zum Hauptinhalt
Immer in Eile. Robert Lowery hat nur noch bis Ende Februar die Möglichkeit, sich einen neuen Vertrag bei Alba Berlin zu erspielen.
© dpa/Jensen

Alba Berlin: Soll Robert Lowery bleiben oder nicht?

Alba Berlins Neuzugang Robert Lowery zeigt gute Ansätze und bräuchte mehr Zeit – aber er spielt auf Bewährung.

Am Ende gab es einen Klapps auf den Hintern. Robert Lowery musste los, sein Trainer rief nach Spielschluss die Basketballer von Alba Berlin zusammen und so verabschiedete sich der US-Amerikaner auffällig kumpelhaft vom Reporter in der Mixed Zone, bevor er Richtung Kabine sprintete. Im Gespräch hatte Lowery noch versucht, möglichst unauffällig zu wirken, obwohl er zuvor sehr auffällig gespielt hatte. „Es geht nicht um mich, ich hätte null Punkte erzielen können, solange das Team gewinnt“, sagte der Mann des Spiels brav, nachdem er 24 Punkte erzielt und Alba 76:62 gegen Neptunas Klaipeda gewonnen hatte, was den Einzug ins Achtelfinale des Eurocups bedeutete. „Das war wichtig für die Mannschaft und den Verein“, säuselte der Neuzugang, „ich bin stolz ein Teil davon zu sein.“

Die Frage ist nur, wie lange Lowery noch ein Teil von Alba sein wird, trotz teils guter Leistungen und braver Aussagen. Erst vor drei Wochen hatten die Berliner den 28-Jährigen nachverpflichtet, seine Anstellung aber ist vorerst nur bis Ende Februar befristet. „Ich bin eigentlich kein Freund von kurzfristigen Verträgen“, sagt Geschäftsführer Marco Baldi, „wir haben es trotzdem machen müssen.“

Vor fünf Wochen hatte sich Spielmacher Jordan Taylor am Daumen verletzt, Flügelspieler Niels Giffey fehlt mit entzündeter Fußsehne auf ungewisse Zeit, Alba hatte reagieren müssen, zwischendurch fiel dann auch Dragan Milosavljevic aus. „Nach all den Schwierigkeiten ist es ehrenwert, dass wir jetzt unter den besten 32 Teams Europas stehen“, sagte Baldi, der flugs die Achtelfinalisten aus Euroleague und Eurocup zusammengezählt hatte. Albas Achtelfinal-Gegner am 24. Februar daheim und am 2. März auswärts wird der FC Bayern München sein. „Wir können jetzt wohl den Bayern-Modus einleiten“, orakelte Baldi schon bevor das überhaupt feststand. Nicht nur er hält vier Duelle in acht Tagen für denkbar: beim Pokal-Top-Four in München, dem Ligaspiel dort und mit zwei Eurocup-Spielen dazwischen. Nach aktuellen Tabellenstand wären der FC Bayern als Bundesligadritter und Alba als Sechster sogar Play-off-Gegner in der nationalen Meisterschaft, aber bis Mai kann sich viel ändern.

Die Berliner werden wohl erst am 29. Februar entscheiden, ob sie Lowery behalten

„Bis zum Achtelfinale sehen wir schon anders aus“, sagte Coach Sasa Obradovic voraus, der nach Spielschluss am Dienstag glaubte, die Bayern stünden bereits als Gegner fest. Aufbauspieler Taylor wirft schon wieder und könnte bald zurückkehren. Das scheint auch nötig. „Wir müssen uns mit fortlaufender Saisondauer spielerisch steigern“, forderte Baldi, aber nannte auch den Grund für Albas zuletzt dürftiges Passspiel. „Wenn ein Point Guard verletzt ist, leidet der gesamte Spielrhythmus. Wir brauchen Spieler, die das Ruder in die Hand nehmen.“ Taylor war gerade in diese Rolle hineingewachsen, da war er wieder raus. Stattdessen musste Lowery sich blitzschnell auf der anspruchsvollen Aufbauposition zurechtfinden.

In bisher sechs Einsätzen zeigte der Neuzugang aus Griechenland, der bisher in jedem Profijahr für einen neuen Klub spielte und für den Alba der erste große Verein ist, die breite Palette seine Möglichkeiten: seinen schnellen Zug zum Korb, den passablen Wurf, aber auch Eigensinn und haarsträubende Ballverluste. Außerhalb des Spielfeldes gibt er sich vorsichtig, gegen Klaipeda warf er sich nach jedem Ball, als spiele er um sein Leben. Mit seiner Rastamähne und den dünnen Beinen hätte er das Zeug, seinen Doppelgänger Julius Jenkins als Publikumsliebling zu beerben. Die Frage ist, ob er noch beweisen kann, dass er sportlich das Zeug dazu hat. „Er braucht Zeit“, weiß auch Baldi.

Aber genau die könnte der 1,88-Meter-Mann aus Maryland nicht haben. Die Berliner werden wohl erst am letzten Tag des Transferfensters am 29. Februar entscheiden, ob sie Lowery behalten oder stattdessen noch einen anderen Ausländer verpflichten, etwa weil sich ein weiterer Spieler verletzt. Bis dahin kehrt Taylor zurück, dann bräuchte Alba Lowery nicht mehr unbedingt. Auch Ismet Akpinar drängte sich zuletzt als Alternative auf.

So wirkt jedes Spiel für Lowery wie eine Partie auf Bewährung. Viele Fehler entstehen auch aus dieser Hast, sich zeigen zu müssen. „Man merkt, er setzt zu selbst zu sehr unter Druck, das ist kontraproduktiv“, sagt Baldi, man habe viele Gespräche mit ihm geführt. „Wir können nicht jedes Spiel als Guillotine nehmen. Ein Point Guard muss Ruhe ausstrahlen.“ Im Moment spreche mehr dafür, dass Alba per Option mit ihm bis Saisonende verlängere. Aber man warte ab. Per Hinternklapps wird Lowerys Vertrag sicher nicht verlängert.

Zur Startseite