
© Daniel Bockwoldt/dpa
Schach-Bundesliga mit dem weltbesten Spieler: Was macht Magnus Carlsen auf St. Pauli?
Vorsicht, die Wikinger kommen! Erstmals spielte Magnus Carlsen für den FC St. Pauli in der Schach-Bundesliga. Und verhalf dem Kiezclub zu ungewohnter Aufmerksamkeit und einem historischen Sieg.
Stand:
Bauer nach C4! Magnus Carlsen, der weltbeste Spieler, kommt gleich am Anfang seiner ersten Bundesligapartie für den FC St. Pauli ins Grübeln, sehr untypisch für ihn. Er beugt den Kopf übers Brett, zieht sich den Kapuzenpullover über den Kopf. C4 ist eine überraschende Eröffnung vom Gegner Max Warmerdam. Was wird der erste Zug des Schachstars für den FC St. Pauli sein? Nach fünf Minuten die Antwort: Carlsen zieht Bauer E5.
Bundesligafieber am Wochenende in Hamburg auf St.Pauli. Aber nicht nur bei den Kiezkickern im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, sondern 800 Meter Luftlinie vom Millerntor entfernt im historischen Brahms-Kontor.
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Dort drängen sich am Wochenende, ungewöhnlich genug für ein Spiel in der sonst eher zuschauerarmen Schach-Bundesliga, Medienvertreter und Zuschauer, um den weltbesten Schachspieler live zu sehen: Magnus Carlsen in seinem ersten Einsatz für den FC. St. Pauli.
Mit einer ordentlichen Ausbeute: Zum 5,5:2,5-Erfolg über Warmerdam und die SG Solingen (dem ersten Bundesligaerfolg des FC St. Pauli überhaupt) steuerte der 34-Jährige einen Sieg bei, beim 3,5:4,5 gegen den Düsseldorfer SK am Sonntag einigte er sich mit dem starken Gegner, dem Chinesen Wei Yi, nach zähem Ringen auf ein Remis.
Wer von dem Namen noch nie was gehört hat: Magnus Carlsen gehört zu den schillerndsten Figuren der Schach-Welt. Was der 34 Jahre alte Norweger auch anstellt, die Schlagzeilen sind dem Weltranglistenersten und Ex-Weltmeister gewiss.
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Diese waren zuletzt wegen eines Jeanshosen-Eklats und Vorwürfen einer Absprache bei der Blitz- und Rapid-Schach-WM nicht durchweg positiv. Aber es waren immerhin Schlagzeilen.
Magnus Carlsen, der Schach-Popstar. Das wissen auch der Schach-Mäzen Jan Henric Buettner, der den Norweger zum FC St. Pauli geholt hat und Club-Präsident Oke Göttlich. „Wir freuen uns, dass einer der besten Schachspieler der Welt für den FC St. Pauli antritt“, sagte Göttlich der dpa. „Dies ist ein kluger Zug von Magnus Carlsen, der zeigt, wie viel Strahlkraft der Verein hat.“
Kluge Züge brachte Carlsen dann auch bei seinem Match am Samstagnachmittag gegen den Niederländer Warmerdam und am Sonntag gegen den mit Spitzenspielern gespickten Meisterschaftsfavoriten vom Düsseldorfer SK, allen voran der Weltranglisten-Neunte Wei Yi.
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Mit seinem Sieg und einem Remis verhalf Carlsen den Kiezdenkern am fünften und sechsten Spieltag der Schach-Bundesliga aus der Abstiegsregion. St. Pauli hatte die ersten drei von vier Matches verloren, lag vorm Wochenende auf Platz 14 der Tabelle und kann jeden Punkt, jede Hilfe gut gebrauchen, schon gar eine weltmeisterliche (Carlsen ist gerade in New York Blitz-Weltmeister geworden).
Drei, vier bis zu fünf Stunden kann eine klassische Schachpartie dauern. Genug Zeit sich zu fragen, wie der weltbeste Schachspieler überhaupt nach St.Pauli kam.
Carlsen hat schon längere Zeit eine Verbindung zum Kiezclub. Der Schach-Genius war vor Jahren mal Zuschauer bei einer Niederlage der Fußballer gewesen. Dabei hat ihn die Stimmung am Millerntor so beeindruckt, dass er sich ein Trikot des Vereins kaufte.
Coolste Marke Deutschlands
„Ich freue mich, Teil der coolsten Marke in Deutschland zu sein“, hatte Carlsen bei der Bekanntgabe seiner Verpflichtung im Mai vergangenen Jahres gesagt. Danach wurde es etwas ruhiger um den Schachstar.
Anfang des Jahres überraschte Carlsen abseits des Bretts. In seiner Heimat heiratete er Freundin Ella Victoria Malone. Stilecht in Anzug und Fliege aus feinem Zwirn feierte der Schach-Star in dem Hotel, in dem alljährlich die in der norwegischen Hauptstadt Oslo gekürten Friedensnobelpreisträger unterkommen.
Flitterwochen nun also auf St. Pauli. Am Schachbrett im Brahms-Kontor saß er nicht im Pauli-Trikot oder Anzug, sondern im St.Pauli-Hoodie und in Jeans. Über drei Stunden tiefes Grübeln am Brett von Carlsen und Warmerdam. 90 Minuten für die ersten 40 Züge, plus 30 Sekunden Inkrement, danach 30 Minuten.

© Reuters/Amanda Pedersen Giske
Das erste Ergebnis überrascht nicht, Warmerdam hat fast 200 Elo-Punkte weniger als Carlsen: 1:0 für den Ex-Weltmeister am Spitzenbrett von St. Pauli. Am Ende wurde der Niederländer überspielt.
Am Sonntag wurde es kniffliger. Der Düsseldorfer SK kam fast in Bestbesetzung nach Hamburg, Carlsen traf am Spitzenbrett auf Wei Yi. Ziwschenzeitlich sah es für Carlsen sogar etwas bedenklicher aus. Am Ende holte der Ex-Weltmeister ein Remis, für einen weiteren Matchsieg hat es für St. Pauli aber nicht gereicht.
Dazu muss man wissen: Bei einer Bundesligapartie wird an acht Brettern gespielt. Carlsens Teamkameraden waren – trotz weiterer illustrer, skandinawischer Neuzugänge wie Johan-Sebastian Christiansen oder Peter Heine Nielsen (Motto: „Die Wikinger kommen!“) – gegen den Bundesligadritten Düsseldorfer SK nicht stark genug.
Wann spielt Carlsen wieder auf St. Pauli?
Schwer zu sagen, ob Carlsen in dieser Saison noch einmal so werbewirksam für den Kiezclub antreten wird. Die weltbesten Schachspieler haben viele Verpflichtungen in vielen Nationen, Turnieren und Vereinen. Nach diesem Bundesliga-Wochenende geht es für den Norweger schon bald in Norddeutschland weiter.
In Weißenhäuser Strand an der Ostsee startet am 7. Februar die Freestyle Chess Grand Slam Tour. Bei dieser Schachvariante werden die Positionen der Figuren auf der Grundlinie ausgelost, wodurch die altbekannten Eröffnungsstrategien aufgehoben werden.
Die neue Tour hatte Carlsen gemeinsam mit dem Unternehmer Jan Henric Buettner, ins Leben gerufen. Im vergangenen Jahr gewann der Norweger das Turnier, das als Einzelevent ausgetragen wurde. 2025 wird die Tour in Frankreich, den USA, Indien und Südafrika fortgesetzt und soll, Carlsen sei dank, dem klassischen Schach möglichst den Rang ablaufen. Auf St. Pauli wird aber weiter klassisches Schach gespielt.
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