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Schwabenland macht Berliner todunglücklich: Die Wahrheit hinter den Tränen von Maximilian Mittelstädt
Tränen des Glücks soll Maximilian Mittelstädt nach dem Finaleinzug mit dem VfB geweint haben. Doch der Nationalspieler ist verzweifelt. Der Alltag in Stuttgart ist für ihn nicht zu meistern.

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Maximilian Mittelstädt biss am Mittwochabend tapfer die Zähne zusammen, aber er konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. Vor 60.000 Zuschauern im Stadion und einem Millionenpublikum vor den Bildschirmen heulte er hemmungslos.
Er war soeben mit dem VfB Stuttgart ins Finale des DFB-Pokals eingezogen, dieses findet bekanntlich in Berlin statt und ist das Highlight im nationalen Spielkalender. Für die Beobachter war die Sache klar: Die Tränen waren Tränen des Glücks. Herrührend von dieser unglaublichen Erfolgsgeschichte.
Man muss sich vergegenwärtigen, wo Maximilian Mittelstädt vor zwei Jahren noch war: in Berlin, einer der dysfunktionalsten Städte seit Menschengedenken; bei Hertha BSC, einem der dysfunktionalsten Fußballklubs seit Menschengedenken. In der Hölle also.
Und jetzt? Ist er in Stuttgart, der prosperierenden Schwabenmetropole; beim VfB Stuttgart, dem Champions-League-Klub. Im Himmel also.
So würde man denken, die Wahrheit hinter den Tränen ist aber eine andere. Wie mehrstimmig von der Haupttribüne des früheren Neckarstadions zu vernehmen war, fühlt sich Mittelstädt in Stuttgart überhaupt nicht wohl.
Demnach sank seine Lebenslust im Schwabenland schon bei seinem ersten Besuch beim Bäcker. Als er Schrippen bestellte, schaute ihn die Verkäuferin mit großen Augen an und fragte: „Was moinsch‘ du?!“ Er verstand nicht und orderte anschließend zwei Pfannkuchen. Die Verkäuferin reagierte verärgert. „Der feine Herr will also Pfannkucha‘. Soll I‘ Ihna‘ dazu no‘ Kässpätzle macha‘?! Mir sind a‘ Bäckerei, mein Lieber!“
Verstört und ohne Backwaren verließ Mittelstädt das Geschäft. Er stieg in seinen Dienstwagen und fuhr nach Hause. An seiner Eingangstür befand sich ein Zettel, auf dem geschrieben stand, dass er sich, bitte schön, noch in dieser Woche um die Reinigung des Treppenhauses kümmern solle.
Mittelstädt hielt das für einen Witz. Aber ein paar Tage später klingelte der Nachbar an seiner Tür und machte deutlich: „Sie wissad scho‘, dass Sie jetzt dra’ sind??!“ Mittelstädt bat den Mann, das zu wiederholen und in sein Smartphone zu sprechen. Er brauchte eine Übersetzung. Der Nachbar reagierte barsch.
Mittelstädt und die schwäbische Gründlichkeit
Der sportliche Erfolg konnte sein Unwohlsein, so hörte man es von den Reihen der Haupttribüne, nicht übertünchen. Zumal ihm diese schwäbische Gründlichkeit, sei es im Alltag oder auf dem Fußballplatz, immer mehr auf den Zeiger ging.
Er sehnte sich nach dem Dreck und Chaos der Hauptstadt, nach all ihren Fehlern. Apropos: Er vermisste die ewig scheiternde Hertha.
Deswegen, so heißt es, hat Mittelstädt einen Plan gefasst: Im Anschluss an das Pokalfinale am 24. Mai in Berlin will sich Mittelstädt trotz laufenden Vertrages vom VfB absetzen.
Angeblich soll ihn ein Mittelsmann in einen nahezu unauffindbaren Raum in den riesigen Katakomben des Olympiastadions führen. Dort, so der Plan, soll Mittelstädt ein paar Tage verweilen und so viele Pfannkuchen verdrücken, bis die Stuttgarter dem Unglücklichen von sich aus die Vertragsauflösung anbieten.
Anschließend, völlig klar, darf Maximilian Mittelstädt wieder bei Hertha BSC herumstümpern und glücklich sein wie lange nicht mehr.
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