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Kleiner Teller, großer Kampf. Im Finale von Madrid lieferte Jan-Lennard dem spanischen Favoriten Carlos Alcaraz einen großen Kampf.

© AFP/Pierre-Philippe Marcou

Tennisprofi Jan-Lennard Struff: Eine Verbeugung vor dem ewig Unterschätzten

Beim Turnier Madrid stürmte er bis ins Finale und erstaunte damit Konkurrenz, Fachwelt und sich selbst. Dabei steht Jan-Lennard Struff selbst gar nicht gern im Rampenlicht.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

In Wimbledon hatte Jan-Lennard Struff schon immer einen großen Fan. Wenn der Deutsche nach einem Match den Journalisten für Fragen bereitstand, wurde er stets mit einem lauten „Struuuufff“ vom Medienbeauftragten angekündigt, dem das zudem ein breites Grinsen entlockte.

Seit Sonntag dürfte Jan-Lennard einige neue Fans hinzugewonnen haben. In Madrid zog er beim ATP-1000er-Turnier sensationell ins Finale ein, obwohl er eigentlich bereits in der Qualifikation ausgeschieden war und dann nur als Nachrücker noch ins Hauptfeld rutschte.

„Es war das beste Turnier meiner Karriere“, sagte er nach seiner Endspielniederlage gegen Carlos Alcaraz und verwendete bei der Siegerehrung immer wieder das Wort „amazing“. In den Tagen von Madrid hatte er erst sich selbst, dann die Konkurrenz und schließlich auch die Fachwelt erstaunt.

Braucht das deutsche Team im Davis Cup Punkte, ist Struff zur Stelle

„Struffi“, wie ihn Freunde und Kollegen nennen, ist im internationalen Tennis kein großer Name und steht auch in Deutschland beständig im Schatten von Alexander Zverev. Der mittlerweile 33 Jahre alte Warsteiner ist der ewig Unterschätzte, die geborene Nummer zwei und dabei doch die pure Verlässlichkeit.

Braucht das deutsche Team im Davis Cup Punkte, ist Struff regelmäßig zur Stelle. Er ist ein Sportler ohne Allüren, der sich in der zweiten Reihe wohler fühlt als ganz vorne. Große Schlagzeilen liefert er selten und wenn dann wie jetzt ausschließlich sportliche.

Dass er nun sogar Alexander Zverev als deutsche Nummer eins ablösen könnte, ändert daran nichts. Struff kennt die Rollenverteilung, hat damit kein Problem. Und er wird wissen, dass die ganz große Karriere im fortgeschrittenen Sportleralter nicht mehr vor ihm liegt.

Und trotzdem kann er stolz auf das sein, was er erreicht hat. Es ist ein Problem – nicht nur im Leistungssport –, dass sich der Blick immer zuerst auf die Stars und dann auf die Arbeiter richtet. Struff ist ein herausragender Kämpfer und taugt deswegen genauso als Vorbild wie andere vom Schlage eines Carlos Alcaraz.

Gerade deshalb sollte er seinen großen Moment von Madrid genießen, er hat ihn sich verdient. Und wer weiß, was noch kommt – zum Beispiel in Wimbledon. Dort freuen sich jetzt bestimmt noch ein paar mehr Menschen auf Jan-Lennard „Struuuufff“.

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