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Gut gefahren. Der Porsche kam auf den zweiten Platz in der GT-Klasse..

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Langstrecken-WM WEC: Toyota und Porsche fahren voran

In Silverstone gibt es einen Doppelsieg für Toyota und Porsche zum Saison-Auftakt der Langstrecken-WM beim britischen Traditionsklassiker

Von Sabine Beikler

Der britische Motorsportfan ist Purist: Es geht ihm einzig und allein ums Rennen. Zelte und Caravans auf den Campingplätzen vor dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring oder die riesigen Motorhomes, die man schon Tage vor dem 24-Stunden-Rennen in Daytona im Infield sieht, fehlen in Silverstone völlig. Der 2000 Einwohner zählende Ort in den englischen Midlands ist die Wiege des britischen Motorsports. Und deshalb reist das als sehr fachkundig geltende britische Publikum auch erst am Renntag an: An diesem Sonntag startete der Auftakt der Langstrecken-Weltmeisterschaft, der World Endurance Championship (WEC), mit dem Vierstundenrennen.

Auch in England saß der Schock nach dem Horrorcrash bei der Formel 2 am Sonnabend in Spa und dem Tod des jungen Franzosen Anthoine Hubert bei den Teams und den Zuschauern tief: Mit einer Gedenkminute unmittelbar vor dem Start gedachte das Publikum dem jungen Rennfahrer. Silverstone gilt als äußerst anspruchsvolle Rennstrecke. Der 5,89 Kilometer lange Kurs hat 18 Kurven und sehr schnelle Streckenabschnitte. „Die Strecke macht Spaß. Es gibt coole Abschnitte“, sagte Porsche-Pilot Kevin Estre, der mit Michael Christensen den Porsche 911 RSR mit der Nummer 92 fährt. Es fehle ihm aber ein bisschen das Rauf und Runter wie bei anderen Rennstrecken. Das wundert nicht, denn der Kurs liegt auf einem ehemaligen Militärflughafen, der während des Zweiten Weltkriegs von der britischen Luftwaffe genutzt wurde.

Die ersten Rennen wurden bereits kurz nach Kriegsende auf den Landebahnen ausgetragen. Damals waren die Rennen sehr dilettantisch organisiert. Der Überlieferung nach soll 1947 ein auf der Strecke laufendes Schaf überfahren worden und als Kebab-Spieß verzehrt worden sein. Danach hießen die Rennen in Silverstone einige Jahre lang Mutton Grand Prix. Seit 1950 wurde in Silverstone regelmäßig der Grand Prix von Großbritannien ausgetragen, hier fand 1950 der erste Formel-1-Weltmeisterschaftslauf überhaupt statt. Seitdem wurde die Strecke immer wieder modernisiert. Aber erst 2010 änderte man das Layout der Strecke soweit, dass mehrere Streckenführungen möglich sind und verschiedene Rennserien in Silverstone fahren können.

Ab Saison 2020/2021 soll es in der WEC eine neue Klasse „Hyper Sport“ geben

Heute ist die Traditionsrennstrecke aus den Rennkalendern der Königsklassen und der WEC nicht mehr wegzudenken. Am Sonntag siegten die beiden Toyota TS050 in der LMP1-Klasse. In der Profi-GT-Klasse fuhr Porsche mit den Fahrzeugen Nummer 91 und 92 einen Doppelsieg vor Aston Martin und AF Corse mit Ferrari ein. Aber wie geht es generell mit der WEC weiter?

Die Ausstiege von Herstellern wie BMW, Ford und Corvette aus der GT-Klasse und der Rückzug von Porsche, Audi, Nissan aus der LMP1-Klasse haben der Langstrecken-WM in den vergangenen Jahren schwer zugesetzt. Seitdem fährt Toyota quasi außer Konkurrenz, lediglich in den GT-Profi – und Amateurklassen sind Zuwächse zu verzeichnen. Und prominente Fahrer wie der frühere Formel-1-Pilot Fernando Alonso haben sich aus der WEC verabschiedet. Nach zwei Gesamtsiegen in Le Mans zieht es dem Rennfahrer, der erst letztes Jahr sein Engagement in der Formel 1 beendet hatte, wohl in Richtung Rallye.

Er hatte im März in Südafrika einen Toyota Hillux für den Rallye-Einsatz getestet. Nicht ausgeschlossen ist, dass er die Rallye Dakar fährt, die im Januar 2020 in Saudi-Arabien stattfindet. Und wenn es nicht die Dakar wird, gibt es noch andere Wüstenrallyes.

Möglicherweise könnte auch die WEC wieder für ihn interessant werden. Ab Saison 2020/2021 soll es in der WEC eine neue Klasse „Hyper Sport“ geben, die die bisherige Königsklasse ablösen wird. Ein Hybridantrieb ist optional, die Leistung der Boliden soll auf 750 PS begrenzt werden. Diese Hyper Cars können entweder als Prototyp entwickelt oder vom Serienfahrzeug abgeleitet werden. Aston Martin und Toyota hatten bereits ihre Teilnahme in der neuen Klasse bestätigt. Allerdings soll Aston Martin mit der Teilnahme wieder zögern. Dann bräuchte man dringend eine neue Strategie, um die Langstrecken-WM am Leben zu halten. Sabine Beikler

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