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Sport: Streitender Sieger

Eisbären-Stürmer Fairchild fliegt vor dem 5:2 gegen Straubing aus dem Kader

Berlin - Als Peter John Lee am Freitagmorgen die Mannschaftskabine der Eisbären betrat, staunte er nicht schlecht. Für das am Abend anstehende Spiel der Deutschen Eishockey-Liga im Sportforum gegen den EHC Straubing schien sich sein Personal noch nicht so sehr zu interessieren. Die Spieler hätten sich über die Zukunft von Trainer Pierre Pagé unterhalten, erzählte der Berliner Manager. Er habe eine gewisse Unruhe in der Kabine registriert. Da habe sich „jeder seinen eigenen Reim“ auf die Situation gemacht. Einer reimte dabei zu laut, denn am Freitagabend endete die Karriere des Stürmers Kelly Fairchild bei den Eisbären vorerst. Er hatte Pagés Arbeit öffentlich und sehr hart kritisiert und wurde deshalb von der Klubführung aus dem Kader genommen. Die Berliner siegten trotzdem gegen Straubing mit 5:2 (2:1, 2:1, 1:0).

Das zeitweilige Durcheinander auf dem Eis vor 5000 Zuschauern passte irgendwie zur Situation der Eisbären. Seitdem offensichtlich ist, dass Pagé die Berliner zum Saisonende verlassen wird, ist der sportliche Teil beim Deutschen Meister ein wenig aus dem Fokus geraten. Bis ins zweite Drittel wirkten die Eisbären verunsichert, dann wurden sie besser – vor allem dank Florian Busch. Der deutsche Nationalspieler krönte seine überragende Vorstellung mit zwei Toren. Kyle Wharton, Richard Mueller und Deron Quint erzielten die übrigen Treffer für die Berliner, bei denen Denis Pederson eine Spieldauerstrafe erhielt. Steve Walker vergab zudem einen Penalty. All das erlebte Kelly Fairchild, 33, nicht auf dem Eis. Einer Boulevardzeitung hatte der US-Amerikaner gesagt: „Ich bleibe nur, wenn Pagé geht.“ Eine unsinnige Aussage, Fairchild wäre in keinem Fall bei den Eisbären geblieben. Sie hatten dem in dieser Saison oft formlosen Angreifer keinen neuen Vertrag angeboten.

Seit fünf Jahren ist Fairchild in Berlin. Der technisch versierte Stürmer hat sich in dieser Zeit torgefährliche, aber auch launisch präsentiert. Wenn er nicht wollte, wollte er eben nicht: In dieser Saison hatte er für seine Verhältnisse beschämende statistische Werte. Er erzielte zwar 13 Treffer, stand aber auch bei 19 Gegentoren auf dem Eis – häufiger als alle seine Mitspieler. Nach der öffentlichen Meckerei von Fairchild mussten die Berliner den Stürmer aus dem Aufgebot nehmen, alles andere hätte doch überrascht. Lee forderte gestern „mehr Respekt, auch für den Trainer“. Klare Aussagen in der Trainerfrage gab es dagegen nicht. So aber gibt es nur Gerüchte: Jeff Tomlinson, bislang Coach der zweiten Mannschaft und nun Eisbären-Chefscout, wird als Nachfolger von Pagé gehandelt. Der wiederum soll sich mit Red Bull Salzburg bereits einig sein – für die kommende Saison. Denn diese Spielzeit ist noch nicht zu Ende: Gestern gab es große Spielkultur zwar nicht zu sehen, aber die Eisbären kämpften sich gegen die engagierten Straubinger zu einem verdienten Sieg. Torwart Youri Ziffzer hatte seinen Anteil am Erfolg.

Somit haben die Eisbären nun noch die Chance, den achten Platz zu erreichen und damit in der nach dem Modus „Best of three“ ausgespielten Play-off-Qualifikation, die von den Teams auf den Rängen sieben bis zehn ausgespielt wird, im womöglich entscheidenden Spiel Heimrecht zu haben. Am Sonntag in der Partie beim Tabellenachten Hannover könnte dazu ein weiterer Schritt erfolgen – aber bis dahin wird noch über andere Dinge diskutiert: Heute noch einmal über und mit Kelly Fairchild. Manager Lee und Trainer Pagé wollen sich mit ihm über seine Zukunft unterhalten – und die dürfte wohl kaum noch in Berlin stattfinden.

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