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Sheila Kiprotich Chepkirui machte die Kälte offenbar nicht viel aus.

© IMAGO/Andreas Gora

Sheila Kiprotich Chepkirui siegt beim Berliner Halbmarathon: Streckenrekord bei eisiger Kälte

Es war fast eisig kalt. Schlechte Bedingungen für Rekorde. Sheila Kiprotich Chepkirui war das egal.

Auch auf den letzten Meter in Richtung Brandenburger Tor war in den Gesichtszügen des Kenianers Alex Kibet keinerlei Anstrengung abzulesen. Nur kurz fuhr ihm der Schrecken ins Gesicht. Am Pariser Platz war er falsch abgebogen. Doch schnell fand er wieder in die richtige Spur. Mit mehr als 20 km/h war er die 21,0975 Kilometer auf den Straßen Berlins entlanggespurtet. Seine Siegerzeit: 58:55 Minuten.

Sein Sieg war recht überraschend. Der große Favorit des Rennens war Abel Kipchumba, doch der Kenianer war nach zwei Drittel der Strecke abgeschlagen und lief als Dritter in 59:58 Minuten im Ziel ein. Zweiter wurde Joshua Belet in 59:53 Minuten. Einen überragenden Lauf absolvierte dagegen Sheila Kiprotich Chepkirui, die in 65,02 Minuten einen Streckenrekord aufstellte. Auch dieses Jahr kommen beim Berliner Halbmarathon alle Siegerinnen und Sieger aus Kenia.

Für Hobbyläufer sind solche Zeiten unmenschlich, für jemanden wie Kipchumba eher mittelprächtig. Sein Rekord liegt bei 58:07 Minuten und sein Ziel für Berlin war, den Streckenrekord von seinem Landsmann Eric Kiptanui zu brechen (58:42 Minuten). Dass es nicht geklappt hat, dürfte an den fast eisigen Temperaturen gelegen haben. Zwei bis drei Grad Celsius herrschten zur Startzeit um 10:05 Uhr. Nun ist Kipchumba geboren und aufgewachsen in 2000 Metern Höhe. Dort ist es, auch in Kenia, mitunter recht kühl. „Aber nicht so kalt wie hier“, sagte er vor dem Rennen.

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15 bis 20 Grad sind gerade für die Läuferinnen und Läufer aus Ostafrika ideale Bedingungen. Davon war das Wetter in der kühlen Hauptstadt weit entfernt. Auch Sheila Kiprotich Chepkirui, ebenfalls aus Kenia, war warm eingepackt bei ihrem Lauf. Sie trug eine Kopfbedeckung und ein langärmeliges Oberteil bei ihrem Lauf.

Rund 30.000 Läuferinnen und Läufer starteten beim Halbmarathon.
Rund 30.000 Läuferinnen und Läufer starteten beim Halbmarathon.

© imago images/camera4+

Trotz des Wetters wollten sowohl Kiprotich Chepkirui als auch Kipchumba ihren Rekord-Ankündigungen Taten folgen lassen. Doch schon auf der Kantstraße, bei Kilometer sieben, musste Kipchumba von seinen Pacemakern abreißen lassen. Die Unternehmung Streckenrekord war unter den Bedingungen offensichtlich etwas zu ambitioniert.

Auf Rekordjagd war auch Amanal Petros. Der 26-Jährige hatte angekündigt, den deutschen Rekord, den er selbst in 60:09 Minuten hält, knacken zu wollen. Aber schon auf dem Ku’damm, bei Kilometer zehn, machte er einen gequälten Eindruck. Die vielen Trommler auf Berlins Flaniermeile versuchten, ihn anzutreiben. Aber zur Hälfte der Distanz lag er schon mehrere hundert Meter hinter den Führenden um Abel Kipchumba, dessen Durchgangszeit bei Kilometer zehn 28 Minuten betrug (Petros: 29,05).

Derweil lief Sheila Kiprotich Chepkirui bei den Frauen ein einsames Rennen. Schon bei Kilometer zwölf, in der Tauentzienstraße, war sie ihren Gegnerinnen entlaufen. Ihre Rekordjagd schien am erfolgversprechendsten. Und es sollte dann auch einer werden.

Ganz anders erging es Petros. Kurz vor dem Potsdamer Platz, bei Kilometer 15, wurde er von dem Deutschen Johannes Motschmann überholt. Und wie, der 27-Jährige vom neu gegründeten "Marathon Team Berlin" verschärfte das Tempo auf der zweiten Hälfte der Strecke und lief in persönlicher Bestzeit in 61:44 Minuten im Ziel ein. Amanal Petros folgte in 62:21 Minuten.

Und Favorit Abel Kipchumba? War nach 15 Kilometern abgeschlagen. Sein Landsmann Alex Kibet lief vorneweg. 41:45 Minuten war seine Durchgangszeit bei Kilometer 15. Dann legte er erst richtig los und kam äußerlich entspannt am Brandenburger Tor an.

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