
© dpa/Harry Langer
Schlimme Szenen bei Abstiegskracher: Heidenheims Torwart bleibt bewusstlos liegen – und muss mit Trage vom Platz
Nach einem Zweikampf regte sich Kevin Müller nicht mehr, es folgte minutenlanges Bangen. Inzwischen ist klar: Er erlitt eine Gehirnerschütterung. Auch ein Bochumer verletzte sich schwer.
Stand:
Der siebte Abstieg des VfL Bochum aus der Fußball-Bundesliga rückt immer näher, überschattet wurde das torlose Remis beim Mit-Konkurrenten 1. FC Heidenheim allerdings von Sorgen um FCH-Torhüter Kevin Müller.
Kurz nach dem Seitenwechsel war der Schlussmann mit Heidenheims Kapitän Patrick Mainka und Bochums Ibrahima Sissoko heftig zusammengeprallt. Müller sei laut seines Trainers Frank Schmidt für einen Moment bewusstlos, dann aber auch „schnell wieder bei sich“ gewesen. Sein Mitspieler Tim Siersleben hatte schnell reagiert und Müller in eine stabile Seitenlage gebracht. Was folgte, war eine lange Behandlungspause, während der auch ein Sichtschutz auf den Platz geholt wurde.
Müller kommt direkt vom Platz ins Krankenhaus
„Kontakt hatten wir keinen und ich möchte nicht spekulieren“, sagte Coach Schmidt. Müller sei, nachdem er mit der Trage vom Feld unter aufmunternden „Kevin Müller“-Rufen gefahren worden war, direkt ins Krankenhaus gebracht worden.
Mittlerweile ist klar: Müller hat sich eine Gehirnerschütterung zugezogen. Dies habe eine Untersuchung am späten Freitagabend ergeben, teilte der 1. FC Heidenheim am Samstag mit. Wie lange der 34-Jährige ausfallen wird, sei unklar, hieß es weiter.
„Die Gesundheit ist unser höchstes Gut. Alles andere ist Nebensache“, sagte Heidenheims Mainka nach dem Spiel. „Das ist nichts, was man auf dem Fußballplatz sehen möchte.“
Heidenheims teuer erspielter Punkt
In der Tabelle haben die Heidenheimer den Mit-Konkurrenten auf Distanz gehalten. Vier Zähler beträgt der Vorsprung vor den Spielen beim 1. FC Union Berlin und zum Abschluss daheim gegen den SV Werder Bremen.
„Wir wollen diesen Punkt mitnehmen, wir haben es in der eigenen Hand – egal, was an diesem Wochenende woanders passiert“, sagte Schmidt, der schon vor Monaten den Abstiegsrelegationsplatz als Ziel des FCH ausgegeben hatte. Allerdings drohen neben Müller auch Sirlord Conteh und Leonardo Scienza erst einmal verletzungsbedingt auszufallen. Sie wurden gegen Bochum ebenfalls vorzeitig ausgewechselt.
Vor den Duellen mit Europapokal-Anwärter FSV Mainz 05 und bei Aufsteiger FC St. Pauli ist die Chance des VfL auf den Klassenerhalt hingegen weiter geschrumpft.
Hecking bleibt auf bei Abstieg VfL-Trainer
In einer Sache hat der VfL aber seit Freitagabend Gewissheit: Trainer Dieter Hecking verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis Mitte 2027. Der ursprünglich unterschriebene Kontrakt hätte sich nur dann verlängert, wenn Bochum die Liga hält. „Ich wollte das Thema vom Tisch haben und es nicht länger rauszögern“, erklärte Hecking vor dem Saisonfinale.
„Ich glaube, die Mannschaft braucht keinen Push“, sagte Hecking und verwies auf den aufopferungsvollen Kampf, den seine Schützlinge auf der Ostalb geboten hatten. „Was soll ich ihnen denn vorwerfen? Wir haben halt das Tor nicht gemacht. Das ist aber schon seit den letzten Wochen so.“
Auch Bochums Hofmann schwer verletzt
Die Bochumer hatten sich eine Menge vorgenommen, mussten in der Anfangsphase allerdings auch einen ersten Rückschlag verdauen. Angreifer Philipp Hofmann musste nach acht Minuten angeschlagen vom Feld.
Mittlerweile ist klar, dass er sich einen Rippenbruch zuzog und für den Rest der Saison ausfallen wird. Weil sich dabei die Rippe ins Rippenfell bohrte, löste sie darüber hinaus einen Lungenkollaps aus, wie der Klub am Samstag mitteilte. Hofmann wurde mittlerweile operiert. Bei dem Eingriff sei die Lunge wieder funktionsfähig gemacht worden. Allerdings müsse der 32-Jährige vorerst zur Beobachtung im Klinikum in Heidenheim bleiben, bis er transportfähig ist.
Der VfL Bochum erarbeitete sie sich immer wieder Möglichkeiten – die beste vergab der für Hofmann eingewechselte Myron Boadu (32.). Auf der Gegenseite rettete Timo Horn vor dem heraneilenden Marnon Busch (35.).
Der zweite Durchgang begann dann mit dem erwähnten Schockmoment. Für Müller kam nach mehr als zehn Minuten Ersatztorwart Frank Feller.
Beiden Mannschaften fiel es zunächst sichtlich schwer, sich wieder auf den Abstiegskampf und Fußball zu fokussieren. Gefährlicher agierten nach der langen Unterbrechung die Gastgeber. Ein Lucky Punch wie noch vor einer Woche beim 1:0 beim VfB Stuttgart war ihnen diesmal aber nicht vergönnt, weil Bochums Schlussmann Timo Horn in der zehnten Minute der Nachspielzeit einen Schuss von Adrian Beck an den Außenpfosten lenkte. (dpa, Tsp)
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