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André Schürrle wechselte 2013 in die englische Premier League zum FC Chelsea.

© Imago

FC Chelsea gegen Schalke 04: Schürrle: "Das Tor gegen Argentinien habe ich tausend Mal angeguckt"

Mit dem FC Chelsea trifft er in der Champions League heute auf Schalke, er bereitete Götzes goldenes WM-Tor vor und ist einer von Mourinhos Lieblingsspielern. Müssen Sie sich eigentlich manchmal kneifen, Herr Schürrle?

André Schürrle, wie wird man Weltmeister?

Indem man das Finale gewinnt.

Ist das die Antwort, die Sie Ihren englischen Mitspielern geben?

(Lacht) Ganz ehrlich: Das hat mich hier niemand gefragt. Die meisten Mitspieler haben mir gratuliert und gesagt, dass die beste Mannschaft den Titel gewonnen hat.

Auch Ihre brasilianischen Mitspieler Oscar oder Ramires?

Klar. Wir konnten sogar gemeinsam über das Halbfinale Witze machen, schließlich war die WM ja auch schon vier Wochen her, als wir ins Mannschaftstraining einstiegen.

Also ist alles schon wieder vergessen?

Das nicht. Ich habe mir alleine das Tor gegen Argentinien bestimmt tausend Mal angeguckt. Das motiviert ja auch.

Es spielt sich also leichter als Weltmeister?

Es wird einem als Weltmeister nichts geschenkt. Aber klar: Das Selbstbewusstsein ist gestiegen, und man läuft leichtfüßiger über den Platz.

Kann man das Gefühl einer solchen WM im Ligabetrieb konservieren?

Der Teamgeist eines großen Turniers ist nicht immer leicht auf eine Klubmannschaft zu übertragen. Bei einer WM bist du ja rund um die Uhr mit den anderen Spielern zusammen – und wenn es gut läuft, entsteht eine unglaublich positive und intensive Stimmung.

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Im Klub ist es distanzierter?

Nein, das auch nicht. Gerade beim FC Chelsea haben wir viele gute Charaktere und verbringen sehr viel Zeit miteinander. Auch hier schweißt der Erfolg sehr zusammen. Doch es ist anders als in der Nationalmannschaft – naturgemäß.

Ihr Trainer José Mourinho sagte vor der WM: „Schürrles nächste Saison wird großartig.“ Wieso hat er Recht?

Da müssen Sie ihn fragen. (Lacht) Im Ernst: Ich finde es natürlich schön, dass er so was über mich sagt, denn er kennt mich und mein Spiel sehr gut. Allerdings hat er den Satz nach dem WM-Titel etwas modifiziert. Er sagte, dass die nächste Saison schwierig für mich werden könnte.

Warum?

Nach einem langen Turnier brauchen Spieler oft länger, um in eine Saison zu kommen. Das liegt vor allem an der verkürzten Vorbereitung und der fehlenden Fitness. Zudem möchte er, dass ich immer weiter an meiner Mentalität arbeite.

Was meint er damit?

Den unbedingten Siegeswillen. Er möchte, dass jeder Spieler sein Ich-will-unbedingt-Gewinnen-Denken ausstrahlt. Das beginnt oft damit, dass man als Spieler auch Aufgaben übernimmt, die man normalerweise nicht macht. Letzte Saison gegen Liverpool wechselte ich im Spiel zum Beispiel auf die Außenverteidigerposition. Erst dachte ich, was soll ich denn da? Nach der Partie erklärte Mourinho mir, wie wichtig es für den Sieg war, dass ich mich aufgeopfert habe. Ich habe ihn verstanden.

Kann man Trainer wie José Mourinho und Joachim Löw vergleichen?

Nein. Jeder hat seine eigene Art – und das ist auch gut so. Es ist allerdings nicht so, dass die beiden komplett konträr sind. Sie würden sich privat verstehen. Jedenfalls könnten sie sich gut über Fußball unterhalten, weil sie beide absolute Fachleute sind.

"Wir werden Schalke nicht unterschätzen"

Sprechen wir über das heutige Spiel: Chelsea hat in der Liga noch keinen einzigen Punkt abgegeben, Schalke hat noch kein Spiel gewonnen. Klare Sache, oder?

Wir werden Schalke nicht unterschätzen. Die Mannschaft ist stark, auch wenn das die letzten Ergebnisse nicht so widerspiegeln. Schalke hat viele sehr gute Einzelspieler wie zum Beispiel Kevin-Prince Boateng oder Sidney Sam.

Was ist der Grund für den guten Start des FC Chelsea?

Zum einen sind wir alle sehr hungrig auf Erfolg. Andererseits haben wir einen sehr breiten Kader. Wir haben momentan so viele Spieler, die das Potenzial haben in der ersten Elf zu spielen. Einige würden sagen, dass kann zu Reibereien führen – ich glaube eher, wir werden im Laufe der Saison mit all den Wettbewerben davon zehren.

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Die englische Presse staunt gerade über Neuzugang Diego Costa. Staunen Sie mit?

Wahnsinn, der Mann. Er hat in den ersten vier Spielen sieben Tore gemacht. Aber auch Cesc Fabregas darf man nicht vergessen. Ein überragender Passgeber.

Kann man als Weltmeister noch Fan von anderen Spielern sein?

Sicher nicht mehr so wie früher. Trotzdem gibt es  natürlich immer auch andere Spieler, die ich gut finde. Wenn ich zum Beispiel mit meinem Kumpel Marco Reus trainiere, gucke ich manchmal genauer hin. Der Junge hat einfach eine überragende Schusstechnik, und natürlich schaut man sich gerne bei Weltklassespielern was ab.

Würden Sie sich auch als Weltklassespieler bezeichnen?

Ich kategorisiere mich ungern. Ich ziehe einfach mein Ding durch, bewerten können mich andere. Ich weiß für mich nur, dass mein Weg noch nicht zu Ende ist.

Ihr Weg führte Sie von Ludwigshafen über Mainz und Leverkusen nach London. Müssen Sie sich selbst manchmal kneifen?

Es ist schon sehr schnell gegangen. Und plötzlich spiele ich in London bei einem der besten Vereine der Welt. Ich habe hier in den vergangenen zwölf Monaten tolle Momente gehabt. Die drei Tore gegen den FC Fulham, das 6:0 gegen den FC Arsenal oder das Champions-League-Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain, bei dem wir das Hinspiel 1:3 verloren hatten und niemand mehr mit uns rechnete. Doch wir kamen zurück und gewannen das Rückspiel an der Stamford Bridge mit 2:0, bei dem ich auch ein Tor schoss. Aber glauben Sie mir: Ich habe das alles realisiert, von daher fühlt es sich nicht mehr an wie ein Traum.

Das Interview erscheint mit freundlicher Genehmigung von 11FREUNDE.

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