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Mit breiter Brust. Marc-André ter Stegen war Barcelonas bester Spieler gegen Dortmund.

© John MacDougall/AFP

Nach dem Torhüterstreit mit Manuel Neuer: Ter Stegen zeigt Paraden als Antwort

In der Champions League sichert Marc-André ter Stegen dem FC Barcelona das Unentschieden gegen Dortmund. Damit erhöht der Torwart den Druck auf Joachim Löw.

Von David Joram

Fußball ist selten gerecht. Und auch einige Dortmunder Fans wollten gar nicht gerecht sein. Jedenfalls skandierten sie lautstark „Messi, Messi“, als der Mannschaftsbus des FC Barcelona nach einem torlosen, aber intensiven Champions-League-Spiel um 23.56 Uhr aus dem Bauch des Dortmunder Stadions hinausrollte, hinein in eine Europapokalnacht, in der nicht dem eingewechselten Weltstar Lionel Messi, sondern Marc-André ter Stegen der gesangliche Respekt gebührt hätte.

Denn obwohl das Team von Borussia Dortmund teilweise einen kunstvollen Ball spielte und die Angreifer immer wieder erfrischend und mutig und stürmisch dem gegnerischen Tor entgegenrannten, gelang kein Treffer. Das lag vor allem an ter Stegen.

Und deshalb muss man die Leistung des Torwarts noch ein bisschen höher gewichten als die seiner Mitspieler. Denn der 27-Jährige parierte jeden noch so guten Abschluss der Dortmunder und bewahrte den Champions-League-Mitfavoriten aus Barcelona vor einem Fehlstart.

„Marc hat mal wieder ein hervorragendes Spiel gemacht“, sagte der Dortmunder Verteidiger Mats Hummels, der grundsätzlich ein gutes Verständnis für die hohe Kunst des Torverhinderns mitbringt. „Ich gehe mit dem Gefühl nach Hause, dass wir es verpasst haben, uns einen kleinen Puffer in der Gruppe zu erarbeiten“, ergänzte Hummels noch, schließlich habe die Anzahl der Großchancen klar für seinen Klub gesprochen. Nur stand eben immer dieser Marc-André ter Stegen im Weg. Insbesondere den BVB-Kapitän Marco Reus ließ der Torhüter mit seinen Reflexen verzweifeln.

Wohin auch immer Reus den Ball schoss, ter Stegen war schon da. Es wirkte, als könne der Torwart in den Kopf seines früheren Mitspielers bei Borussia Mönchengladbach eintauchen und dessen Gedanken so einfach lesen wie ein Bilderbuch. Reus' wuchtig geschossenen Elfmeter parierte er sensationell. Und bevor die Dortmunder zum Nachschuss ansetzen konnten, hielt ter Stegen den Ball schon in den Händen.

Im Nationalteam nur die Nummer zwei. Marc-André ter Stegen steht bei Joachim Löw hinter Manuel Neuer.

© Schüler/imago

An diesem für ihn so magischen Dienstagabend war er allen anderen eine Länge voraus, was auch die spanischen Medien beeindruckte. Immerhin war es bereits ter Stegens vierter abgewehrter Elfmeter (von sechs) in der Champions League. „El muro alemán“, die deutsche Mauer, schrieb die Zeitung „Sport“.

Joachim Löw wird den Auftritt von ter Stegen genau verfolgt haben

„Für mich war es gut, für Marco weniger“, sagte ter Stegen später so gelassen in einem Fernseh-Interview wie er durch die Mixed-Zone schritt, wo normalerweise weitere Journalisten auf die Spieler warten. Doch nun beschränkte sich ter Stegens Kommunikation auf ein Selfie mit zwei Fans.

So legte er auch im Zwist um die Stammposition im Tor der deutschen Nationalmannschaft nicht verbal nach. Dafür teilten andere ihre Meinung mit. „Das Niveau von ter Stegen heute ist sensationell“, twitterte Spaniens Torwartlegende Iker Casillas.

Bundestrainer Joachim Löw und Bayern-Torwart Manuel Neuer werden derlei Aussagen nicht entgangen sein. Der Druck aus Barcelona bleibt durch solche Leistungen hoch.

Überragend pariert. Der Elfmeter von Marco Reus war nicht einmal schlecht geschossen.

© David Inderlied/Kirchner/imago

Vor sieben Jahren hat ter Stegen in der Nationalelf debütiert, seither sind vier spanische Meisterschaften, vier Pokalsiege und ein Champions-League-Triumph (2015) hinzugekommen, aber lediglich 16 weitere Spiele von Beginn an im DFB-Tor. Für ter Stegen, der laut „transfermarkt.de“ einen Marktwert von 90 Millionen Euro hat, ist das unbefriedigend. Mindestens so unbefriedigend, wie es das 0:0 am Ende für die Dortmunder war.

„Wenn du dir den Spielverlauf anschaust, müssen wir das Spiel gewinnen“, sagte Dortmunds Torwart Roman Bürki. Aber richtig unzufrieden war er dann doch nicht. „Es war halt auch Barcelona“, erklärte der Dortmunder. Dann hielt er kurz inne, überlegte nochmal und fügte hinzu: „Oder besser gesagt Marc-André ter Stegen, der das heute nicht erlaubt hat.“

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