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Der Mann mit dem Plan. Gegen seinen ehemaligen Klub VfB Friedrichshafen kann der Rumäne seine 20. Deutsche Meisterschaft gewinnen.

© Jörg Carstensen/dpa

BR Volleys im Finale gegen Friedrichshafen: Trainer Stelian Moculescu ist der Mann mit dem Plan

Stelian Moculescu hatte sich vom Volleyball schon verabschiedet. Jetzt ist er bei den BR Volleys gelandet - und kann zum 20. Mal Meister werden.

Am heutigen Sonntag wird er wieder da sein, wenn die BR Volleys um 15 Uhr in der Max-Schmeling-Halle in Berlin auf den VfB Friedrichshafen treffen. Stelian Moculescu, Deutschlands Volleyballtrainer-Ikone, wird mit Argusaugen das Spiel seiner Mannschaft beobachten. Er wird wahrscheinlich wieder ungehalten sein – wegen verpatzter Annahmen oder Angaben, die im Netz landen. Und sollte er richtig sauer werden, wird er sein Jacket ausziehen, kurz darauf eine Auszeit nehmen und seine Spieler rund machen, wie es im Sportjargon heißt. Stelian Moculescu wird so sein wie immer in den vergangenen 40 Jahren.

Dabei hatte hier in der Max-Schmeling-Halle bereits alles sein Ende genommen. Vor zwei Jahren war Moculescu mit dem VfB Friedrichshafen nach Berlin gereist und musste gegen seinen Erzrivalen, die BR Volleys, eine bittere letzte Niederlage in der Finalserie hinnehmen. Er habe genug vom Volleyball, es sei Zeit für den Abschied, hatte er vor diesem Spiel gesagt. Moculescu sah an diesem Tag müde, ermattet aus. Ein 65-Jähriger, der längst hätte aufhören sollen. Dieser Eindruck blieb von seinem Rücktritt, der – wie sich schnell herausstellen sollte – gar keiner war.

Moculescu nämlich hat noch nicht genug. Dabei hat er in seinen rund 40 Jahren Trainertätigkeit schon fast 50 Titel geholt. Er will aber noch einen weiteren, wahrscheinlich seinen letzten. Aber wer weiß das schon bei ihm. Der inzwischen 67-Jährige ist seit Februar dieses Jahres Trainer bei den BR Volleys, dem Klub, den er viele Jahre lang sportlich aber auch mit Worten bekämpft hat. Als seine Verpflichtung bekannt wurde, werteten das Beobachter als Zeichen großer Verzweiflung bei Volleys-Manager Kaweh Niroomand, nach dem Motto: Wenn mir gar nichts mehr einfällt, dann hole ich den etwas knurrigen Alten.

„Viel kommt da bei mir sicher nicht mehr“

Allerspätestens nach dem 3:1-Auswärtssieg der Volleys im ersten Spiel der Finalserie am vergangenen Donnerstag in Friedrichshafen gibt es kaum noch Zweifler in Berlin. Denn seit der Rumäne in Berlin ist, läuft es wieder beim Deutschen Meister. Heute kann er seine Mannschaft schon zum zweiten Sieg gegen Friedrichshafen führen. Dann fehlt nur noch einer und die Volleys sind zum neunten Mal Deutscher Meister, für Moculescu wäre es die 20. Meisterschaft.

Es sei dies sein kleines Abenteuer bei den Volleys, sagte er vor ein paar Wochen. „Viel kommt da bei mir sicher nicht mehr.“ Das klang sehr danach, dass die Volleys mit einem anderen Trainer in die nächste Saison gehen werden. Sollte es so kommen, wird sich Niroomand vielleicht ärgern, dass er seinen ärgsten Widersacher nicht schon früher ins Boot geholt hat. Wenn Niroomand heute über den Mann spricht, dem er jahrelang nicht einmal mehr die Hand geben mochte, dann hört sich das so an: „Er kennt den Volleyball in- und auswendig. Die Spieler nehmen seine Ratschläge dankend an. Er verknüpft die harte Ansprache mit Empathie. Er hat einen Plan und setzt diesen auch um.“

Tatsächlich hat Moculescu in seiner kurzen Zeit viele Steine bei den Volleys umgedreht, richtige Brocken sogar, an die sich seine Vorgänger nie herangetraut hatten. Die Führungsspieler Robert Kromm und Paul Carroll etwa waren in den vergangenen Jahren immer gesetzt, auch dann, wenn sie schwächere Phasen hatten. Doch kaum war Moculescu in Amt und Würden, war es vorbei mit der Rücksicht auf die früheren Verdienste. Diese spielten im Hier und Jetzt unter ihm keine Rolle mehr. Kapitän Kromm musste früh für den lange enttäuschenden Neuzugang Adam White weichen. Und den Australier Carroll holte Moculescu am vergangenen Donnerstag nach dem ersten Satz vom Parkett und brachte ihn auch nicht mehr wieder, weil dessen Ersatz Kyle Russell einen Ball nach dem anderen ins Feld des Gegners knallte.

Bei den Volleys hat sich so etwas bisher kein anderer getraut, und vermutlich hätte es auch bei keinem anderen geklappt. Moculescu hat viele Jahre seines Lebens seinen Job als Volleyballtrainer autoritär, wenn auch mit offenen Ohren für seine Spieler interpretiert. Moculescu ist einer vom alten Schlag. Und den Volleys hat der alte Mann des Volleyballs so viel Leben eingehaucht wie schon lange niemand mehr.

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