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Es hat wieder nicht gereicht für Alexander Zverev, dabei war er so nah dran.

© AFP/Emannuel Dunand

Titel verpasst, an Renommee gewonnen: Alexander Zverev ist schon lange kein Grand-Slam-Versager mehr

Bei den French Open steht Alexander Zverev ganz kurz vor dem großen Wurf. Doch trotz seiner Finalniederlage hat er in Paris beweisen können, dass er ein Champion ist.

Jörg Leopold
Ein Kommentar von Jörg Leopold

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Olympiasieger war er, Weltmeister sogar zweimal – doch der Titel bei einem Grand-Slam-Turnier bleibt ihm weiter verwehrt. Am Sonntag stand Alexander Zverev im Finale der French Open dicht davor, am Ende aber war Tennis-Wunderkind Carlos Alcaraz der minimal bessere Spieler und schnappte sich in seinem dritten Endspiel bei einem der großen vier Turniere zum dritten Mal den Pokal.

Zverevs Bilanz hingegen ist ernüchternd. 33-mal spielte er im Hauptfeld bei einem Grand Slam, zum Sieg hat es für ihn aber auch diesmal nicht gereicht. Der Deutsche ist in seiner elften Saison als Profi, er galt schon als Teenager als potenzielle Nummer eins und Siege in Melbourne, Paris, Wimbledon oder New York schienen nur eine Frage der Zeit.

Das große Versprechen konnte der mittlerweile 27 Jahre alte Hamburger aber auch diesmal nicht einlösen, das Image des Grand-Slam-Versagers, das ihm nach vielen frühen Niederlagen bei den Grand Slams zu Beginn seiner Karriere anheftete, wird ihm aber schon lange nicht mehr gerecht.

Alexander Zverev ist ein Weltklasse-Tennisspieler. Darauf kann er stolz sein und Sportdeutschland darf es das auch. Das zeigt allein schon die Tatsache, dass er im Finale gegen Alcaraz zwar nicht Favorit, aber ganz sicher auch nicht krasser Außenseiter war. Denn Zverev ist inzwischen konstant wie kaum ein anderer – gerade in Paris. In den vergangenen drei Jahren hatte er beim Sandplatzklassiker stets das Halbfinale erreicht und der Schritt ins Endspiel war fast logisch.

Dort, in einem Grand-Slam-Endspiel zu bestehen, ist allerdings noch einmal eine andere Herausforderung. Das ist ihm im zweiten Versuch nach den US Open 2020 wieder nicht gelungen. Und mit diesem Makel muss er leben.

Mit seinem Sieg in Paris hätte er alle Skeptiker widerlegt und künftig ohne diesen Druck, es unbedingt allen zeigen zu müssen, aufspielen können. Dass der auf ihm lastet, ist unzweifelhaft. Auch wenn Zverev selbst gern das Gegenteil behauptet und auf seine großen Erfolge verweist.

Ein Spieler mit seinem Potenzial muss es sich allerdings gefallen lassen, wenn er im besten Tennisalter auch an der Zahl der Grand-Slam-Titel gemessen wird. Und die Jagd nach diesem großen, alles verändernden Sieg wird nicht leichter. Denn zur Wahrheit gehört eben im Falle von Zverev auch, dass sich in die Lücke, die Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic hinterlassen haben oder es bald endgültig tun werden, bereits jüngere Spieler als Zverev drängen konnten. Alcaraz oder Jannik Sinner, die neue Nummer eins der Welt, sind hier als Erste zu nennen.

Den Ehrgeiz, es der Konkurrenz zu zeigen, bringt Alexander Zverev mit. Auch sein Tennis ist gut genug, um jeden dieser Spieler an einem guten Tag zu schlagen. Vielleicht gelingt ihm das ja in einigen Wochen an gleicher Stelle in Paris. Dann, wenn es gilt, seinen Olympiasieg von Tokio zu wiederholen. Es wäre genau die Antwort, die von einem Champion jetzt erwartet werden würde.

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