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Rekorde, aber keine Weitsicht: Der DFB schöpft das Potenzial des Frauenfußballs nicht aus
Der deutsche Frauenfußball wächst – doch falsche Spielansetzungen und mangelnde Vermarktung bremsen das Potenzial aus. Solange DFB und DFL nicht besser kooperieren, bleibt die Bundesliga ein Nischenprodukt.

Stand:
Dass es im Frauenfußball durchaus Sinn machen kann, Topspiele in ein größeres Stadion zu verlegen, um mehr Zuschauende anzulocken, ist keine neue Erkenntnis. Der jüngste Report zur Saison 2023/24 des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat gezeigt, dass der deutsche Frauenfußball eine gute Entwicklung genommen hat. So konnte beispielsweise der Zuschauerschnitt aus dem Vorjahr noch einmal gesteigert werden und liegt mittlerweile bei 2876 Fans pro Spiel.
Normalerweise funktioniert der Frauenfußball auch als Event mit sogenannten Highlightspielen sehr gut. Das Duell zwischen dem VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt am Sonntag war eines davon. Den überraschend hohen 6:1-Sieg der Wolfsburgerinnen verfolgten allerdings nur 8793 Zuschauende in der Wolfsburger Arena, überall waren leere Plätze zu sehen.
Ein Grund liegt dabei in der Ansetzung der Spiele. Während die Eintracht ab 16.45 Uhr auswärts antrat, um die Tabellenspitze zu verteidigen, empfing das Männerteam nur eine Dreiviertelstunde später Holstein Kiel. Das gleiche Schicksal ereilte die Spielerinnen von Werder Bremen, die ebenfalls am Sonntag in München auf dem FC Bayern Campus antraten. Fast zur selben Zeit spielte das Männerteam zu Hause gegen die TSG Hoffenheim.
Es dürfte also niemanden verwundern, dass in solchen Fällen die großen Zuschauerzahlen ausbleiben. Hierbei handelt es sich um ein Problem, welches sich durch die gesamte Saison zieht. Obwohl der DFB die Spiele der Frauen erst festlegt, wenn die Deutsche Fußball Liga (DFL) die genauen Zeiten der Männer bekanntgegeben hat, kommt es immer wieder zu zeitgleichen Spielansetzungen zweier Teams eines Vereins. Von Kommunikation zwischen DFL und DFB keine Spur.
Zwar wird seitens des DFB gerne über neue Rekorde im Frauenfußball berichtet. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das große Potenzial, welches im Frauenfußball liegt, bei weitem nicht ausgeschöpft wird.
Was bei den reinen Zuschauerzahlen beginnt, setzt sich in der Vermarktung der einzelnen Spiele fort. Oftmals sind bei Fernsehübertragungen leere Tribünen zu sehen, obwohl die Fans lautstark zu hören sind. Jeder Verein trifft selbst die Auswahl, wo Zuschauende platziert werden.
Da der DFB allerdings mit der Vermarktung der Bundesliga betraut ist, liegt diese Entscheidung auch in seiner Verantwortung. Dieser Pflicht kommt der Verband derzeit nicht nach und daher wirkt das Produkt Frauenfußball-Bundesliga zu häufig noch eher trist statt attraktiv.
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