmal Gold und einmal Silber holte. In der Saison 2016/17 sicherte sie sich außerdem den Sieg im Gesamtweltcup.

© dpa/Hendrik Schmidt
Im Mai 2019 beendete die Oberbayerin dann im Alter von 25 Jahren überraschend ihre Karriere als Leistungssportlerin. Sie erklärte damals, dass sie als Biathletin keine sportlichen Ziele mehr habe. Neben ihren Berg- und Klettertouren war Dahlmeier zuletzt auch immer wieder als TV-Expertin für das ZDF aktiv. (Tsp/dpa)
Korrekturhinweis: Die ehemalige Biathletin Magdalena Neuner wurde im Text zunächst mit einem falschen Vornamen versehen.
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