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© dpa

Torwartfrage: Totales Vertrauen in Burchert

Sascha Burchert deutet in seinem ersten Pflichtspiel für Herthas Profis an, dass er den verletzten Torwart Jaroslav Drobny standesgemäß vertreten kann.

Sascha Burchert machte das, was einen guten Torwart auszeichnet: Er erkannte die Gefahr bereits im Ansatz. Burchert erreichte das Ende des Fußballplatzes genau in dem Moment, als seine Kollegen bereits vom Pflichtbesuch aus der Kurve zurückkehrten. Herthas Torhüter machte das einzig Richtige. Er trottete mit dem Rest der Mannschaft in die Kabine. Wie, bitte schön, hätte das denn ausgesehen, wenn Burchert allein vor den Fans gestanden hätte? Wenn die Kurve einen 19-Jährigen für sein erstes Pflichtspiel euphorisch feiert und allen anderen auf diese Weise en passant noch einmal ihr Misstrauen ausgesprochen hätte?

Burchert hatte die Aufwartung in der Kurve verpasst, weil er erst noch die Manöverkritik seiner Torwarttrainer hinter sich bringen musste. Das sei immer so, berichtete er, nichts Tiefschürfendes. Die Spanne reicht von: „Es war gut“ bis „Es war okay“. Und in seinem Fall? Burchert lächelte. „War okay.“ In Wirklichkeit war es natürlich weit mehr als das gewesen.

„Der Junge hat das hervorragend gemacht“, sagte Manager Michael Preetz. Vor allem unter den gegebenen Bedingungen. Ohne jegliche Vorbereitung musste Burchert von der Bank für den verletzten Jaroslav Drobny aufs Feld. „Es war sicher nicht leicht“, sagte Preetz. Aber Burchert, gebürtiger Berliner, war angeblich frei von Nervosität: „Wenn du im Olympiastadion spielst und die Ostkurve deinen Namen ruft, kann es nur gut laufen.“

Hinter dem erfahrenen Drobny setzt Hertha auf zwei junge Torhüter, auf Burchert eben, der Ende Oktober 20 wird, und auf den derzeit verletzten Christopher Gäng, 21. Viele haben es für gewagt gehalten, nur mit diesen beiden in die Saison zu gehen, zumal Gäng vor einem Jahr einen eher mäßigen Einstand bei den Profis erwischt hatte. Einmal stand er im Tor, Hertha verlor 1:5 in Bremen, und Gäng sah dabei nicht allzu gut aus. Trotzdem haben die Berliner nie ernsthaft erwogen, noch einen erfahrenen Ersatzmann zu verpflichten. „Wir haben totales Vertrauen“, sagt Trainer Lucien Favre über Burchert, der bereits als offizielle Nummer zwei in die Saison gegangen ist und nun zwei Wochen für Drobny im Tor stehen wird.

Nach dem ersten Eindruck ist das kein allzu großes Risiko. Das Vertrauen erscheint durchaus gerechtfertigt. Kaum war Burchert gegen Ventspils auf dem Feld, spielten ihm die Kollegen im Strafraum zwei scharfe Bälle in den Fuß; er leitete sie sauber weiter, fing noch eine harmlose Flanke ab – „danach war ich drin im Spiel“. Seine beste Aktion hatte Burchert zehn Minuten vor dem Ende, als er sich in den Laufweg von Andrejs Butriks warf und ihm den Ball vom Fuß wischte. „Er kann das Spiel gut lesen“, sagte Favre. „Mit dem Fuß ist er gut, und seine Reflexe sind fantastisch.“ Auch die Kollegen sind alles andere als beunruhigt über den neuen Mann in ihrem Rücken. „Er hat keine Angst“, sagt Arne Friedrich. „Sascha hat ein gesundes Selbstvertrauen. Jetzt kommt seine Chance. Ich bin sicher, dass er die nutzen wird.“ Stefan Hermanns

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