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Volles Haus. Das gab es in Hoppegarten zuletzt in der Saison 2019.

© Imago

Saisonstart in Hoppegarten am Ostersonntag: Schweres Geläuf

Nach zwei Jahren Pandemie muss Gerhard Schöningh die Zuschauer wieder nach Hoppegarten locken. Am Sonntag geht es los.

Noch etwas aufmerksamer als sonst verfolgt Gerhard Schöningh derzeit die Wettervorhersagen. Am Ostersonntag startet schließlich die Saison auf der Galopprennbahn in Hoppegarten (Erstes Rennen: 11.20 Uhr), und nach zwei Jahren mit enormen Einschränkungen durch die Coronapandemie soll der Auftakt im Zeichen des Aufbruchs stehen. Trotz oder gerade wegen des Feiertags möchte der Rennbahn-Eigner zahlreiche Ausflügler und Ausflüglerinnen auf die Rennbahn locken. „Die Renntage sind als Pferdewetten-Schaufenster enorm wichtig.“

Für den Galoppsport sind die Wetten von ganz entscheidender Bedeutung. Während der vergangenen zwei Jahre konnten Galoppfans die Rennen auch ohne zugelassene Besucherinnen und Besucher per Livestream verfolgen und digital auf Siege und Platzierungen wetten. Allerdings werden hier Provisionen fällig. Bei den Wetten in den Annahmestellen vor Ort werden die Umsätze den jeweiligen Rennbahnen gutgeschrieben. In Hoppegarten machen diese zwei Drittel aller Umsätze aus.

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„Unsere große Aufgabe besteht darin, die Leute wieder zurückzubringen“, sagt Schöningh. Wohl wissend, dass die Wette auf der eigenen Couch für viele komfortabler erscheint. Entsprechend wichtig ist es, für potenzielle Gäste Anreize zu schaffen. Neben dem Wetter, das bekanntlich nicht zu beeinflussen ist, steht die Aufenthaltsqualität mit einem entsprechenden Rennsport-Angebot im Zentrum der Überlegungen. Insgesamt zehn Renntage finden in der kommenden Saison in Hoppegarten statt, das sind wieder deutlich mehr als in den vergangenen beiden Jahren mit je sieben Veranstaltungen.

Für Ostersonntag sind bislang 118 Pferde angemeldet, die sich auf 10 Rennen verteilen. Drei sogenannte Listenrennen stehen für einen anspruchsvollen Auftakt in das Hoppegartener Galoppjahr. Dass sich die Gäste vor Ort wieder ohne jegliche Einschränkungen bewegen dürfen, sei dabei nicht zu unterschätzen, sagt Schöningh.

In diesem Jahr sollen 12,4 Millionen Euro Preisgeld ausgezahlt werden

Die Pandemie mit zahlreichen Renntagen ohne Zuschauerinnen und Zuschauer oder mit nur einer eingeschränkten Anzahl an Fans, hat natürlich tiefe Spuren hinterlassen. Die Rennpreise im deutschen Galopp liegen sechs Prozent hinter dem Niveau von 2019, die Zahl der Rennen ist um vier Prozent gesunken. Aber es ist eine klare Trendwende erkennbar, woraus die Branche große Hoffnung zieht. Im ersten Coronajahr brachen die Rennpreise von 13,2 Millionen Euro auf 8,6 Millionen Euro regelrecht ein. In diesem Jahr sollen insgesamt 12,4 Millionen Euro ausgezahlt werden – 2021 lag das Volumen bei 10,2 Millionen Euro. Langjährige Sponsoren bei der Stange zu halten und neue zu generieren, zählt zu den großen Herausforderungen.

Auch bei der Anzahl der Pferde, die in deutschen Rennställen trainiert werden, ist die Coronakrise ablesbar. Seit 2019 hat der Bestand der zwei- und dreijährigen Tiere von 1140 auf 1079 abgenommen. Bei den älteren Pferden sank die Zahl von 1211 auf 1071. Nachdem die anfänglichen Krisenprognosen deutlich düsterer ausgefallen waren, spricht Schöningh von einem „glimpflichen Verlauf. Die Qualität ist im Großen und Ganzen erhalten geblieben“.

Im Vergleich zu Ländern wie England oder Frankreich, wo der Galopprennsport einen deutlich höheren Stellenwert genießt, besetzt der Galoppsport hierzulande nur eine kleine Nische. Die Erfolge der in Deutschland trainierten Pferde auf den nationalen und internationalen Rennbahnen sind angesichts dieser Kräfteverhältnisse beachtlich. „Wir boxen in einer höheren Gewichtsklasse, als wir eigentlich sind“, sagt Schöningh.

Optimistisch. Hoppegarten-Eigner Gerhard Schöningh freut sich auf eine Saison ohne Corona-Einschränkungen.
Optimistisch. Hoppegarten-Eigner Gerhard Schöningh freut sich auf eine Saison ohne Corona-Einschränkungen.

© Nordphoto/Imago

Bestes Beispiel war der sensationelle Triumph des Hengstes Torquator Tasso beim Prix de l’Arc de Triomphe am 3. Oktober 2021, der als wichtigstes Galopprennen der Welt gilt. „Es war der erneute Beweis, dass deutsche Pferde auf allerhöchstem Niveau bestehen können“, weiß Schöningh. Um das Niveau in Deutschland zu halten, braucht es aber noch mehr rennsportbegeisterte Besitzer, die bereit sind, in dieses nicht ganz billige Hobby zu investieren.

Der Sport profitiert allerdings von einer langen Tradition an Rennsport-Begeisterung. Im August vor 200 Jahren fand in Bad Doberan (Mecklenburg-Vorpommern) das erste offizielle Galopprennen in Deutschland statt. Anlässlich dieses Jubiläums will die Szene dieses Jahr nutzen, um Werbung in eigener Sache zu machen. Eine große Party soll anlässlich des Großes Preises von Berlin am 14. August steigen. Aufbruchstimmung in und um Berlin soll es aber schon dieser Tage mit dem Start in die neue Saison geben.

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