
© Inga Hofmann
Seifenblasen, Glitzer und Regenbogenfarben: Buntes Highlight beim Berlin-Marathon
Auf Kilometer 36 erhalten die Teilnehmenden in diesem Jahr besondere Unterstützung vom Queer Cheering Point. Triathletin Annika Timm erklärt, warum das wichtig ist.
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Zwischen Nollendorfplatz und Urania herrscht am Sonntag besonders ausgelassene Stimmung: Menschen mit Glitzer im Gesicht schwenken Regenbogenfarben, tanzen mit Pompons und ein DJ legt Musik auf. Aus einer Maschine kommen Seifenblasen, einige Personen bemalen die letzten Poster und schreiben Sprüche rauf wie „Fast geschafft!“
Auf Kilometer 36 ist in diesem Jahr der Queer Cheering Point, der vom SCC und dem Netzwerk „Sport Pride“ ins Leben gerufen wurde. Die Idee dafür hatte die Triathletin Annika Timm (33), die den Marathon schon zweimal gelaufen ist und mehrere Jahre selbst als Profisportlerin aktiv war. „Der Sport ist immer noch hinten dran, wenn es um queere Sichtbarkeit geht. Nicht nur mit Blick auf geoutete Profis, sondern auch bei Events. Deswegen war uns das wichtig.“
Annika Timm und Christian Rudolph, Initiator der Sport Pride, setzen sich schon länger dafür ein, bei Sportevents vertreten zu sein, in diesem Jahr auch beim Marathon. „Der Sport trägt eine gesellschaftliche Verantwortung, daher freue ich mich, dass der SCC offen für die Idee war. So erreichen wir auch mehr Menschen außerhalb der queeren Szene“, sagt Timm.

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Für sie hat das Rennen eine ganz besondere Bedeutung. „Es hat etwas sehr Empowerndes, mit so vielen Menschen auf der Strecke zu laufen. Eliteläufer, Amateursportler und Sportler mit Handicap nehmen am gleichen Rennen teil – das vereint und schafft ein Gruppengefühl.“ Den Kilometer 36 hat das Team sich bewusst ausgesucht: Hier sei der „ekligste Part“, an dem die Teilnehmenden auf Unterstützung angewiesen seien.
Ähnlich sieht das Annet, die sich als „Boomer, der aber im Herzen jung geblieben ist“ vorstellt. Sie lief vor rund 15 Jahren das letzte Mal selbst mit und will jetzt vom Streckenrand aus etwas zurückgeben. „Damals war ich so dankbar, dass es Menschen gab, die mir Wasser zur Verfügung stellten und mich anfeuerten.“

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Auf die Frage, was sich seit ihrer letzten Teilnahme verändert hat, nennt Annet die steigenden Teilnehmerzahlen sowie die immer teurer werdenden Startgebühren. Vor dem Start hat sie mit Graffiti die Strecke bemalt. Auf der Straße stehen jetzt Sprüche wie „Love is Love“. „Ich dachte nicht, dass ich so alt werden muss, um die Straße zu bemalen“, sagt sie und lacht.
Anett findet es „mega wichtig“, dass es den Cheering Point gibt, insbesondere in den aktuellen Zeiten. „Wir beobachten einen großen Rechtsruck. Daher ist es wichtig, Zeichen zu setzen.“

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Ein Zeichen setzen die Menschen auf Kilometer 36 in jedem Fall, schon von weitem sieht man die Regenbogenfarben und hört Popmusik. Auch die Läufer und Läuferinnen scheinen sich über die bunte Unterstützung zu freuen, die ihnen auf den letzten sechs Kilometern nochmal den dringend benötigten Energieschub geben soll, bevor sie es am Brandenburger Tor dann endlich geschafft haben.
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