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Sie können es doch noch: Unions Stürmer beenden Torflaute und sichern wichtigen Sieg gegen Leipzig
Die Torflaute seiner Stürmer gehe ihm „auf die Eier“, hatte Steffen Baumgart vor dem Spiel gegen Leipzig gesagt. Burke, Ansah und Skarke geben beim 3:1 die richtige Antwort.
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Andrej Ilic stand an der Seitenlinie bereit. Er hatte seine Jacke schon ausgezogen und wartete nur auf die nächste Spielunterbrechung. Der serbische Stürmer des 1. FC Union Berlin wäre vermutlich für Oliver Burke aufs Feld gekommen, doch der Schotte lieferte ein perfektes Argument gegen eine Auswechslung.
Nach einer Weiterleitung von Ilyas Ansah legte sich Burke den Ball auf den schwächeren linken Fuß und schlenzte ihn wunderschön in den Winkel. Spieler und Publikum feierten ausgelassen – und Ilic zog sich sein gelbes Aufwärmleibchen wieder an.
Trainer Steffen Baumgart hatte im Vorfeld des Spiels in seiner gewohnt markigen Art kundgetan, wie sehr ihm die seit Mitte September andauernde Torflaute seiner Stürmer „auf die Eier“ gehe und seine Offensivkräfte zeigten die perfekte Reaktion. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Tidiam Gomis trafen mit Ilyas Ansah und dem eingewechselten Tim Skarke noch zwei weitere Berliner Stürmer.
„Ob der Bann wirklich gebrochen ist, werden wir sehen“, sagte Baumgart. Er habe aber schon schmunzeln müssen, „dass wir drei Tore der Offensivabteilung und aus dem Spiel heraus erzielt haben“. Auch Ansah war die Erleichterung anzusehen. „Ich freue mich sehr, endlich wieder getroffen zu haben. Ich glaube, das war mein erstes Kopfballtor im Profifußball.“
Gegen Rasenballsport Leipzig siegte Union am Freitagabend vor 22.012 Zuschauenden im Stadion An der Alten Försterei mit 3:1 (0:0). Nach drei Niederlagen in Serie gibt der Sieg den Berlinern etwas Luft und stellt schon vor dem letzten Spiel des Jahres am kommenden Wochenende in Köln sicher, dass sie nicht in direkter Tuchfühlung zur Abstiegszone überwintern werden.
Wie häufig in den vergangenen Wochen schwiegen Unions Anhänger in der Anfangsphase. Dieses Mal allerdings nicht aus Protest gegen eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen in den Stadien, sondern wie üblich bei Duellen mit den Sachsen als Zeichen der Ablehnung des Leipziger Geschäftsmodells.
In den Augen vieler Berliner Fans ist der 2009 mit vielen Millionen eines Getränkeherstellers aus dem Boden gestampfte Tabellenzweite mehr Marketingkonstrukt als Fußballverein. „Höhen zelebrieren und Tiefen durchstehen, statt nur den einfachen Weg zu gehen“, war in weißen Lettern auf schwarzem Grund über die gesamte Gegengerade zu lesen, dazu viele wichtige Etappen der Köpenicker Klubgeschichte.
Fans schweigen aus Protest gegen Leipzig
Nicht nur wegen der fehlenden Stimmung im Stadion war die Anfangsphase wenig mitreißend. Die Leipziger, die am vergangenen Wochenende Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt mit 6:0 eindrucksvoll vom Platz gefegt hatten, hatten mehr Ballbesitz, konnten Unions Defensive mit diesem aber kaum in Bedrängnis bringen.
Bei den Berlinern nahm Baumgart im Vergleich zum 1:3 beim VfL Wolfsburg Wechsel auf drei Positionen vor. Rani Khedira kehrte nach abgesessener Gelbsperre gegen seinen Ex-Verein zurück. Außerdem begannen Burke und Diogo Leite statt Stanley Nsoki, Christopher Trimmel und András Schäfer.
Als der Schweigeprotest nach 15 Minuten endete und die Berliner Fans dies mit ihrem Aufstiegsklassiker „Die Zeit ist nun gekommen“ besangen, nahm auch das Spiel etwas mehr Fahrt auf.

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Wobei das vor allem für Yan Diomande galt. Der Linksaußen war an allen gefährlichen Leipziger Aktionen beteiligt und bereitete Haberer sowie Danilho Doekhi große Schwierigkeiten. Immer wieder dribbelte er sich durch die Reihen und brach zur Grundlinie durch. Einen Schuss des Ivorers lenkte Unions Torwart Frederik Rönnow gerade noch am Tor vorbei. Nach der anschließenden Ecke entschärfte der Däne einen Kopfball von Christoph Baumgartner.
In der 37. Minute wusste sich Haberer gegen Diomande kurz vor dem Strafraum nur mit einem rustikalen Foul zu helfen und wirkte fast etwas ratlos, als ihm Schiedsrichter Daniel Schlager die Gelbe Karte zeigte. Baumgart reagierte auf die Schwierigkeiten seines Allrounders und schickte Trimmel zum Aufwärmen.
Haberer stand allerdings nicht nur defensiv besonders im Fokus. In der Nachspielzeit hätte er Union beinahe wie aus dem Nichts in Führung gebracht. Bei einer Flanke Ansahs von der linken Seite lief er durch und kam am langen Pfosten mit dem Knie an den Ball. Dieser trudelte jedoch knapp am Tor vorbei.
Nach der Pause plätscherte das Spiel für zehn weitere Minuten vor sich hin, sodass Baumgart bereits die ersten Wechsel vorbereitete. Burkes sehenswertes 1:0 verlieh der Begegnung dann aber endlich Schwung. Zwei Minuten nach seiner Einwechslung nutzte Gomis eine Unsicherheit von Trimmel aus und glich aus.
Weitere drei Minuten später machte Unions Kapitän seinen Fehler wett und flankte punktgenau auf Ansah, der die Berliner wieder in Führung brachte. Leipzig drückte nun immer stärker auf den Ausgleich, doch es war erneut zu sehen, warum das tiefe Verteidigen eines Vorsprungs eine der großen Stärken von Union ist. Die Berliner Defensive stand kompakt und schlug in der Nachspielzeit erneut zu. Für Stürmer Skarke war es im 55. Spiel für Union das erste Tor.
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