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Diogo Leite trainiert inzwischen wieder mit der Mannschaft und hat dabei sogar Spaß.

© Imago/Matthias Koch

Schwere Aufgabe für Union in Frankfurt: Diogo Leite steht vor einem unverhofften Comeback

Eigentlich spielt der Portugiese bei Union keine Rolle mehr. Doch in der Abwehr herrscht akute Personalnot – und so könnte Diogo Leite beim Spiel in Frankfurt doch wieder wichtig werden.

Stand:

Dass es in Frankfurt defensiv nicht ganz so einfach sein wird, weiß man spätestens seit dem vergangenen Donnerstagabend.

Als Can Uzun und Ritsu Doan mit der Eintracht in ihrem ersten Champions-League-Spiel den türkischen Meister Galatasaray beim 5:1 gnadenlos auseinandergenommen haben, dürfte man auch in Köpenick ein etwas mulmiges Gefühl bekommen haben. Schließlich muss der 1. FC Union am Sonntag (15.30 Uhr/Dazn) als nächster Gast zu den furiosen Frankfurtern.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es trotzdem für Steffen Baumgart und seine Mannschaft, wenn auch einen mit Sternchen. Zum Auswärtsspiel bei der Eintracht dürfte Unions wohl bester Verteidiger erstmals in dieser Saison wieder im Kader stehen und damit eine Rückkehr feiern, mit der viele nicht mehr gerechnet haben.

Weil Tom Rothe nach seinem Platzverweis am vergangenen Wochenende gesperrt ausfällt, ist es gut möglich, dass Diogo Leite erstmals in dieser Saison in der Startelf steht. Nach seinem klar ausgedrückten Wechselwunsch im Sommer war der Portugiese eigentlich aussortiert, erst in den vergangenen Wochen kehrte er allmählich wieder ins Mannschaftstraining zurück.

Die finale Entscheidung, ob Leite im Kader steht, wollte Baumgart erst kurzfristig treffen. Doch so viele Optionen bleiben dem Trainer nicht. Wie er auf der Pressekonferenz am Freitag sagte, könnte er sonst nur Mittelfeldspieler Alex Kral in die Innenverteidigung zurückziehen oder auf die eher risikoreiche Viererkette umstellen.

Die Mannschaft vertraut ihm und wir sind froh, dass er jetzt auch wieder komplett im Training zurück ist.

Janik Haberer über Diogo Leite

Für seine Kollegen wäre Leites Rückkehr ein Grund zur Freude. „Wir wissen natürlich, was wir an ihm haben“, sagte Janik Haberer am Donnerstag. „Er hat hier in den letzten drei Jahren sehr, sehr gute Leistungen gebracht. Die Mannschaft vertraut ihm, und wir sind froh, dass er jetzt auch wieder komplett im Training zurück ist.“

Dieses Vertrauen bestehe trotz der Unruhe der letzten Wochen weiter, sagte der Mittelfeldspieler. Dass Leite wochenlang nicht trainiert hat und dann doch wieder integriert werden musste, war weder für den Verein noch für die Mannschaft das bestmögliche Ergebnis in dieser Transfersaga. Das sei ab und zu schon ein Gesprächsthema in der Kabine gewesen, erzählte Haberer, doch im Grunde sei es etwas, was zwischen Leite und dem Verein zu klären sei.

„Im Endeffekt sind wir alle Fußballer“, sagte der 31-Jährige. „Wenn er auf dem Platz steht, glaube ich, ist es relativ egal. Klar gibt es verschiedene Sichtweisen auf die Situation, aber im Endeffekt, wenn er auf dem Platz steht, dann ist er ein Mitspieler von uns. Zum Glück.“

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Gegentore hat Union in den vergangenen zwei Spielen kassiert.

Zum Glück, denn zurzeit braucht Union ja dringend etwas mehr Verlässlichkeit in der Defensive. In der Abwesenheit von Leite waren die jungen Spieler Tom Rothe und Leopold Querfeld in der Abwehr gesetzt. In den jüngsten Spielen gegen Dortmund und Hoffenheim sind beiden einige teure Fehler unterlaufen, wie etwa das Foul von Rothe, das am vergangenen Samstag zum entscheidenden Elfmeter und auch zur Roten Karte führte.

An allem schuld sind Rothe und Querfeld natürlich nicht. Die Umstellung des Systems auf eine Dreierspitze mit einem Sechser weniger hat sie zwangsläufig etwas anfälliger gemacht, und am Donnerstag nahm Haberer die zwei jungen Verteidiger ausdrücklich in Schutz.

„Dass mal ein Fehler passiert, ist auch Teil der Entwicklung. Das sind super Jungs mit einem riesigen Potenzial, und als Mannschaft müssen wir das geschlossen auffangen. Die Jungs sind auch sehr selbstkritisch und gehen da relativ hart mit sich ins Gericht“, sagte er. Es sei ihm zu einfach, immer mit dem Finger auf den letzten Verteidiger zu zeigen. Wichtig sei auch, was vorher weiter vorne passiere.

Gleichzeitig räumte er ein, dass es Luft nach oben gebe: „Wir haben jetzt in zwei Spielen sieben Gegentore gekriegt. Das ist viel zu viel für unseren Anspruch“, sagte er mit Blick auf das 0:3 in Dortmund und das 2:4 gegen Hoffenheim. Gegen Frankfurt werde es darauf ankommen, „dass wir stabil stehen und keine leichten Gegentore kriegen, weil es hat die letzten Jahre einfach gezeigt, wenn wir kompakt und tief und gut stehen, dann kriegt man davon immer was.“

Hoffnung tankt man nicht nur aus der Rückkehr von Leite, sondern auch aus der jüngeren Vergangenheit. Als Union zum letzten Mal nach Frankfurt fuhr, war die Mannschaft in einer deutlich schlechteren Position als heute. Im vergangenen März steckten die Berliner noch tief im Abstiegskampf und hatten gerade eine ernüchternde Heimniederlage gegen Holstein Kiel kassiert. Der 2:1-Sieg in Hessen wurde zum Befreiungsschlag, der eine Serie von acht Spielen ohne Niederlage auslöste und damit auch zum Klassenerhalt führte.

Auch damals kam Frankfurt direkt von einem großen Sieg im europäischen Wettbewerb, was für Haberer ein gutes Omen ist. „Letztes Jahr hat uns keiner zugetraut, in Frankfurt zu gewinnen. Wir als Mannschaft allerdings schon“, sagte er.

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