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Sport: Schaaf meckert nicht mal

Der Mann ist schon ein besonderer Typ. Thomas Schaaf, der Trainer des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen, der passt nicht so recht in dieses Showgeschäft, ein Mann ohne Emotionen.

Der Mann ist schon ein besonderer Typ. Thomas Schaaf, der Trainer des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen, der passt nicht so recht in dieses Showgeschäft, ein Mann ohne Emotionen. Seltsam. Gestern Abend, da verlor sein Klub 1:2 (1:1) bei Energie Cottbus, einem Verein, der seit 14 Spielen nicht mehr gewonnen hatte. Schaaf war stinksauer, sicher, aber er schimpfte nicht. Seine Augenbrauen zuckten nicht einmal. Schaaf sagte nur: "Klare individuelle Fehler, wir haben zwei gemacht und verloren." Eine knappe Analyse. "Na, haben sie mehr Chancen für Cottbus gesehen?". Schaaf spricht monoton, er nuschelt seine Worte vor sich hin. Schaaf ist Norddeutscher. Vielleicht erklärt das seine Kühle.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Sein Klub war im vergangenen Herbst ganz nah dran, oben, an der Tabellenspitze der Bundesliga. Ein Sieg in Cottbus, dann wären es nur drei Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen gewesen. Bremen gehörte plötzlich zu den Kandidaten, die um die Meisterschaft kicken. Trainer Schaaf ließ seine Männer einfach spielen, logisch und ohne Schnörkel. Norddeutsch eben. Damit hatte es Schaaf mit seinem Klub auf acht Spiele ohne Niederlage gebracht. "Ich lege auf diese Serie keinen Wert", sagt Schaaf. Und: "Wir haben gegen Cottbus jederzeit das Spiel kontrolliert. Wir werden jetzt ruhig weiter arbeiten."

Es lief ja eigentlich auch alles nach Plan: Nach 18 Minuten bekam Bremens Tim Borowski den Ball an den Fuß, bedrängt von drei Cottbuser Spielern. Als keiner angriff, ging Borowski einfach drei, vier Schritte nach vorn, passte quer auf Ailton, der, am Strafraum allein gelassen, lässig zur Bremer Führung traf. Cottbus lag wieder einmal hinten. Die 14 350 Zuschauer im Stadion der Freundschaft wurden still. "Eine glückliche Situation", nennt das Schaaf.

Nur dann kamen eben diese beiden individuellen Fehler: Kurz vor der Pause unterschätzte Bremens Marco Bode einen Eckball, Janos Matyus konnte per Kopf ausgleichen. Zehn Minuten vor Abpfiff traf dann Marko Topic zum 2:1 für Energie Cottbus. Da hatte zuvor Bremens Abwehrchef Verlaat geschlafen. Das einzige, was Thomas Schaaf daraufhin machte, war, in seiner Trainingsjacke zu wühlen und in ein Taschentuch zu schnauben. "Was soll ich denn meckern", erzählt Schaaf, "wir werden uns das Spiel noch einmal anschauen. Ganz in Ruhe." Dann verschwand er im Bremer Mannschaftsbus.

So richtig begriffen haben sie diese Situation wohl selbst in Bremen nicht. Vor einigen Jahren noch, Anfang der Neunziger, da gehörte Bremen noch zu den Großen der Branche. Aber jetzt? Mal ehrlich: Irgendwie ist der Klub langweilig, so ganz ohne Show. Nicht einmal einen Brustsponsor haben sie in Bremen. Vielleicht ist es ja auch ganz gut, dass der Klub in Cottbus verloren hat. Drei Punkte hinter dem Spitzenreiter, fünf Punkte vor den Bayern. Das wäre hektisch geworden. Schaaf mag so etwas nicht.

André Görke

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