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Skispringen in Titisee-Neustadt: Die weiße Idylle trügt
Einen Wintersport-Weltcup auszurichten zu einer Zeit, wenn es aus Erfahrung wenig schneit, setzt die Veranstalter unnötig unter Druck. Es braucht ein Umdenken. Ein Kommentar

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In Titisee-Neustadt hat es geschneit am Freitagvormittag, mit weiß bedeckten Dächern und weißen Hängen wirkte der Schwarzwald wie die perfekte Winteridylle. Doch dieser Eindruck ist trügerisch. Bis vergangene Woche war völlig unklar, ob der Weltcup im Skispringen überhaupt stattfinden kann. Rund um die Hochfirstschanze war ein herbstliches Braun-Grün die vorherrschende Farbgebung.
Um die Wettkämpfe zu ermöglichen, hatten Schanzenchef Matthias Schlegel und sein Team an Helferinnen und Helfern bereits im vergangenen Jahr Schnee produziert und diesen den Sommer über isoliert. Der Plan ist aufgegangen, der „Schwarzwaldgletscher“ hat gehalten, doch das Nervenkostüm war bis zuletzt stark angespannt.
Die klimatischen Bedingungen an sich erschweren die Ausrichtung von Wintersport-Veranstaltungen. Einen Weltcup in Titisee-Neustadt Anfang Dezember auszurichten, wenn der üppige Schneefall aus Erfahrung auf sich warten lässt, setzt die Veranstalter unnötig unter Druck.
Nicht nur Schanzenchef Schlegel fordert vom Internationalen Skiverband ein entsprechendes Umdenken. In den skandinavischen Wintersportregionen etwa herrschen derzeit deutlich niedrigere Temperaturen.
So wie sich die Wassersportverbände im Sommer Gedanken machen müssen, wie sie allzu niedrigen Wasserständen entkommen können, braucht es im Winter bei allen klimatischen Unabwägbarkeiten eine noch bessere Strategie, um Aufwand und damit auch Kosten in Grenzen zu halten.
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