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Hamburger SV: Retter Sammer ist nahe

Der Hamburger SV ist sich sicher, Matthias Sammer als neuen Sportchef zu gewinnen. Noch aber zögert der Deutsche Fußball Bund (DFB) mit der Freigabe seines Angestellten.

Während beim Hamburger SV schon allerlei Hoffnungen an die baldige Ankunft eines Retters namens Matthias Sammer geknüpft werden, gab sein derzeitiger Arbeitgeber am Mittwoch erst einmal den Spielverderber. DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach sagte: „Auch nach einem Telefonat zwischen Matthias Sammer und mir gibt es für uns kein Signal, dass sein bis 2013 laufender Vertrag aufgelöst wird. Der erklärte Wunsch des DFB ist es, dass er uns als Sportdirektor erhalten bleibt.“ Den Medien gegenüber schwieg Sammer. Allerdings wirkten die Aufsichtsräte des HSV am Dienstagabend bei der Verkündung ihres Wunsches, Sammer als Sportdirektor an die Elbe zu holen, so einstimmig überzeugt, dass man von einer Einigung zwischen Sammer und dem Verein ausgehen muss.

Die bisherigen Verhandlungen mit dem 43 Jahre alten Sammer hatte der stellvertretende Chef der Kontrolleure geführt, der Unternehmer Alexander Otto. Ein kluger Mann mit klaren Vorstellungen. Womöglich geht es nun zwischen Verein und Verband nur noch um das übliche Wechselgebaren zwischen aufnehmender und abgebender Partei: Ablösezahlungen, Nachfolgelösungen, eine Erklärung, aus der hervorgeht, dass letztlich alle Sieger sind – solche Dinge.

In seltener Einmütigkeit hatten die zwölf neu sortierten Räte des HSV sich bei ihrer ersten gemeinsamen Sitzung auf Sammer als neuen starken Mann in der sportlichen Verantwortung des HSV geeinigt und dies am Dienstagabend auch gleich verkündet. „Wir sind vollkommen von Sammers Konzept überzeugt. Ich glaube, dass wir die Sache innerhalb weniger Tage dingfest machen können“, sagte der neue Aufsichtsratschef Ernst Otto Rieckhoff. Wer den Mund so voll nimmt, muss überzeugt sein, sich anschließend keiner Blamage auszusetzen. Denn sollte Sammer nun doch nicht kommen, hätte sich der HSV in seiner abenteuerlichen Suche nach einem Sportchef zum x-ten Male blamiert: Schon Roman Grill, Horst Held, Urs Siegenthaler, Nico-Jan Hoogma und Sergej Barbarez waren ja so gut wie sicher als Nachfolger des vor anderthalb Jahren entlassenen Dietmar Beiersdorfer engagiert. Letztlich wurde es keiner, sondern der ehemalige Spieler Bastian Reinhardt als Notlösung – der wäre dann auch der Verlierer, käme Sammer. Am Dienstag wurde Reinhardt von den Räten gelobt, doch dürfte für ihn allenfalls noch als Sammers Assistent Verwendung gefunden werden.

Der stille Sieger des spektakulären Wechsels hielt sich mit Bewertungen zurück. Das konnte der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann auch guten Gewissens tun, denn beim HSV entscheiden die Aufsichtsräte über den Sportdirektor mit Sitz im Vorstand, nicht er. Dass er und Vorstandskollegin Katja Kraus aber hinter der Personalie Sammer stecken und nicht die Räte, ist jedem klar. In Sammer käme der Typ Sportbesessener, den Hoffmann auf dem Feld oft vermisst. Dass Hoffmann selbst bei einem Sportdirektor Sammer Macht wird abgeben müssen, schreckt ihn nicht, es verbessert seine Lage sogar. Noch bei der Mitgliederversammlung hatte Hoffmann gesagt, der HSV benötige mehr Fußballkompetenz. Mit Sammer und Trainer Armin Veh in der alleinigen Verantwortung für den Fußball könnten Hoffmann und Kraus wieder zu ihren Stärken zurückkehren und sich um die Vermarktung des Klubs kümmern. Die Kritik der neu gewählten Räte an Hoffmann ist durch den sich anbahnenden Deal mit Sammer jedenfalls leiser geworden: Schon in den nächsten Wochen könnten die Ende des Jahres auslaufenden Verträge mit Hoffmann und Kraus verlängert werden, heißt es beim HSV.

Sammer soll bei den Hamburgern einen Vertrag bis 2014 unterschreiben und 2,5 Millionen Euro im Jahr verdienen. An ihn richtet sich der Auftrag, eine einheitliche Spielphilosophie zu entwickeln und die Nachwuchsarbeit voranzubringen. Dass der als extrem ehrgeizig, eigenwillig und unbequem geltende Sammer bisher bei keinem Verein in ähnlicher Funktion gearbeitet hat, scheint ihm nicht als Nachteil ausgelegt zu werden. Nichts Neues gab es aus der Gerüchteküche bezüglich Horst Hrubesch – der „Kicker“ hatte am Montag gemeldet, der HSV plane die „große Lösung“ und hole neben Sportchef Sammer gleich noch Hrubesch als neuen Trainer. Das hatte Hrubesch als Falschmeldung bezeichnet. Armin Veh wollte dazu nichts sagen.

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