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Beliebt. Das German Masters ist das wichtigste Turnier in Kontinentaleuropa.
© dpa

German Masters in Berlin: Snooker-Drama im Tempodrom

Im Snooker hat sich zuletzt viel verändert – das German Masters in Berlin steht exemplarisch dafür. Heute beginnt das Turnier im Tempodrom.

Snooker ist ein Sport, in dem auf Etikette Wert gelegt wird. Da passt das schicke Tempodrom als Austragungsort des German Masters perfekt. Von Mittwoch bis zum Sonntag findet hier das einzige Weltranglistenturnier in Deutschland statt. Mit am Start ist die komplette Elite des Sports, auch der fünffache Weltmeister und Publikumsliebling Ronnie O’Sullivan hat sein Kommen zugesagt.

Der Engländer hat in jüngerer Vergangenheit immer wieder seinen Unmut über die derzeitige Entwicklung im Snooker ausgedrückt. Das Spiel sei zu langsam und das Publikum nicht involviert genug. Als Folge dessen forderte O’Sullivan neue Ideen für den Snookersport und nannte als Beispiel Darts. Tatsächlich hat das Pfeilewerfen zuletzt in Sachen Popularität mächtig aufgeholt. Braucht Snooker eine Frischzellenkur?

„Wir müssen uns immer weiterentwickeln und natürlich die Interessen der jüngeren Sportfans berücksichtigen“, sagt Barry Hearn. Der Weltverbandschef hat in den vergangenen Jahren einiges versucht im Snooker und den Sport vorsichtig entstaubt. Es gibt mehr Turniere, viele davon längst auch außerhalb des Mutterlands Großbritannien. Die Länge der Matches wurde reduziert, Gruppenspiele eingeführt und das Weltranglistensystem reformiert. Dazu ist Snooker inzwischen fast ganzjährig präsent. „Wir sind mit der Entwicklung der vergangenen Jahre sehr zufrieden“, sagt Hearn. Das schließe weitere Experimente aber nicht aus.

Das German Masters zählt zu den beliebtesten Turnieren auf der Snooker-Tour

Wobei Hearn das Grundkonzept von Snooker nicht infrage stellen will: „Snooker ist anders als Darts, es lebt vom Drama, dass sich über die Dauer eines Matches immer mehr hochschaukelt.“ Dafür gebe es Optimierungspotenzial bei der Präsentation von Events oder der Interaktion zwischen Spielern und Fans. Eurosport-Kommentator Rolf Kalb stimmt dem zu. „Es wäre wichtig, jedem Turnier einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen, wie es ja beim German Masters durch das Tempodrom als Austragungsstätte auch gelungen ist.“

Tatsächlich zählt das German Masters zu den beliebtesten Turnieren auf der Tour. Und es ist das einzige von Rang in Kontinentaleuropa. Das liegt an der Austragungsstätte im Tempodrom und an der Begeisterungsfähigkeit der deutschen Fans. 14 000 Tickets sind für das Turnier schon verkauft worden, dabei sind die Preise mit 17 bis 30 Euro für eine Session in der günstigsten Kategorie durchaus happig. In diesem Jahr ist das Hauptfeld von 64 auf 32 Profis reduziert worden, die Anordnung der Tische im Tempodrom wird damit wieder etwas übersichtlicher. Schlimm sei das nicht, findet Veranstalter Thomas Cesal, denn „die Zuschauer wollen ohnehin lieber die Spitzenspieler sehen“. Cesal ist am Tag vor dem Start des German Masters gut gelaunt. Das liegt auch daran, dass das Turnier kurzfristig noch einen Hauptsponsor gefunden hat. „Wenn ein Sponsor da ist, freut sich auch der Weltverband“, sagt Cesal. Schließlich soll das German Masters kein Zuschussgeschäft sein. Und bei allem Wohlwollen auch von Barry Hearn geht es ganz traditionell vor allem darum, mit Snooker Geld zu verdienen. Sonst nützt auch die feinste Adresse nichts.

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